Köpöczi Rózsa: A grafikus Szőnyi – rézkarcok (PMMI – Szőnyi István Alapítvány, Szentendre – Zebegény, 2000)
Resume (német)
zu den Kapiteln der unvergeßlichen Kunstgeschichte. Die vervielfältigten Blätter wirkten auf einen viel weiteren Kreis, als ein bewundertes, berühmtes Gemälde oder eine Skulptur. Diejenigen Künstler, die die darin verborgene Kraft entdeckten, nahmen immer das Messer und die Nadel hervor, auch dann, wenn sie sich als wahren Maler oder Bildhauer bekannten. Zu ihnen gehörte auch das holländische Genie des 17. Jahrhunderts, Rembrandt. Er wählte anstelle der kristallklaren, eleganten Linienführung des Stiches die an geäzten Tönen viel reicheren, malerischen Lösungen. Die Vorbilder von Szőnyis Kupferstichkunst suchend ist es von Vorteil, bis Rembrandt zurückzublicken. Höchstwahrscheinlich stieß er im Verlauf einer Reise nach Wien im Jahre 1920 erstmals auf Rembrandts Werke und auch die einmalig reiche graphische Sammlung des Museums der Schönen Künste bot dem jungen Maler zu seiner künstlerischen Wegsuche auf der Eland liegende Unterstützung. Edit Hoffmann, die Kunsthistorikerin des Museums der Schönen Künste, schuf am Anfang der 20-er Jahre unvergängliche Verdienste im Aufschwung des graphischen Lebens von Ungarn. Neben den Ausstellungen der weltbekannten, klassischen Sammlung der graphischen Abteilung munterte sie mit ihren die Graphik popularisierenden Artikeln die damaligen Mäzene zu Sammlungen und die jungen Künstler zur Pflege der Vervielfältigungsgraphik auf. Wer sich einmal mit dieser Kunstgattung beschäftigte, kann sich den Kupferstichen von Rembrandt nicht entziehen, denn der holländische Meister griff mit der plötzlichen und bestimmten Geste eines Genies so zu der Stichnadel, als wenn vor ihm noch niemand mit einer Kupferplatte gearbeitet hätte, als wenn noch niemand die Rätsel dieser Technik entdeckt hätte. Er war der erste, der die Arbeit nicht mit endgültigen Gedanken begann, manchmal gestaltete er sechs-siebenmal die Komposition um und stellte von den zwischenzeitlichen Phasen „Zustandsdrucke" her. Seine Blätter sind weit entfernt von der früher gebräuchlichen, von den Malern nur gezeichneten und von der steifen Eleganz der von den Stechern ausgeführten Graphiken. Rembrandt suchte auf der Platte die Form und so sind seine Linien häufig schwebend, manchmal verwirrt, tastend. Trotzdem sind auf einigen „Zustandsdrucken" fixierte und nur von ihnen erkennbare Stadien von tiefer Bedeutung, die den Änderungen des menschlichen Lebens zur Formung eines solchen Lebewesens ähnlich sind, das das Leben ununterbrochen verbessert, aber nichts von dem vorangegangenen Ich einbüßen läßt. Rembrandt wendete sich im Verlauf seines Lebens mehrmals dem Kupferstich zu, der immer eine bestimmte Art der Askese bedeutete. Diese Technik zäumte immer seine Gefühle, lähmte aber nicht seine Vorstellung. Keines seiner Gemälde verbreitet einen ähnlichen Frieden, wie seine Kupferstiche. Er betrachtete die Arbeit auf der Platte als eines der Klärungsmittel. Während des Stechens kann sich die Objektivität zur Substanz erheben, der Mensch kann sich am vollkommensten den „Dingen" übergeben. Den Dingen, die nicht nur einfach Gegenstände, Lebewesen oder Landschaften sind, sondern in sich geschlossene, verzauberte Welten. Und vielleicht gelangten wir an dieser Stelle an den wichtigsten Verbindungspunkt zwischen Rembrandts und Szőnvis Kunst. Es ist sehr bedeutend, daß keiner von beiden gern Stilleben malte oder zeichnete. Sie hielten das den