A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 36. - 1994 (Nyíregyháza, 1995)

Juraj Pavúk: Adatok a legkorábbi vonaldíszes kerámia relatív időrendjéhez

Vassil NIKOLOV tion die Vermutung zum Ausdruck, daß die fehlenden Ablagerungen dem Anfang der Periode Karanovo III (GEORGIEV 1961.65.) angehört haben, weshalb er diesen Hiatus bei der endgültigen Periodisation des Neolithikums in Karanovo nicht in Betracht ziehe. Bei der Analyse der Keramik aus dem südlichen Sektor wurde festgestellt, daß zwischen der Schicht Karanovo II und der Schicht mit Materialien vom Typ Karanovo III im nordöstlichen Sektor noch eine weitere Schicht mit der Stärke von etwa 60 cm zu beobachten ist. Sie enthält Keramik, die die techno­logischen und typologischen Traditionen von Kara­novo I und II fortsetzt. Indessen verschwinden hier die tulpenartigen Formen und in hohem Maße die hohlen zylindrischen oder konischen Standfüße. Es erscheinen aber hohe zylindrische Becher mit einem hochansetzenden vertikalen Bandhenkel mit Aufsatz und verhältnismäßig tiefe Schalen mit von innen verstärktem Mündungsrand. Diese Schicht bezeichne ich als Karanovo II-III und ordne sie dem mittleren Neolithikum in Thrakien zu, indessen wird sie mit anderem Inhalt als dem bisher in der Periodisation von G.I. Georgiev vorgelegten definiert. Während für die spätneolithische Periode in Thra­kien vorwiegend die dunkle, hauptsächlich schwarze polierte Keramik charakteristisch ist, wird die mittel­neolithische Gruppe Karanovo II-III durch graubrau­ne und grauschwarze, sehr gut geglättete Keramik definiert, die Träger einer starken frühneolithischen Tradition ist. Während in der spätneolithischen Ent­wicklung das Prinzip des doppelkonischen Körpers vorherrscht, bleiben im mittleren Neolithikum die Keramikformen immer noch rundlich; eigentlich en­det mit Karanovo II-III die uneingeschränkte Herr­schaft des gerundeten Körpers. In der Gruppe Kara­novo II-III erscheinen hohe zylindrische Becher mit hohem vertikalen Bandhenkeln mit fast zylindri­schem Aufsatz, der gewönlich viel schmaler als der Henkel selbst ist. In der Kultur Karanovo III ist diese Form mit einem vertikalen Stabhenkel mit pilzförmi­gem Aufsatz versehen. Während in der Gruppe Ka­ranovo II-III bisher keine Kannen registriert wurden, ist diese Form in der Kultur Karanovo III häufig anzutreffen, der Henkel ist ein hoher Stabhenkel mit pilzförmigem Aufsatz, das Gefäß steht mitunter auf viel Füßchen. Für Karanovo II-III sind verhältnismä­ßig tiefe Schalen mit ebenem Boden und mit leicht von innen verstärktem Mündungsrand charakteris­tisch; der verstärkte Rand ist vereinzelt mit parallelen eingeritzten Strichen (Kerben) verziert. In Karanovo III treten gleichzeitig mit derartigen Formen, allerdings mit ausgeprägterer Verstärkung des Mündungsrandes, auch weit ausladende Schalen auf hohen Füßchen mit von innen verstärkter, breiter Randzone auf, die häufig mit einer Gruppe von eingeritzten Linien mit sich periodisch verändernder Orientiemng verziert ist. An der so fixierten relativen Grenze zwischen Karanovo II-III und Karanovo III sind auch andere Veränderungen in der materiellen Kultur zu beo­bachten, z.B. in der anthropomorphen Plastik. Zum ersten Mal erscheinen in der Kultur Karanovo III auf einem Stühlchen sitzende Statuetten (FOL-KATINCA­ROV-LICHARDUS 1989. Taf.35-, DETEV I960. Abb. 33-35.), dabei mit länglichem zylindrischen Kopf; der zylindrische Kopf wird überhaupt zu einem wichti­gen Element der Plastik während dieser Etappe. Auch am Wohnhaus treten Veränderungen ein: Bauten mit komplizierterem Grundriß erscheinen (GEORGIEV I96I.67-68.). Es wurden eine ganze Reihe von Verän­derungen der Elemente der Sachkultur registriert: bei den Kulttischchen, bei den Gewichten für den Web­stuhl, bei den Stein- und Feuersteinwerkzeugen usw. Auf der Grundlage der hier angenommenen Krite­rien ordne ich dem späten Neolithikum in Thrakien ca. 50 Siedlungen und Siedlungsschichten zu (NIKO­LOV 1993-), hier werde ich aber nur einige von jenen anführen, die seine erste Hälfte verbildlichen, d.h. die Kultur Karanovo III. Das sind Karanovo und Ezero im Kreis Nova Zagora, Vesselinovo und Drama im Kreis Jambol, Kazanläk, Jassa tepe (Plovdiv), Duvanli im Kreis Plovdiv, Celopec im Bereich Pirdop, Kapitän Dimitrievo bei Pestera, Muldava bei Asse­novgrad, Sedlare im Kreis Kardzali, Paradimi im Ägäischen Thrakien, Hodja Cesme an der Marica­mündung. Die Kulturschichten der Kultur Karanovo III haben gewönlich eine Stärke von ungefähr 1 m und umfassen 3 bis 4 Bauhorizonte. In den Teils des nordöstlichen Teiles von Thrakien - Vesselinovo im Kreis Jambol, Karanovo und Ezero im Kreis Nova Zagora und Kazanläk - liegen diese Schichten über den Ablagerungen der Gruppe Karanovo III. In den übrigen Teilen Thrakiens liegen die Schichten aus der ersten Hälfte des späten Neolithikums ohne stratigra­phischen Hiatus auf den Ablagerungen der Kultur Karanovo I - Celopec und Cavdar im Bereich Pifdop, Kapitän Dimitrievo bei Pestera, Muldava bei Assenov­grad, Sedlare im Kreis Kardzali, Madrec im Kreis Stara Zagora und Hodja Cesme an der Mündung der Marica. Das Fehlen von klaren und wirksamen Kriterien für die Periodisierung der neolithischen Sachkultur in Thrakien ließ den Trugschluß zu, daß die in Karanovo festgestellte Entwicklung für ganz Thra­kien gültig sei. Infolge der Anwendung von komp­lexen Kriterien für die Feststellung des Beginns der spätneolithischen Periode in Thrakien wurde klar, da die dem späten Neolithikum vorangehenden chrono­logischen Etappe Unterschiede in der Entwicklung der materiellen Kultur in einzelnen Teilen der Region aufweisen. Im nordöstlichen Teil Thrakiens, z.B. in dem Teil Karanovo, wurden aufeinanderfolgende Schichten der Kultur Karanovo I, der Gruppe Kara­novo II und der Gruppe Karanovo II-III registriert, in Vesselinovo und in Ezero indessen entsprechende Schichten von Karanovo II und Karanovo II-III, d.h. die Entwicklung in diesem Gebiet verläuft über drei aufeinanderfolgende Etappen, die durch eine 152 Jósa András Múzeum Évkönyve 1994

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