A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 12-14. - 1969-1971 (Nyíregyháza, 1972)

Csallány Géza: Die übernatürlichen Wesen der schwäbischen Glaubenswelt im Dorfe Vállaj

Er kam schon am Nachmittag, als die Kinder aus der Schule nach Hause gingen, und war/ in der Wohnung — wie es bei solchen Geistern oft vorkommt 61 — unter großem Lärm alles durcheinander. Er war so gefährlich, daß sich niemand im Haus zuwohnen getraute. Dann stellten die Leute auf einem Wagen eine große Kiste vor die Tür. Die Kiste war offen. Man wartete, daß der Hofrichter hineinspringe. Viele Geistliche beteten Tag und Nacht ununterbrochen, bis endlich einmal der Wütende hinein­sprang. Man sperrte die Kiste geschwindzu. Die Pferde konnten aber den Wagen nicht wegziehen. Endlich hat man mit 8 Pferden die Kiste zur Sumpfwiese ge­schleppt und dort in den Sumpf geworfen. So hat man einen Totengeist getötet. Wo die Kiste versank, erschien ein Licht, eine kleine Flamme, die Seele des Hofrichters. Es ist eine allgemeine Regel, daß die Seele solcher Menschen, die im Leben etwas versäumt haben oder etwas Sündhaftes verbrachen, in das Haus oder in die Gegend zurückkehrt, wo sie im Leben am häufigsten zu finden waren. P]ben so wie in unserem Beispiel: Die Beichte und die Kommunion des Kalvinisten in der katho­lischen Kirche war auch so eine Sünde. Deshalb sollte er büßen. Der Hofrichter erschien nach dem Tod in 2 Formen: zuerst als heimkehrender Geist in seiner menschlichen Gestalt, nach seinem zweiten Tode als eine Flamme?' 1 Die Seelen der Gestorbenen können ihre Erscheinungsformen immerwieder ändern, bis sie einmal erlöst werden. Eben aus dem Komitat Szatmár stammt der Glaube: „Die laufende Flamme ist die Seele eines gestorbenen, unruhigen Menschen, der wegen seiner irdischen Taten keine Ruhe hat". 03 2. (C. ()) Im Friedhoftor saß immer ein Geist, mit einer kleinen Mätze. Die Mäd­chen kamen vom Spinnen immer durch den Friedhof. Eines von ihnen hatte die Mütze des Geistes gestohlen und nach Hause gebracht. Aber der Geist ist ihm nachge­gangen und hat versprochen, solange vorm Haus zu stehen, bis das Mädchen das Käpchen zurückgibt. Das Mädchen wurde krank und konnte schon am Morgen nicht mehr aufstehen. Die Eltern gingen um den Pfarrer. Der kam dann mit dem Kruzifix. Man brachte das Mädchen aus dein Haus, sie gab dem Geist die Mütze zurück. Der Tote wollte das Mädchen packen und mitnehmen. Da hat der Geistliche das Kruzifix 04 zwischen sie gestellt. So konnte der Tote das Mädchen nicht mitreißen. Kurz darauf ist das Mädchen gestorben. Kappe oder Mütze haben mehrere übernatürliche Wesen, besonders auf deut­schem Gebiet. Der Geist, der im Tor stand, war die gestaltete Seele eines Toten. Diese unruhige (er kam aus dem Grab) Seele wartete im Tor auf Erlösung. Aber es kann auch sein, daß sie nur ihre „freie Zeit" im Friedhof verbrachte. Das Mädchen hat die Ruhe und Ehre des Totengeistes gestört und beleidigt — mit dem Stehlen der Kappe — ; wegen solch einer Tat muß jeder Mensch sterben. Die Eltern versuchten dem Mädchen zu helfen. Aber „nicht jedermann ist dazu imstande das Bannen der Geister zu vollbringen. Dazu sind meistens Geistliche, besonders Ordens­leute die besten. 05 Der Pfarrer konnte mit dem Kreuz etwas helfen: der Tote nahm das Mädchen nicht mit ins Grab. Aber so große Macht haben die ,Heiligen' nicht gehabt, daß sie auch das Leben des Mädchens hätten retten können. 61 Hoffmann-Krayer , III., 490. 62 Hoffmann-Krayer, III., 536. 63 Jakab, Szatmár megyei babonák (J895), 309. 64 ,firxtagot' 65 Hoffmann-Krayer, III., 513. 202

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