menschlichen Launen ausgelieferte egoistische Arrangieren der Gegenstände für unwürdig. Sie ehrten die Beigaben des alltäglichen Lebens sehr viel mehr, als das sie deren geheimnisvolle Würde aufgeopfert hätten. Bevor wir uns in der Analyse von István Szőnyis Kupferstichen vertiefen, wollen wir die heutige Situation der Vervielfältigungsgraphik überdenken. Was können wir in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts über diese Kunstart sagen, nachdem wir die erschütterndste aller Revolutionen der 14. FÜRDŐZÖK 1922 Vervielfältigungsmöglichkeit durchlebten und am Todesstreich der „Gutenberg Galaxis" assistierend kontinuierlich an ihr teilnehmen? Wie können wir zur Zeit der massenhaften Verbreitung der immer perfekteren Drucktechniken, Fotokopien, Faxgeräte und Computer die Holzschnitte, Kupferstiche und Lithographien bewerten? Kann man die von ihnen hergestellten mit denen durch die moderne Technik gedruckten Kopien als identisch bezeichnen? Die Antwort ist eindeutig nein, denn ob wir von Kupferstich, Holzdruck oder Lithographie reden, so hält doch jeder einzelne Druck die Berührung des ursprünglichen Druckstockes auf sich, den die Hand des Künstlers bearbeitete. Die Farbgebung, das Auswischen der Farbe und das Drucken geschieht mit Handarbeit, sodaß es kein genau gleichendes auf Papier gelangendes Bild gibt. Nach jedem einzelnen Druck ändert sich auch der Zustand des Druckstockes. Die Zahl der Drucke ist begrenzt und das setzt der Vervielfältigungsmöglichkeit in der Weise eine Grenze, daß man zwar nicht von Einzelstücken, aber trotzdem von ursprünglichen Kunstschöpfungen sprechen kann. Diese Blätter haben auf jeden Fall eine andere Qualität, als die immer perfekteren Kopien unserer Zeit, und die durch den Computer zustandegebrachten „Scheinwahrheit"-sbilder noch nicht einmal in Betracht gezogen. Im 20. Jahrhundert wurde es ganz eindeutig klar, daß die Vervielfältigungsgraphik ihre früher vielschichtige Medienrolle verlor und sich in die engen Wände der Kunst zurückzog. Sie wurde zu einer vereinfachten Ausdrucksmöglichkeit unter vielen. Diese Art der Markierung erzieht jeden sich damit beschäftigenden Künstler zur Askese, aber er wird mit der Schönheit der Holz- oder Kupferplatte, der unverbindlichen, gefühlsmäßigen Verbindung zum Material, der Dynamik und Dramatik der schwarzweißen Linien und der Flecken, der grenzenlosen Vielzahl der Ausdrucksmöglichkeiten vom Naturalismus bis hin zur Abstraktion und trotz der Vervielfältigungsmöglichkeit vom erhalten gebliebenen Zauber der Einmaligkeit für diese Entsagung belohnt. Im Hinblick darauf wollen wir nun die Kupferstiche von ISTVÁN SZŐNYI untersuchen. Die Vorstellung der Kupferstiche von Szőnyi beginnen wir nicht nur deshalb mit den Selbstportraits, weil es das Thema der ersten Platte gewesen ist, sondern auch darum, weil er zu Beginn seiner Laufbahn eine ganze Serie von Selbstbildnissen herstellte. Er stellte sich in unterschiedlichen Rollen dar, suchte so seinen individuellen Weg und die authentischen Ausdrucksmöglichkeiten. Der junge Künstler wurde sicher auch von seinem gewählten Meister Rembrandt dazu inspiriert, denn auch er verewigte häufig zu den Wendepunkten seines Lebens sein eigenes Gesicht und sein Lebensweg kann mit der Hilfe seiner Selbstportraits bis zum Ende verfolgt werden. Szőnyi ätzte an den unteren Rand seiner ersten Platte folgende Aufschrift: „Habe ich selbst hergestellt, im November Anno 1920, mein erster Stich. Als Andenken für meine guten Freunde." Dem ersten 17