A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 36. - 1994 (Nyíregyháza, 1995)
Juraj Pavúk: Zur relativen Chrnologie der älteren Linearkeramik
Juraj PAVUK II - Piscolt (LAZAROVICI 1983. Abb. 3.) und die Kopcany-Gruppe (SISKA 1989.122-126.) mündete sie in die Raskovce- und Esztár-Gruppe ein. Alle diese Gruppen erstreckten sich hauptsächlich östlich der Theiß und in der Ostslowakischen Tiefebene östlich der Zempliner und Slánske-Berge. Was existierte jedoch im rechtsseitigen Theißgebiet nördlich von der Körös-Mündung und in der Slowakei westlich der Berge Slánske vrchy? Wenige bemalte Keramikfragmente aus der Höhle Domica (LICHARDUS 1968.3-36. Abb. 4.) und Aggtelek (TOMPA 1929. Taf. XLVI.7.) klassifizierte J. Lichardus als zeitgleich mit Starcevo IIb, und mehrere Autoren befaßten sich mit ihr im Zusammenhang mit der Starcevo-Kultur (DIMITRIJEVIC 1974.81.). Für ihre Datierung bieten sich auch andere Möglichkeiten an (PAVÚK 1980.a.76, SISKA 1989. 126127.). In den Höhlen fehlen jedwede weitere Funde aus dem frühneolithischen Zeitabschnitt, und die bemalte Keramik hängt mit der bemalten Keramik der Gruppe Szatmár II oder Raskovce zusammen und erscheint zusammen mit der dortigen ALK, die der Bükk-Kultur voranging. Im rechtsseitigen Theißgebiet und im Kosice-Becken wie auch im Torysa-Flußgebiet in der Ostsiowalei entwickelte sich vor der Bükk-Kultur langfristig die Kultur mit ALK mit dominierender Ritzverzierung. Für ihren ältesten Repräsentanten hielt man lange die Keramik der Gruppe Barca III (SISKA 1989. 62-67. Abb. 15-16. Taf. 5-8.). Älter als die Gruppe Barca III sind große Vorratsgefäße (ein rekonstruiertes ist 108 cm hoch) mit Reliefverzierung aus Kosice (SISKA 1989.58-61. Abb. 13., Taf. 4.). Mit der Oberflächengestaltung erinnern sie an die Oberfläche der dickwandigen Keramik aus Méhtelek (KALICZ-MAKKAY 1977. Taf. 5-5-6.,8.). Begleitet sind sie von Fragmenten mit einer für die ALK typischen Ritzverzierung. Vorläufig kann der Zeitabstand dieser Keramik von der Gruppe Barca III nicht bestimmt werden, aber die Grobkeramik, wie sie aus Kosice bekannt ist, kam in der Gruppe Barca III bisher nicht vor. Die anthropomorphen Reliefdarstellungen auf dem Vorratsgefäß aus Kosice haben Analogien auch auf ähnlichen Formen der KörösGruppe (SISKA 1989.60-61, KUTZLAN 1947. Taf. XLI.1.3-5, RACZKY 1980. Abb. 11.4. Abb. 12.1-3.). Das Vorkommen analoger Elemente auf der Keramik der Méhtelek- und Körös-Gruppe erlaubt Erwägungen über die Parallelität der Keramik aus Kosice mit den genannten Gruppen. Auf der Grundlage der Funde aus Kosice definierte S. Siska die Stufe mit Protolinearkeramik (SISKA 1989.58-61.). Er gab ihr einen völlig anderen Inhalt als J. Lichardus, der bei der Beschreibung seiner Protolinearkeramik von der Keramik aus Michalovce ausging (UCHARDUS 1972.), die jedoch in die mittelneolithische Raskovce-Gruppe gehört. Wenn durch weitere Funde die Gleichzeitigkeit der Keramik aus Kosice mit der Körös- und MéhtelekGruppé bestätigt wird, gewinnen wir einen Beleg darüber, daß die kulturell-territoriale Gliederung des Theißgebietes, wie sie sich während des mittleren und auch späten Neolithikums abzeichnet, bereits in den Anfängen der Neolithikums wurzelt: 1. das Tiefland südlich der Körös-Linie mit der Körös-Gruppe und später mit der Szakálhát-Gruppe, 2. im östlichen Teil des oberen Theißgebietes entwickelten sich Gruppen mit dominierender bemalter Keramik und 3. im westlichen Theißgebiet Gruppen mit vorwiegender Ritzverzierung. Die Gruppen mit ALK weiteten sich im Verlauf der Gruppe Szatmár II südwärts in das Verbreitungsgebiet der Körös-Gruppe bis zur Grenze der Vinca-Kultur aus. Eine wichtige Rolle bei den Erwägungen, warum die Körös-Gruppe nicht weiter nordwärts aus ihrer dicht besiedelten Ökumene im Tal des namengebenden Flusses vordrang, spielte die wenig bekannte mesolithische Besiedlung des nördlichen Theißgebietes (KALICZ-MAKKAY 1977.18-19.), und es fehlt auch die Erwägung über eine klimatisch-ökologische Barriere nicht (PAVÚK 1980.b.69-173.), in welcher ebenfalls mit einem möglichen Verharren der mesolithischen Bevölkerung während des Neolithikums gerechnet wurde. Die geringe Zahl mesolithisciier Siedlungen gestattet keine Beurteilung der Beziehung der mesolithischen Besiedlung zur neolithischen Akkulturation. Die kürzliche Feststellung zahlreicher mesolithischer Siedlungen im Umkreis von Jászberény (KERTÉSZ 1991.) erschließt neue Beurteilungsmöglichkeiten der vorneolithischen Kulturen am Nordrand der Großen Ungarischen Tiefebene wie auch in anderen Teilen des Karpatenbeckens. Die mesolithischen Siedlungen im Umkreis von Jászberény bilden ein gutes Gegenstück zu den mesolithischen Stationen auf den Sanddünen in derUmgebung von Sered in der Südwestslowakei (BÁRTA 1957, BÁRTA 1972.), die in der Inundation der Donautiefebene und an ihrem Nordrand liegen. Es ist ziemlich wahrscheinlich, daß viele mesolithische Siedlungen in der Donauniederung wie auch in der Großen Ungarischen Tiefebene von Inundationsablagerungen überdeckt sind. Es ist ebenfalls anzunehmen, daß das Fehlen von dichterer mesolithisciier Besiedlung im Karpatenbecken wie auch in Mitteleuropa nur scheinbar ist und mit einer ungenügend gezielten Forschung zusammenhängt (VENCL 1993.). Die Anpassung der neolithischen Wirtschaft war abhängig von den Klimabedingungen wie auch von der Intensität der mesolithischen Besiedlung. Die neolithische Wirtschaft zwang zum Verlassen der Siedlungsareale der mesolithischen Jäger und Sammler und infolge dessen kam es nicht zur Überdeckung ihrer Siedlungen. Die neolithischen Kulturen und Gruppen in Südosteuropa wie auch im Karpatenbecken waren bereits seit ihren Anfängen typologisch und regional differenziert, was als Folge der unterschiedlichen vorneolithischen Substrate und Intensität der zwischenregionalen Kommunikationen betrachtet wer140 Jósa András Múzeum Évkönyve 1994