Ikvai Nándor szerk.: Életmód-kutatások Pest megyéből (Studia Comitatensia 18. Szentendre, 1987)

Farkas Rozália: Pest megyei építőmunkások életkörülményei a dokumentumok tükrében (1900–1945)

verlangen sie von den Arbeitern während des größten Teiles der genannten Periode in der Regel Akkordarbeit, wodurch die Leistungsfähigkeit der Menschen bis zur äußersten Grenze angespannt wird. Laut Unfallstatistik der Industrie aus den Jah­ren zu Anfang des Jahrhunderts steht bereits die Bauindustrie in der Reihe der Berufe mit der größten Unfallgefahr innerhalb der Kleinindustrie an zweiter, in der Fabrikindustrie an erster Stelle. Als charakteristischste Angabe für die Ar­beits- und Lebensbedingungen gilt: das Durchschnittsalter der Maurer um die Jahr­hundertwende betrug 36,5 Jahre. Von der Jahrhundertwende bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren in der Bauindustrie nur einige Jahre lang eine Konjunktur und eine relative Voll­beschäftigung zu verzeichnen. Demzufolge ist es nicht verwunderlich, daß die Be­wegungen, mit denen die Arbeiter versuchen Arbeit und höhere Löhne zu erkämpfen, auch schon zu der Zeit aufeinander folgten, da die Organisierung der Bauarbeiter noch in den Kinderschuhen stecke. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird ein bedeutender Teil der Bau­arbeiten — in Budapest und auch in der Provinz — abgebrochen. Die Arbeitslosig­keit nimmt enorme Ausmaße an, auch die Einberufungen zum Militärdienst können daran nicht viel ändern. Infolge der Arbeitslosigkeit verschlechtern sich auch die Lohnbedingungen, trotz der ständig anwachsenden Preise werden die Arbeitslöhne kaum angehoben. Demzufolge verdient ein Bauarbeiter in den Jahren bis 1917 auch im Falle der Vollbeschäftigung kaum mehr, als was er zum Kauf der allernotwen­digsten Lebensmittel braucht. Bei einer Arbeit von wöchentlich 51 Stunden verdient er im Durchschnitt 55 Kronen, bei 55 Stunden Arbeit, 60 Kronen. Für die Befriedi­gung des Lebensmittelbedarf einer vierköpfigen Arbeiterfamilie, auch wenn sie nur einmal in der Woche Fleisch ißt, an den anderen Tagen Tee, Brot, Speck, Kartoffeln, Bohnen, Teigwaren und Kraut, sind wöchentlich 45,25 Kronen erforderlich. Es versteht sich deshalb von selbst, daß die Industriearbeiter — unter ihnen die Bauarbeiter — bei den Revolutionen 1918/1919 die leidenschaftlichste und stand­hafteste Massenbasis darstellten. Die Regierung der Räterepublik ist bestrebt nicht nur mit Arbeitslosenunterstützung, sondern auch mit Lohnerhöhungen die Lage der Arbeiter zu verbessern. Der Lohn der Industriearbeiter wächst in der ersten Hälfte des Jahres 1919 im Vergleich zum vorangegangenen Jahr um das 2- bis 2,5 fache an. Gleichzeitig verspricht das großangelegte Wohnungsbauprogramm der Räterepublik für lange Jahre sichere Arbeitsmöglichkeiten. Allein das Büro des Direktoriums des Bezirkes Pest plant auf dem Territorium des Bezirkes den Bau von 18 000 Wohnungen. Nach dem Sturz der Räterepublik erwartet auch einen großen Teil der Bauar­beiter des Bezirkes Pest — wie viele andere Arbeiter — Verfolgung, Gefängnisstrafe und Tod. Das konterrevolutionäre System beseitigt auch die Errungenschaften der Revolution, die Arbeitszeit wird wieder auf 9,5 Stunden angehoben, die Löhne wer­den festgelegt. Die unvorstellbare Ausmaße annehmende Inflation macht die Lage der Arbeiter unerträglich, da die Preise der Artikel des allgemeinen Bedarf entsprechend der Goldparität ansteigen, die Kaufkraft der Löhne allerdings rapide sinkt. Obwohl die Jahre der Stabilisation vorübergehend die Unterhaltssorgen lindern, bleiben infolge der Weltwirtschaftskrise von 1929 erneut Zehntausende von Bauarbeitern ohne Ar­beit und Verdienst. Die sich in der Arbeiterklasse ansammelnde Verbitterung führt zu den Ereignissen des 1. September 1930. Es kommt zur größten Arbeiterdemonstra­tion des konterrevolutionären Systems, die sich trotz der Absicht der Sozialdemokra­ten von einem friedlichen Aufmarsch in eine kämpferische Demonstration verwan­delt. Durch einen bewaffneten Eingriff der Polizei wird der Demonstration ein Ende gesetzt, wobei auch ein Todesopfer zu beklagen ist: János Darnyik, Bauarbeiter aus dem Bezirk Pest. Die 30er Jahre bedeuten für die ungarischen Bauarbeiter erneut den unauf­hörlichen Kampf um Arbeit und annehmbare Löhne. Zur größten Aktion der Bau­arbeiter in diesem Jahrzehnt kommt es im Jahre 1935. Der charakteristischste Zug dieses einen Monat lang andauernden Streikes besteht darin, daß er gemeinsam von der Gewerkschaftsleitung und der Opposition organisiert wird und sich ihm außer den organisierten Arbeitern auch die nicht der Gewerkschaft Angehörenden sowie sogar die Christsozialisten anschließen. Um die Größe dieses Zusammenschlus­ses zu demonstrieren reichen folgende zwei Angaben aus: Die Lebensunterhaltungs­kosten einer fünfköpfigen Arbeiterfamilie betrugen 1935 62,21 Pengő, der Verdienst 405

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