A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 12-14. - 1969-1971 (Nyíregyháza, 1972)

Csallány Géza: Die übernatürlichen Wesen der schwäbischen Glaubenswelt im Dorfe Vállaj

Gläsern Rotwein zu erzählen an, als die Kinder schon im Bett liegen, ,was ksai friar'. Diese Geschichten erreichen aber ihre Wirkung nur bei einer gewissen Stim­mung, welche man durch Lieder, Sprüche und natürlich auch durch Wein fördert. In dieser guten Laune spricht man dann über die „Erlebnisse" mit überirdischen und übernatürlichen Wesen. Frau Dudler und ,Tante Franci' (Frau Sájbli) bringen auch aus ihrem Leben Beispiele. Auf einmal beginnt man mit dem Thema über die Hexen. Die gute Laune wird dadurch gedämpft, die Kinder fürchten sich schon, die Alten schweigen oder sagen nur kurz vor sich : ,zö ksäi' — so ist es gewesen. Nach der Erzählung geht die Verwandtschaft nach Hause, nur einige Kinder bleiben über Nacht; und die jüngeren Frauen treten furchtsam auf die Straße, die Männer beginnen wieder zu scherzen (aber nichtmehr so übermütig, wie eine Stunde vorher) und schrecken die Frauen. B. Die Umstände, unter denen Aberglaube und Sage weiterleben können. Die Reihe der aus Süddeutschland mitgebrachten Glauben ergänzte sich in der neuen Umgebung mit neuen Glauben, die sich verknüpften, ihren Charakter teilweise erhielten oder teilweise vergessen wurden. Nicht nur der Erzähler, sondern die ganze Zuhörerschaft sind Träger des Aber­glaubens, der seit uralten Zeiten blüht und lebt, auch heute noch. Diese Geschichten werden oft auch von den Jüngsten erzählt, auch dann, wenn sie daran nicht mehr glauben können. Die Ursache der Entstehung dieser Geschichten (Sagen) ist nicht einfach Unwissenheit. Die mündliche Überlieferung dieses Stoffes wird auch durch andere Umstände ermöglicht: 1. Als fremdes Volkstum in ungarischer Umgebung sind die Vállajer dem, was sie aus der Heimat mitbrachten, sehr anhänglich. Die traditionellen Glauben, die sagischen Vorstellungen werden unter dem Einfluß eines Erlebnisses lebendig, aktuell. Die miterlebende Person faßt ihre eigenen Erlebnisse gemäß der Sagen­überlieferung des Volkes auf, das heißt, die miterlebende Person hält ihre Erleb­nisse für Wiederholung früherer bedeutender Fälle. 2. Die kleinen Sprachinseln schlössen sich von der fremden Umgebung ab; aber wenn sie etwas übernahmen, dann bewahrten und bewahren sie es. 3. Der Alkoholismus: In Vállaj gibt es kaum eine Familie, die keinen Wein­garten besässe. Auch Kinder trinken häufig oder täglich Wein. Physiologisch ist das Weiterleben der Visionsgeschichten erkläbar : die Gedanken sind eingeschränkt, sie suchen kein neues. 4. Die geographische Umgebung: das Ecseder Moor (Ecsedi láp) erstreckte sich früher bis nach Vállaj; es war also nicht schwer Nachtlichter, kleine Flammen (die Fluoreszens des Mulles) zu sehen, und jeder konnte leicht im Sumpfe ver­schwinden. Heute ist von alldem nichts mehr vorhanden. Das Dorf bewahrt aber heute noch manche Reste alter Zeiten. Die vielen Steinkreuze, auf denen oder hinter denen sich — nach dem alten Aberglauben — die Geister verbargen und dem dort Vorübergehenden auf die Schulter sprangen, stehen noch immer. Am Hügel ausgebreitet liegt der Friedhof, der Tummelplatz der Hexen. Die Schatten der Bäume bilden im Mondschein geheimnisvolle ,Riesen­gestalten'. In den Abendstunden sind die grossen Hunde ebenso gefährlich und erschrecken den Vorbeigehenden, wie einst. Man braucht dabei wirklich nur ein wenig Phantasie, und schon ist ein „neuer 164

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