A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 12-14. - 1969-1971 (Nyíregyháza, 1972)

Csallány Géza: Die übernatürlichen Wesen der schwäbischen Glaubenswelt im Dorfe Vállaj

Man könnte auch über Antal Hazai erzählen, vom alten Scheiemann 1 oder von der Frau Lányi (Lang), die vor zwei Jahren begraben wurde, usw., aber ihr Lebens­weg ist für uns nicht so bedeutend, da ihre Geschichten meistens nur das Material der drei erwähnten Erzählerinnen wiederholen. Frau Rozi (Rosa) Varga habe ich nur einmal getroffen, im Hause der Dudler­Großmutter. Sie erzählte mir damals nur ungarische Geschichten. Sie habe das Schwäbische schon vergessen, sagt sie. Als ich nach einer kurzen Zeit wieder nach Vallaj kam, fand ich sie nicht mehr, sie zog zu ihrer Tochter nach Budapest. Obwohl die vorher kurz geschilderten Lebenswege verschieden waren, sind einige Züge doch gemeinsam. a) Die Freude am Erzählen. Die meisten Geschichten (Sagen) und Märchen (oder wenigstens die wichtigsten Motive) haben sie von ihren Vorfahren übernom­men. Was sie erzählen, ist den Kleinen ebenso lieb, wie es den Ureltern war. b) Sie gehören weder zu den Gelegenheitserzählern noch zu den bewußten Erzählern. Ich würde ihren Platz irgendwo an der Grenze der zwei Typen bestimmen. Die Dudler-Großmutter und Frau Ceglédi erzählen der Familie und nur seltener in einer großen Gesellschaft. Die , Rigó Franci néni' ist als Erzählerin auch nur zweitrangig. Die Geschichten kommen in einem größeren Kreis nur zu gewissen Gelegenheiten zum Erzählen. c) Frau Franci Sájbli erzählt eigentlich nur zur Abwechslung. Die Geschichten der Frauen Dudler und Ceglédi haben einen 'pädagogischen Charakter. Das kann man zwischen den Geschichten, in der Pause erfahren: z.B. am Ende der Geschichte, als das Mädchen stirbt, weil sie zum Geist sprach, sagte Tante Róza: „Na, drum sollat dem Goaischt niks saga" (Na, deshalb sollt ihr dem Geist nichts sagen). d) Das vorige Zitat beweist aber auch, daß die Erzählerin noch immer an Geister, an Gespenster, an böse Wesen und an Teufel glaubt. Als ich sie fragte, ob es im Dorf noch immer solche Wesen gebe, antwortete sie: nein, aber es gab solche. Doch sie glauben noch immer daran. Deshalb machen sie die Enkelkinder auf das Benehmen der Geister aufmerksam. D. Das Erzählen Die Erzählungsart ist hier ganz anders als bei den Volksmärchen. Der Unter­schied ist am klarsten im Umfang und im Stil zu beobachten. a) Die Geschichten sind ziemlich kurz. Nur die märchenartigen Erzählungen sind etwas länger. Das Hauptgewicht liegt auf dem Inhalt des Erzählten. Die lang­weiligen Beschreibungen bleiben weg, aber man braucht sie garnicht, da die Per­sonen entweder bekannt sind oder waren, andererseits ist es nicht so wichtig, mit wem etwas geschehen ist, da das Zusammentreffen mit Geistern jedem passieren kann. Den Zuhörern ist die bloße Handlung wichtig. Die Kürze macht das Zuhören nicht anstrengend. b) Das Talent des Erzählers beim Erzählen solcher Sagen ist — meiner Mei­nung nach — nur vom Standpunkt der Suggestion des Miterlebens bedeutend. c) Der Stil des Erzählens steht dem Stil des Märchens nach, sogar bei demselben Erzähler. Das Publikum muß man nicht mit stilistischen Schönheiten fesseln, weil das erregende Thema dazu genügt. Das Erzählen der Sage kann gelegenheitlich rührend sein, da das, worüber in der Sage erzählt wird, geschah nicht mit einem Märchenhelden der Phantasie, sondern mit einem der Einwohner des Dorfes oder gerade mit dem F]rzähler. 7 Er starb 1964, mit 88 Jahren. 168

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