A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 36. - 1994 (Nyíregyháza, 1995)
Juraj Pavúk: Zur relativen Chrnologie der älteren Linearkeramik
Juraj PAVUK der jungen Linearkeramik in den Siedlungen der Dudesti-Kultur (CANTACUSINO-MORINTZ 1963.41. Abb. 12.2.) wird die Gleichzeitigkeit der jungen Linearkeramik aus dem Moldaugebiet mit der Dudesti-Kultur belegt (COMSA 1987.75.). Kein Zweifel, daß die junge Linearkeramik in das Moldaugebiet gelangte und von dort, lange danach, ihre Importe in die Dudesti-Kultur, als im Karpatenbecken die älterer Linearkeramik untergegangen war. Ebenso bestehen keine Zweifel darüber, daß die Dudesti-Kultur zusammen mit der Vinca A-Kultur nach dem Untergang der Starcevo-Cris-Kultur entstand. Parallel mit der Entstehung der Dudesti- und der Vinca A-Kultur entstand zweifellos auch die Gruppe Szatmär II, und aller Wahrscheinlichkeit nach spielte sich im Westteil des Karpatenbeckens der Übergang von der älteren Linearkeramik zur jüngeren Linearkeramik mit dem typischen Ornamenten der Notenkopfgrübchen im System der linearen Verzierung ab. P. Raczky übernahm die Datierung der älteren Linearkeramik und ihrer Beziehung zur Kultur Starcevo und Körös wie auch zur Vinca-Kultur nach N. Kalicz und J. Makkay (RACZKY 1989.235. Anm. 43.) in dem Sinne, daß sie mit der Vinca A-Kultur zeitgleich ist. Wie ich schon oben erwähnt habe, erkennen beide zitierten Autoren die Gleichzeitigkeit der älteren Linearkeramik mit der mittleren und späten Starcevo-Kultur und Körös-Gruppe an. Am wichtigsten ist in diesem Kontext das Problem der Gleichzeitigkeit oder Ungleichzeitigkeit des sog. Protovinca mit der Vinca A-Kultur. Bei seiner Lösung kann vielleicht von der Gruppe Szatmär II ausgegangen werden. Sie ist die einzige Gruppe im Karpatenbecken, in welcher die Keramikformen (RACZKY 1983. Abb. 12.1-2,4. Abb. 13.1.,3-, Abb. 18.4-6.,8.) mit Formen der Vinca-Kultur (VASIC 1936.) und Dudesti-Kultur vergleichbar sind (NICA 1976. Abb. 4.13-, Abb. 6.1-5., Abb. 7.1-2.). Solche Formen ergab auch die Grube in Endrőd, Fundort 6, die J. Makkay als Szatmär/frühes ALK/Protovinca klassifiziert (MAKKAY 1990.121. Taf. 1.6.,8., 12-14., 18.,Taf. 3.10-17.,22.,25.). Das sind Formen, dieänlich wie die Keramik aus Kőtelek (RACZKY 1983.) nach der Körös-Gruppe folgen sollten, und ihre Entstehung muß mit dem Aufkommen der Kulturen Vinca A und Dudesti verknüpft werden. Auch in diesem Kontext muß die Begründung der Herausgliederung des Protovinca-Horizontes im Tiefland erwogen werden. Wie sich zeigt, geht das Protovinca weder genetisch noch chronologisch der Vinca-Kultur voran, und die Funde, die in diesen Horizont eingestuft werden, müßten bereits mit der Vinca A-Kultur zeitgleich sein. Im Zusammenhang mit der Körös-Gruppe wäre es besser, von dem Begriff Protovinca abzulassen (RACZKY 1989.235.). Wenn wir eine solche Lösung der genetisch-chronologischen Beziehungen zwischen der Körös-Gruppe, Szatmär II und der Vinca A-Kultur akzeptieren, können wir auch einen Ausgangspunkt für die Lösung änlicher Beziehungen zwischen der Kultur mit älterer Linearkeramik im westlichen Teil des Karpatenbeckens und der Kultur Starcevo und Körös wie auch der Vinca A-Kultur suchen. Nehmen wir die These an, daß die ältere Linearkeramik während der Starcevo-Kultur und der Körös-Grupp entstand, wird die Vinca-Kultur von der Teilnahme an ihrer Genese ausgeschlossen. Keine der Formen der Linearkeramik kann mit der Keramik der Vinca-Kultur verglichen und folglich nicht von ihr abgeleitet werden. Das dünnwandige doppelkonische Gefäß mit ausladendem und verdicktem Rand (PAVÚK 1980.a. 16-17. Abb. 4.2-3., Abb. 5.1-2, Abb. 7., Abb. 23.1-4., MAKKAY 1978.21. Taf. VI.la-b., 4a-b, Taf. XVII.12a-b, KALICZ 1980. Taf. 4.5a, Taf. 5.2, KALICZ-SCHREIBER-KALICZ 1992.52. Abb. 5.2-6.) gehört zu typischen Formen der älteren Linearkeramik. Wenn ihre Entstehung ausschließlich mit den doppelkonischen Gefäßen der Vinca-Kultur verknüpft wäre, dann müßte die ältere Linearkeramik in vollem Umfang mit der Vinca A-Kultur zeitgleich sein. Aus anderen Zusammenhängen geht jedoch hervor, daß sie bereits während der Starcevo-Kultur entstand. Mit der Vinca A-Kultur muß vor allem die junge Linearkeramik (Notenkopfkeramik) zeitgleich sein, die sich während eines langen Zeitabschnittes bis zur Entstehung der Zeliezovce-Gruppe entwickelte, die aufgrund vieler Zusammenhänge mit der Stufe Vinca B, ähnlich wie mit der Szakälhät-Gruppe zeitgleich ist. Das angeführte doppelkonische Gefäß transformierte sich in der letzten Phase der älteren Linearkeramik zum Kugelgefäß mit Randeinzug (PAVŰK 1980.a. 18.Abb.19-2 , Abb. 41.), das in der jungen Linearkeramik zu einer ganz dominierenden Form wurde (Abb. 4:2). Es scheint also, daß damals, als in der Vincaund Dudesti-Kultur und für kurze Zeit auch in der Szatmär II-Gruppe doppelkonische Gefäße mit dem Bauchumbruch in der Mitte, aber häufiger im oberen Drittel zu typischen Formen wurden in der Kultur mit Linearkeramik, die Entwicklung hin zum typischen Kugelgefäß ging. Die Kultur mit Linearkeramik war damals schon in großen Teilen Europas als autonomes wirtschaftliches, gesellschaftliches und kulturelles Phänomen verbreitet. Die Umgestaltung von der älteren zur jüngeren Linearkeramik ist im Inventar der Phase Milanovce wahrnehmbar (PAVÚK 1980.a. 45-47.). In diesem Zusammenhang ist das Fragment eines mit seichten Vertikalkanneluren verzierten Kugelgefäß des balkanischen Typs aus Hurbanovo wichtig (PAVÚK 1980.a. Abb. 41.2.). Es ist nicht ausgeschlossen, daß diesem Gefäß chronologisch ein mit Kanneluren verziertes Fußgefäß aus Bicske sehr nahesteht (MAKKAY 1978.20. Taf. Vl.lab.), obwohl es noch doppelkonisch ist und auch einen kurzen Hals hat. Das kugelige Gefäß mit flachen Vertikalkannelu138 Jósa András Múzeum Évkönyve 1994