Sápi Vilmos szerk.: Vác története II. (Studia Comitatensia 14. Szentendre, 1983)

streckte sich auf ferne Gebiete. Auch auf den Wochenmärkten (am Montag und Don­nerstag) erschienen nach Zeugnis der eingekommenen Marktgebühr "800—900 Verkäu­fer. — Die örtlichen Kleinhändler unterhielten 18—20 Läden. Es gab in der Stadt 20 Branntweinschenken und mehrere Wein- bzw. Bierstuben. Die römisch katholische Kirche verstärkte sich auf dem Bischofssitz auch durch ihre neuen Institutionen. Deneben stellt die Studie auch das Verhältnis der Refor­mierten, der Griechisch-orthodoxen und der Juden vor. — In unserem Zeitalter ent­wickelte sich Vác zu einer Schulstadt und wir befassen uns in dieser Beziehung nicht nur mit den materiellen Bedingungen des Unterrichtes aber auch mit den zeit­genössischen Grundprinzipien der Geschichte der Pädagogik. Neben der Wirksamkeit der Unter- und Obergrundschulen und des Gymnasiums nehmen wir Kenntnis von der Organisierung der Ungarischen Militärakademie und von der Eröffnung des Taubstummeninstitutes. Vác spielte eine bedeutende Rolle auch in der Sprachreform und in der Einführung des ungarischsprachigen Unterrichtes. In den fortschrittlichen Bewegungen und in den Reformbestrebungen gingen die örtlichen Piaristen-Professo­ren und die Jugend des Gymnasiums voran, ebenso wie vor und während 1848. — In der kunstgeschichtlichen Zusammenfassung können wir über die barocke Baukunst und sogar auch über die Bildhauer- und Malkunst ebenso wie über das Kunstgewerbe des 18. Jahrhunderts lesen. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts bringt die Aufklärung auch in der örtlichen Verwaltung radikale Wandlungen zustande. Die doppelte, bischöfliche und domstift­liche gutsherrliche Oberherrschaft hörte freilich über den Zwillingsstädten (Püspök­vác und Káptalanvác) nicht auf, so nahmen ihre beiden Räte die kleineren Nutz­niessungen: Schankstuben, Metzgereien, Maut und Fähre, Messe- und Markthaltungs­recht, Frohnablösung usw. auf Grund urbarialer Verträge in Pacht. Dem Vertrag gingen von Zeit zu Zeit Unterhandlungen voraus. Z. B. 1754 betrug das gutsherrliche Angebot 8882 Forint, welche Summe auf 5000 Forint abgehandelt wurde, anderer­seits wurden jährlich 560 Forint für die Bedürfnisse der bischöflichen Küche ange­boten. 1779 hingegen erhob der Bischof die Frohnablösung mit 2000 Forint und liess nicht nach, da er eben wegen einer, die Beeinträchtigung seiner gutsherrlichen Rechte erzielenden Bewegung Vergeltungsmassregeln verordnen liess. Als Vác für einige Zeit unter kamerale Gutsherrschaft geriet, trat der Prefekt Anchely mit noch stren­geren Massnahmen auf. Die retablierte bischöfliche Grundherrschaft wollte 1811 die Gemeinde Kisvác aus dem Grundbuch des Marktfleckens Nagyvác austragen lassen. Aus dieser und aus den anderen urbarialen Problemen entstand ein Prozess, welcher sich bis nach 1848 hinzog. Um den Status einer königlichen Freistadt (bzw. um den freien Weinausschank) geführte Bewegung hätte bedeutet, dass Vác sich der guts­herrlichen Oberhoheit entzieht. Als sich die Stadt in einer gewissen Zeit nahe der Erreichung des Privilegs befand, stellte sich heraus, dass der korrupte Stadtrat nicht nur die Ablösungssumme nicht entrichten, sondern auch seine 50 000 Forint ausma­chenden Schulden nicht bezahlen konnte. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfolgten Wandlungen in der lokalen Verwaltung. Ein abstechend wesentlicher Teil davon ist, dass in der Amtsführung des Rates der Wirkungskreis des Richters (Oberrichte'rs) sich einengt — und anstatt des früheren einzigen Notars — fortan ein Obernotariat (mit Notaren, Schreibern und mit einem Archivar) den ganzen Verwaltungsapparat leitet!! — Der fachkundige Obernotar vermittelt zwischen den oberen und den örtlichen Organen, er lässt die Steuerregister anfertigen, er überprüft den Steuereinnähmer, er verfügt in der Auf­rechterhaltung der öffentlichen Ordnung und er lässt die wirtschaftlichen, politischen und juristischen Amtspapiere (Urteilsprüche, Verträge, Testamente usw.) bereiten. im Reformzeitalter wird bei der Beamtenneuwahl auch schon die Wahl des Ober­und Vizenotars bedeutend. — Seit der Mitte 18. Jahrhunderts kommt daneben zur Leitung des Polizeiwesens das Hauptmanns- bzw. Leutnantsamt zustande, zur Lei­tung der Finanzen das Kämmereramt, nachher das Perzeptor {Kassier er)amt und das Incassierungs(Steuereinnehmer)amt. Das Amt des Waisenvaters und die sanitäre Ver­waltung wird auch fachmässiger. Die patriarchale Leitung wandelt sich in eine Ver­waltung modernen Charakters um. In der Verwaltungsgerichtsbarkeit beschäftigen wir uns nicht nur mit den Fra­gen des Wirkungsbereiches (Patrimonialgericht-Rat) und mit Organisationsfragen, sondern eher mit den alltäglichen Angelegenheiten der Vácer Bewohnerschaft. Aus den gruppierten Prozessfällen leuchtet hervor, was für Ausgelassenheiten, Übermü­tigkeiten, Ehrenverletzungen, Diebstähle, Schlägereien oder Ehebürche und Unzucht 613

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