Sápi Vilmos szerk.: Vác története II. (Studia Comitatensia 14. Szentendre, 1983)
Nach der Vertreibung der Türken urgierten die Gutsherrn-Bischöfe Ansiedlungen grossen Ausmasses. Während wir im Jahre 1688 von 235 Bewohner wissen, ist die Zahl der gesamten Bevölkerung im Jahre 1715: 960, im Jahre 1728: 1850, im Jahre 1744: 3680, im Jahre 1769: 7189 und im Jahre 1784: 8334, diese Zahl stieg bis 1846 über 13 000. — Ungefähr die Hälfte der Neueingesiedelten war deutschsprachig, annähernd war jedoch auch die Gesamtzahl der Westslawen (Tschechen, Polen, Mähren, Slowaken) und der Südslawen (Serben, Makedonier, Kroaten). Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts verringert sich die offizielle Zahl der Nationalitäten, die Wohlhabenden jedoch behielten nicht nur ihre Religion, (griechisch-orthodox bei den Südslawen), sondern auch ihre Sprache inne. Der rapide, etappenartige Anwuchs der Bevölkerungszahl bedeutete weder eine gleichmässige wirtschaftliche Arbeitsverteilung noch gleichmässige gesellschaftliche Verhältnisse. Solange nähmlich bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts die Zahl der aus der Landwirtschaft Lebenden die grössere war, bekamen später grösstenteils die vom Handwerk und (in nicht geringem Mass) vom Handel Lebenden das Übergewicht. — Es wuchsen zwar der Getreidebau und auch die Viehzucht, jedoch die Rebenkultur und der Weinbau noch mehr. Die Wassermüller mahlten das Getreide, aber den allgemein beliebten (mit Schiffen transportierten) Vácer Brotlaib verkauften die hökernden Brotbäckerinnen lieber in Pest als in Vác. Das Bratenfleisch brachte auf Märkten und Messen schönes Geld ein. (Hingegen wurden im Interesse der Tierhaltung Wiesen und Weiden ausserhalb von Vác gepachtet.) — Der wohlschmeckende Vácer Wein wurde nicht nur is Wirtshäusern ausgeschenkt sondern man verband den jahrhundertelang währenden Kampf um den freien Ausschank des Weines mit der Erwerbung des Privilegs einer königlichen Freistadt, was zu wiederholten lokalen Auflehnungen führte. (Um die Anerkennung ihrer gemeinten Rechte zu erreichen, trugen Delegationen des Rates einflussreichen Persönlichkeiten von Zeit zu Zeit bedeutende Geschenke nach Buda, Pozsony und Wien.) Dieses Problem wurde noch dadurch verwickelter, dass die Bürger des Ortes auch ausserhalb der Grenzen von Vác Rebenbesitze besassen, die freie Weineinfuhr wurde jedoch von den Gutsherrn und den von ihnen Wirtshäuser pachtenden Räten gehindert. Da aber in Vác oft grosse Militäreinquartierungen stattfanden, vermehrten sieht die auch für Bordelle dienenden Winkelausschänke. Die Mehrzahl der Handwerkbetreibenden scharten sich in Zünften. Zwischen 1695 und 1830 bildeten sich in Vác 32 Zünfte. 1743 waren in 37 verschiedenen Gewerbezweigen 145 Gewerbler tätig; von diesen waren 25 Schneider-, 23 Schuhmacherund 21 Stiefelmeister. 1818 befanden sich unter den Maurern auch zwei solche Meister, welche 34, bzw. 18 Gesellen hielten. Der Marktsanziehungskreis einzelner Vácer Gewerbezweige erstreckte sich bis zu 50—70 km in der Umgebung. — Die ausserzünftlichen Handwerker (Uhrmacher, Bierbrauer, Typographien usw.) waren hauptsächlich Angestellte der bischöflichen Domäne, doch im Reformzeitalter wurde ihre Wirksamkeit auch von den Räten unterstützt. Die vorteilhafte Verkehrslage von Vác trug sehr viel zur Bedeutsamkeit seines Handels bei. Neben seinen zwei Dunauhäfen und einer Fähre trafen sich bedeutende Landstrassen bei Vác. Viele beschäftigten sich mit Mietfuhren („die Fuhrleute von Vác" wurden zum Begriff im Komitat) und mit Mietschiffahrt. Nach einer Angabe aus dem Jahre 1847 beförderten 1526 Schiffe die verschiedenen Verkäufer bzw. Marktfrauen auf die Wochenmärkte von Pest. Seit 1845 hatte die Stadt eine Dampfschiffstation. — Die seit 1846 verkehrende Eisenbahn von Vác war die erste im Lande, sie machte jedoch den früheren Vermittlungshandel der Stadt überflüssig. Der bedeutendere Teil des Fernhandels lief zwischen Wien und Zimony auf Donaufahrwasser ab. Unter wiener Warenartikeln verstand man Stoffe und Eisenwaren, unter türkischen bzw. orientalischen Warenartikeln waren Spezerejen, Kaffee, Teppiche, Lederwaren usw. gemeint. Auch in Vác Hessen sich um 1720 acht serbische, bzw. albanesische — wegen ihrer Religion (orthodox-griechisch) „Griechen" genannte — Händler nieder, aber auch die schiffbesitzenden Kaufleute hatten Warenlager in Vác. Auf Wasserstrassen (Vág, Garam, Duna) kamen die slawischen Flösser, welche mit Tongeschirren, Tischlerwaren und mit ihren zerlegten Flössen Handel trieben, nach Vác. Im festländischen Transithandel verkehrten die aus den südlichen und östlichen Komitaten nach Böhmen und Schlesien reisenden Kaufleute mit der Berührung von Vác. — Vier Jahrmärkte wurden in Vác abgehalten, bedeutender unter diesen war der grosse Tiermarkt am St. Gallustag (16 Okt.) und bis 1730 der Schafwollenmarkt am 2. Juli. Der Anziehungskreis der Vácer Messen er612