Novák László szerk.: Néprajzi tanulmányok Ikvai Nándor emlékére II. (Studia Comitatensia 24. Szentendre, 1994)

Szabó István: Egy alföldi falu – Kecel – társadalmának rétegződése a XX. században a népi megítélések tükrében

DIE GESELLSCHAFTLICHEN SCHICHTUNGEN IM 20. JAHRHUNDERT DES TIEFLÄNDISCHEN DORFES KECEL, IM SPIEGEL DER VOLKSBEURTEILUNG Dieses Elaborat unterscheidet sich von den gewohnten Gesellschaftsschilderun­gen. Der Verfasser basiert sich ausschliesslich auf die Erinnerungen. Er präsentiert die gesellschaftliche Aufschichtung des Dorfs Kecel so, wie die verschiedenen Schich­tungen voneinander die Meinungen äussern. Diese Methode ist wohlbegründet, weil solche subjektive Äusserungen die wichtigsten Ausdruckformen der gesellschaftlichen Schichten sind. Das Hauptziel des Autors war, zu demonstrieren: was für Meinungen das Dorf in seiner Gesamtheit über die einzelnen Schichten äussert, beziehungsweise was für Meinungen die einzelnen Schichten voneinander äusserten. Der Verfasser bemüht sich, diesen Meinungen möglicherweise in ihrer Gesamtheit zu präsentieren. Darum verwendet er sehr viele originale Zitate und enthält sich den eigenen Meinungen, Bemerkungen und Vergleichungen im Haupttext. (Sie sind in den erklärenden An­merkungen befindlich.) Der Verfasser bemüht sich, die Erinnerungen der Datenmitteiler erlebnishaft und lebendig zu wiedergeben und damit die Authentizität der Studie zu sichern. Die Da­tenmitteiler waren aus einem umfassenden Kreis gewählt. Zwischen ihnen befinden sich: absolviertet Jurist, der aber ein ganzes Leben lang auf seiner Besitzung Land­wirtschaft trieb; LPG-Vorsitzender; Grossbauer; Kleinbauer; Beamter; Händler, sowie Bauern, die kein Landgut besassen. Aus ihren Erzählungen wurde das umfas­sende Bild des Dorfs zusammengestellt. In diesem Rahmen sehen wir die Schicht der Kleinbauern („pógárok" — 'Bürger' genannt); die Nachfolger der ehemaligen besitz­losen Hofgänger, die ihr Brot mit Ährenschnitt, Hacken, Abholzung, Rigolieren oder als Markthändler verdienten; die dünne Schicht der Arbeiterschaft; die zwei Grup­pen der Zigeuner (Musiker und Walachenzigeuner); die Ordnungsorgane des Dorfs, den Gendarm und den Briefträger. Es werden die materielle Lage, die Wohnungsverhältnisse, die Bekleidung und die Unterhaltungsgelegenheiten der einzelnen gesellschaftlichen Gruppen präsentiert. Und zwar auf die Weise, wie sie sich selbs anschauten, weil Fremden kamen kaum hin, weder Lohnarbeiter noch Eigentümer. Es gab die Möglichkeit, sich ins Dorf durch die Ehe mit einem Receler Mädchen anzusiedeln, aber solche Fälle kamen im 20. Jahrhundert nicht vor. Die einzige Ausnahme bildeten die Handwerker, die einen im Kecel fehlenden Beruf übten; sie gelingen gelegentlich in je eine lokale Familie, und sind im Laufe der Zeit zu echten Receler Bewohnern geworden. Ihre Zahl war aber niedrig. Die Ursache, warum so selten Menschen ihren Sitz veränderten, war das damalige Gesetz. Um zum Keceler Einwohner zu werden, hat man die Sässigkeit erschaffen müssen. Vergebens kam einer z.B. als Ackerknecht ins Dorf (das war eine einfache Möglichkeit für die Ansiedlung), da konnte er bleiben und bis zum Ende seines Lebens arbeiten, trotzdem war er nie als Ortsansässiger betrachtet. Zu diesem Zweck hat er dort Güter verschaffen und für die Gemeinde Steuer bezahlen müssen. Das war aber noch nicht genug. Seine Bitte genehmigte der Gemeindevor­stand nur im Falle, wenn der Bittsteller Sittenzeugnis und Heimatschein vorweisen konnte. Also er sollte Geld und unbestraftes Leben haben. Das letzte Kapitel des Elaborats erörtert diesen Mechanismus. Der Verfasser ist mit den Feststellungen der 1984 veröffentlichten Monographie „Die Geschichte und Volkskunde von Kecel" (Kecel története és néprajza) nicht einverstanden. Um seine Meinung authentisch zu beweisen, präsentiert er nicht nur die Erinnerungen der Datenmitteiler, sondern veröffentlicht auch im Anmerkungsmaterial genaue Daten der Keceler Eheschliessungen aus dem Heiratsregister, mit dem ersten möglichen Zeitpunkt beginnend, durch die Jahren 1912—1913—1914—1922—1923—1925—1930— 1935—1940—1945. 262

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