Sápi Vilmos szerk.: Vác története II. (Studia Comitatensia 14. Szentendre, 1983)
in der Stadt vorkamen. Bei der fcldpolizeilichen Übertretungen ist es bedeutend, dass seit 1840, als Vác zur Gemeindestadt vorrückte, die betreffenden Geldstrafen — anstatt des Patrimonialgerichtes — vom Stadihauptmann (in zweiter Instanz vom Rat) zugemessen wurden. In zivilrechtlichen Angelegenheiten (Vertrag, Darlehen, Eherecht usw.) tritt auch der lokale Charakter der zeitgenössischen Praxis hervor. Die Geschehnisse der Revolution von 1848—49 bedeuten den Wechsel des Zeitalters. Von den Forderungen vom 15. März nahmen die Bewohner von Vác mit Hilfe der seit 1846 verkehrenden Eisenbahn schier in einer Stunde Kenntnis. Die Möglichkeiten der Realisierung ihrer Wünsche von jeher (freier Weinausschank, Zusammenschluss der Stadt) fordernd, wurden sie enthusiastische Anhänger der Wandlung. Dies kennzeichnet, dass Pál Hajnik (dessen Vater aus Schneidermeister Richter, dann Bürgermeister geworden ist) Kandidat der liberalen Partei feierlich zum Abgeordneten des Parlaments gewählt wurde so dass Baron Podmaniczky von der Konservativen Partei freiwillig von der Kandidatur zurücktrat. Bei solchen Umständen — auf Grund der Bewegungen der Zunftgesellen, der Studenten und der niederen Geistlichkeit — unterstützte auch der Rat jene Kräfte, welche den ekklesiastischen Konservativen gegenüberstanden. — Die Zahl der 1347 Nationalgardisten, welche sich aus der wohlhabenderen Schicht der Bürger rekrutierten, übertraf 10% der Bewohnerschaft von Vác. Imre Ivánka (Hauptmann später Major) wurde Kommandant der aus zehn Kompanien bestehenden Einheit des „Lagers von Vác" und hatte mit seinen von mehr als 4000 Mann bestehenden Truppen erfolgreich an dem Stillstandbringen des Heeres von Jellasich bei Pakozd teilgenommen. Demfolgend wurde Vác wiederholt zum Mittelpunkt der Verteidigung nicht nur der Hauptstadt, sondern des ganzen Landes. 1849 bezeugte die Stadt Vác patriotisches Standhalten und überstand schwere Prüfungen, als die Honvéden mit den österreichischen und zarisch russischen Armeen zusammenstiessen — zwei Schlachten bei Vác! —, und auch bei den Manövern des Rückzuges der Honvéden. Zeitalter des Absolutismus. Mit Recht rief Heine im Oktober 1849 der Welt zu: „Gestürzt ist die letzte Hoffnung der Freiheit. Zu Tode blutet nunmehr Ungarn." Österreich konnte unter Mitwirkung des zarischen Russlands den ungarischen Freiheitskampf und zeitweilig die Bürgerrevolution besiegen. — Vác musste im August 1851 Baron Geringer, dann im Juni 1852 auch Kaiser Franz Josef i. feierlich empfangen, da der Absolutismus auch in Vác demonstriert werden musste. Dabei wurden die revolutionären Führer und Organisatoren auch über Vácer Spuren zu Tode gesucht, aber erfolglos. Erreicht haben sie jedoch, dass die örtlichen Konservativen in das Parlament und in die Stadtleitung zurückkehrten. Die Gegensätze der aus der Agrikultur Lebenden verschärften sich, weil die Masse der besitzlosen Agrarproletarier innerhalb oder ausserhalb der „Hauerzünfte" organisiert mit ihren Lohnfordeungen auftraten. — In der Industrie begann die kapitalistische Entwicklung zum Teil innerhalb, zum Teil ausserhalb der Zunftrahmen. Lőrinc Reitter, Wagnermeister, gründete 1853, nach zweijähriger Bestellungen der Stadt, seine к. k. Hofwagenfabrik, welche sich nach der Jahrhundertwende eines europäischen Rufes erfreute. Die Reihe der kapitalistischen Pachtungen eröffnet Izsák Neumann, — „Bierhefenverkäufer" — der 1851 die sieben Metzgereien von Püspökvác und Káptalanvác und 1852 die Bierhäuser von Verőce und Káptalanvác in Pacht nimmt. Er Hess das Fleisch um zwei Kreuzer billiger als die Pester auswägen. Seinem Nachfolger (Lázár Schubert) hingegen wird es verwehrt, dasselbe um zwei Kreuzer teuerer zu verkaufen. Es beginnt also der Alleinverkauf, die Konkurrenz und der Kampf gegen die Konkurrenz. — Die Subunternehmer (Lázár Schubert und Henrik Krausz) modernisierten die Bierbrauerei durch Anwendung englischer Trokkenapparate und Kessel und bedingten eine sechsjährige Pacht. — 1862 gründet die Familie Neumann die Essigfabrik und die Spiritusbrennerei und dann die zur Verpackung der Flaschen geeignete Strohhüllenfabrik. Die Produkte der Essigfabrik von Manó Neumann trugen den ersten Preis der amerikanischen Ausstellung fort. — Auch die Leder- und Bekleidungsindustrie entfaltete sich. Wegen dem Zunehmen des Fleischauswägens bearbeiteten die Gerber und die Bereiter des Korduan und Satianleders die verschiedenen Tierfelle an Ort und Stelle. Auch die Zahl der Stiefelmacher, Schuhmacher, Flickschuster und der Riemer wuchs an. 1865 lieferte Ferenc Olaj 5000 Paar Schnürstiefel für die к. k. Armee und für die Gendarmerie lieferten 60 Stiefelmacher 10 000 Paar Stiefel. Schon früher wurde mit 400 Aktien der „Gegenseitige Lederlager-Verein" gegründet. (Flickschuster bzw. Stiefelmacher waren 614