Sápi Vilmos szerk.: Vác története II. (Studia Comitatensia 14. Szentendre, 1983)

dass die reaktionären Beamten entfernt und diejenigen, die Schlüsselpositionen ein­nahmen, unter Kontroll genommen wurden. Schon am Tage nach der Proklamation der Räterepublik entstand das Direkto­rium und übernahm die Leitung der Verwaltung, nachdem die früheren Führer ab­gedankt Jaatten. Am 26. März äusserte sich Béla Kun anlässlich seines Besuches anerkennend über die vorbildliche Ordnung die in der Stadt herrschte. Die nach den Wahlen entstandenen Komissionen und Organisationen verrichteten ihre Arbeit mit Enthusiasmus. — Nach der Verstaatlichung der Fabriken und Banken wurde auch das Wohnungsproblem gelöst. Die Probleme der allgemeinen Versorgung wurden mit einem den ländlichen Verhältnissen entsprechenden Kräfteaufwand geordnet. Neben der Bessergestaltung des Gesundheitswesens wurden grosse Erfolge auf dem Terrain des Unterrichtswesens erreicht. Hauptorganisator dieser Reform war der Kommunist János Matheika. Sowohl die Tätigkeit des Aurora Literatur- und Kunstkreises, als auch die theoretischen Artikel der örtlichen Presse und die Publikationen, welche in der Serie der „Bibliothek der organisierten Arbeiterschaft von Vác" erschienen, bezeichnen auch die der allgemeinen Bildung dienenden Erfolge. Die ausländische Intervention unterbrach diese schön beginnende Entwicklung. Bei der Vácer Werbungskampagne von Ernő Poor und Ferenc Münnich meldeten sich viele in die Rote Armee. Von den Eingerückten (darunter auch Mitglieder des Ar­beiterrats) opferten mehrere ihr Leben für das proletarische Heimatland. — Am 6. August übergab der Vorsitzende des Direktoriums die Führung der Stadt dem ge­wesenen Bürgermeister, welcher sich anerkennend über die Disziplin der Vácer Ar­beiterschaft und über das Wirken des Direktoriums äusserte. Das Horthy-Regime begann mit Vergeltungsterror: der örtliche Kommandant der ungarischen Abteilungen Hess — unter Mitwirkung des rumänischen Komman­danten — Hunderte der während der Räterepublik exponierten Personen (in gewissen Fällen an ihrer Stelle ihre Frauen) festnehmen. Ein Teil dieser wurde erschlagen, andere am Donauufer so erschossen, dass die Leichen in das Wasser stürzten, wieder andere wurden hingerichtet oder „inmitten Fluchtversuches" (wie die Meldung lau­tet) erschossen. Auf mehrjährige Zuchthausstrafe wurden diejenigen verurteilt, die in der Sozialisierung der Betriebe teilnahmen. Die während der Räterepublik un­versehrt gebliebenen Dignitäre wünschten sogar jene Journalisten strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen, die ihre Blutgier an den Pranger stellten. — Nach solchen Prämissen schritt das Regime auf widersprüchlichem Boden voran, (im Zeichen der „Rechtskontinuität") dem zweiten Weltkrieg entgegen. (NB: dieses Zeitalter behan­delt die Monagraphie in zehnfach reduziertem Umfang). In der Landwirtschaft war ein relativer Rückfall wahrnehmbar. Dank den bul­garischen Gärtnereien und der Ungarisch-Belgischen Gartenwirtschaft A. G. bildeten der Gartenbau und die Obstkultur eine Ausnahme. Betreffs der Industrie kann im allgemeinen im Vergleich mit der grossen Ent­wicklung während des Dualismus beinahe von Stagnierung — oder von wogenarti­gen Vorsprüngen und Rückfällen — geredet werden. Freilich trug dazu auch die 1929 anfangende grosse Weltwirtschaftskrise bei, welche die Rüstungskonjunktur des II. Weltkrieges nur schattenweise kompensieren konnte. — Die Modernisierung der während des Dualismus gegründeten Fabriken und die Aufrechterhaltung ihrer Kon­kurrenzfähigkeit wurde durch Kreditgeschäfte und erneute Emissionen von Aktien gelöst. — Neue Betriebe: die Kodak Limited Photographische Artikelfabrik, welche auf Grund der vor dem I. Weltkrieg stattgefundenen Verhandlungen entstand, die Salzmann und Co. A. G. Spinnfabrik, bzw. die Baumwollweberei von Vác. (Die Ko­dak Fabrik wurde als Kriegsbetrieb zur Zeit des II. Weltkrieges total niedergebombt). — 2/3 der 942 kleingewerblichen Unternehmer arbeitete ohne Gehilfen. Die örtliche legale (MSZDP, später MSZMP, die Gewerkschaften usw.) und die illegale Arbeiterbewegung spiegeln die Lage der industriellen und anderen Arbeiter­schaft. Ihre politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Organisationen waren in örtlicher Relation wie im Zusammenhang mit den Bewegungen der Hauptstadt be­deutend. Trotz des Terrors der Behörden und der Auflösung der Organisationen kennzeichnen Streike und Sabotagen (II. Weltrieg) die Bewegung. Das Finanzkapital umspann die Vácer Grossindustrie, den Grosshandel, das Ge­sellschaftleben und hielt sie in den Händen. In die Führung der Stadt eingebaut wurde alles, selbst die Entwicklung der Stadt, durch in- und ausländische Kreditge­schäfte erledigt. Die örtlichen Kreditanstalten und die der Umgebung gehörten in das Netz der Vácer Sparkassen A. G., denn diese war in das nationale Banknetz 617

Next

/
Thumbnails
Contents