A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 36. - 1994 (Nyíregyháza, 1995)

Juraj Pavúk: Zur relativen Chrnologie der älteren Linearkeramik

Zur relativen Chronologie der älteren Linearkeramik den kann. Im Karpatenbecken entstanden Bedingun­gen für die Verbreitung der Landwirtschaft und Vieh­zucht etwa erst im Verlauf der klassischen Starcevo­Kultur, nachdem sich ganze Generationen der Bau­ern und Viehzüchter der Protostarcevo-Kultur in Süd­osteuropa bereits effektiv der Landwirtschaft widme­ten. Erst die günstigen naturräumlichen Bedingungen und die Lösung des Problems der Feldergewinnung und des Getreidenanbaues auf den mitteleuropäi­schen Lößböden mit Wald- bzw. Waldsteppenbe­ständen ermöglichten eine weitere Verbreitung des Getreidenanbaues und damit auch eine grundsätzli­che Veränderung der Lebensweise. In Anbetracht der verhältnismäßig festen Kulturgrenzen, angedeutet vor allem durch abweichende Keramikarten, ist es nicht notwendig und auch nicht zu beweisen, daß massive Kolonisationswellen neolithischer Bauern in große Entfernung vordrangen. Die diffuse Verbrei­tung der produktiven Landwirtschaft begleitete somit eine Retardation bis Stagnation wie auch Sprünge mit einer nachfolgenden Beschleunigung des Akkultu­rationsVorgangs. Die progressiven Formen der Nah­rungsgewinnung konnten ein ausreichender Impuls für eine Übernahme und weitere Vermittlung von Prinzipien der Bodenbearbeitung und Viehzucht ge­wesen sein. Auf diesem Wege konnte sich die Landwirtschaft und Viehzucht aus dem Bereich der Starcevo-Kultur im Westteil des Karpatenbeckens verbreiten, wo sich die Kultur mit älterer Linearkeramik formte. So wie aus der Körös-Gruppe übernahm die Kultur mit ALK (Méhtelek-Gruppé) die Gefäße mit mehreren Stand­füßen und die steatopygen Frauenplastiken, an de­nen der Kopf mit schräg geformtem Gesichtsteil abweichend modelliert war, wie auch die neuent­standene Kultur mit älterer Linearkeramik im Wetteil des Karpatenbeckens von der Starcevo-Kultur die Gefäße mit konischen Hohlfüßen zusammen mit den steatopygen Frauenfiguren übernahm, die mit brei­ten Linien wie die örtliche Keramik verziert sind (KALICZ-MAKKAY 1972. Abb. 3.10.). Die gleichbleibend geringe Zahl der Funde der BADER 1968. Bader, T.: Despre figurinele antropo­morfe in cadrul culturii Cris. [Beiträge zur Kenntnis anthropomorpher Figurinen aus der Cris-Kultur] ActaMN 5.1968.381-388. BÁRTA 1957. Bárta, J.: Pleistocénne piesocné duny pri Seredi a ich paleolitické a mezolitické osídlenie. [Pleistozäne Sanddünen bei Sered und ihre paläolithische und mesolithische Besiedlungl SlA V.1957.5-72. älteren Linearkeramik aus Mitteleuropa belegt, daß bereits während ihres Bestehens regional differen­zierte Gruppen entstanden, die sich im Verlauf der weiteren Entwicklung der Kultur mit Linearkeramik immer mehr in der materiellen und geistigen Kultur voreinander unterschieden. Die territorial und regio­nal differenzierte Entwicklung der Kultur mit Linear­keramik mündete im Spätneolithikum in die Entste­hung mehrerer selbständiger Kulturen und Gruppen (Lengyel-Kultur, Kultur mit Stichband-keramik, Gruppe Oberlauterbach, Gruppe Hinkelstein u.a.). Während die Verbreitung der neolithischen Kultu­ren entlang der Theiß in den Vorgebirgen der Kar­paten endete, verbreitete sich die Kultur mit älterer Linearkeramik etwa von Region zu Region längs der Donau und March, und von dort bis zur Elbe nach Mitteldeutschland. Im Rheingebiet begegnete sie ei­ner fremdartigen neolithischen Kultur mit La-Hogu­ette-Keramik, die überraschend enge Beziehungen zur südfranzösischen Cardialkeramik und über sie zum Frühneolithikum des westlichen Mittelmeerrau­mes aufweist (LÜNING-KLOOS-ALBERT 1989.). Mit diesem Kontakt zweier ursprünglich mediterraner Verbreitungsrichtungen der neolithischen Zivilisation war gewissermaßen symbolisch der Akkulturations­prozeß des kontinentalen Europas abgeschlossen. In umgekehrter Richtung, aus Mähren, verbreitete sich die Kultur mit Linearkeramik ostwärts entlang des Karpatenbogens, und bereits während der älteren Linearkeramik gelangte sie bis in die Nähe der Pri­pjat-Sümpfe (PJASECKIJ-OCHRIMENKO 1990. Abb. 3-4.). Auf der dickwandigen Keramik aus Rovno (Abb. 2) finden wir sonderbarerweise bereits keines der Elemente, die man im Karpatenbecken mit der Keramik des Komplexes Starcevo-Cris-Körös verbin­den kann. Auf den Lößterrassen des Pruth und Dniester konnte sie theoretisch der dortigen Cris-Kul­tur begegnen. Doch wissen wir ganz sicher, daß später die Kultur mit junger Linearkeramik das Gebiet des Moldau-Zweiges der Cris-Kultur ohne Kontinui­tät unterbrach und im Gebiet von Bukarest der Dudesti-Kultur begegnete. BÁRTA 1972. Bárta, J.: Die mittlere Steinzeit in der Slowakei. APA 3.1972.57-76. BREUNING 1987. Breuning, P.: 14 C Chronologie des vorderasiatischen, Südost- und mitteleuropäischen Neolithikums. Fundameiita A. 13- Köln 1987. CANTACUSINO-MORINTZ 1963. Cantacusino, G.­Morintz, S.: Die jungsteinzeitlichen Funde -in Cernica (Bukarest). Dacia VII. 1963.27-89. Literatur Jósa András Múzeum Évkönyve 1994 141

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