A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 8-9. - 1965-1966 (Nyíregyháza, 1967)
D. Csallány: Die awarische Stammesordnung
DIE AWARISCHE S T A M M E S О R D N U N G Das awarische Reich — das westlich bis zur Enns reichte — brachen die Kriegszüge Karls des Grossen zusammen. Die politische Zusammensetzung des Reiches, sein Zerfall in Nachfolgestaaten, auf Stämme, bedeuteten noch nicht die Auflösung des Awarentums, das Ende seiner Kultur, seiner archäologischen Hinterlassenschaft. In den geschichtlichen Aufzeichnungen existieren im Jahre 875 — im Morgenrot der Landnahma (896) die Awaren noch unter Führung ihrer Kagane. Dagegen weiß man in den heimatlichen Chroniken nichts von ihnen, die russischen Quellen berichten sogar über ihre Vernichtung. Die Debatte über das Weiterleben der Awaren konnte man bisher auch auf archäologischer Grundlage nicht befriedigend abschließen und das awarisch-ungarische Zusammenleben beweisen. Dafür reichte das Beweismaterial nichts aus. Mit Beachtung der geschichtlichen, archäologischen, antropologischen Angaben hielt ich von den zwei großen Volkskomponenten des Awarentums : die archäologische Hinterlassenschaft der Kuturgurbulgaren (Hunnen) und ihre mongoloidén antropologischen Eigenschaften, für eine Hinterlassenschaft einer aus Mittel- und Ostasien stammenden türkischen Volkswelle ; die europäischen Awaren (das Volk des Kagan Baj an) verband ich auf Grund der historischen Quellen und auf Grund ihrer frühen archäologischen Hinterlassenschaft und auf Grund ihres Bestattungsrytus, mit der WolgaKama — Gegend. Diese „Pseudoawaren " rissen sich im Jahre 558 aus dem Band der Ugorén los. Man hieß sie Uarxoni. Ihre eigene Benennung erhielt sich in unseren mit Várkony benannten Ortsnamen. Dieser Name kommt auf dem eigenen Stammesgebiet der Awaren östlich der Theiß nicht vor. Die archäologische Verbindung: gepreßtes und Greifen-Ranken charakterisiertes Denkmalmaterial. Die slawische Namensform Ohr „Riese", „riesige" bezieht sich auf das awarische Volk. In Kärnten dagegen finden wir im Drau-Save-Zwischenland — in einem slawischen Milieu — sämtliche, auf die Awaren hinweisende, oben erwähnte Namensformen und archäologische Denkmäler. Die wertvollste Geschichtsquelle unserer Landnahme (896) ist der Bericht aus dem Jahre 950 des byzantinischen Königs Konstantinos Porphyrogennetos über die Stämme der Türken (Nyék, Megyer, Kürtgyarmat, Tarján, Jenő, Kér, Keszi) und über das sich angeschlossene Volk der Kabaren. Unsere Chroniken kennen die Namen der Stämme nicht, nur die Namen der Führer. Die ungarischen Chroniken wissen weder von einem 8. Stamm, noch von den Kabaren. Die erwähnten weiteren Stammesnamen kommen auch als Ortsnamen vor. Nach Behauptung von Vámbéry hielt man den Stammesnamen Kabar bisher für türkisch, seiner Meinung nach bedeutete das Wort der „sich Erhebende", „Rebelle". Zur Zeit des Tormás um 950, wohnten im Karpatenbecken teilweise finnisch-ugrische, in der Mehrheit aber mit türkischen Namen bennante Stämme, es herrschte also die Zweisprachigkeit. In der Bezeichnung der Stammesnamen dominierte im byzantinischen Bericht —mit Hilfe Tormás's — die türkische Benennung. 55