Hann Ferenc: Paulovics. Kántor Lajos és Kocsis István írásaival (A PMMI kiadványai. Pest Megyei Múzeumok Igazgatósága – Ferenczy Múzeum, Szentendre, 2008)

Hann Ferenc - Die Laufbahn des Künstlers

Lh.), vom Surrealismus bis zur Pop Art. Jenő Murádin erwähnt - korrekt - die Wir­kung der Negermasken, die aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts jeden berührten, der sich von der Ansichtsmalerei lossagen wollte. Zoltán Bauer erwähnt Picasso und Róbert Berény, den bukarester Schileru de Chirico, mehrere Klee, Braque, Dali und der Landsmann und gute Freund von Paulovics, Titelgeber vieler seiner Werke, Géza Páskándi nennt Moore. Wir sind der gleichen Meinung wie Páskándi, der sagt, daß Paulovics diese Vielheit kein Problem bereitet:„er spürt nämlich, daß das, was er sagen will, seine eigenen Gedanken sind und schließlich dann auch der Einfluß kein Einfluß mehr ist, sondern ein Informiertsein.' 7 (L. K. Lh.) Die frühe Erkenntnis von Páskándi charakterisiert genau die Attitüde des Künstlers. Tatsächlich ist er auch zu keinem Ismus zuzuordnen (obwohl ihn auch mehrere interessieren), er folgt keinem einzigen Meiste'' (obwohl ihm viele sympa­thisch sind). Sein Stilreichtum bedeutet keine Stilübernahme, vielleicht gibt es im Verlauf seines Lebens Ähnlichkeiten, die aber eher nur durchscheinen. Denn was sollen wir auch über den schon einmal erwähnten Opus mit dem Titel Mythologie (1972) denken, wenn wir das Werk von Schaar Erzsébet Gasse (1974), die Krone ihres Lebenswerkes betrachten? Wir sehen eine Straße mit leeren Mauern, weit geöffneten Fenstern, Türen, in denen Figuren mit wahren Gesichtern stehen oder gerade heraustreten wollen, und ihre Körper bes:ehen aus glattem, unbearbeitet­em Kunststoff (Styropor). Leben und Tod, Vergangenheit und Gegenwart, Zeit und Raum, Wahrheit und Rätsel. Als wenn es die Arbeit einer Hand wäre, aber das es die eines Gedankenganges ist, das ist sicher. Zwei Jahre liegen zwischen den sich noch nicht einmal kennenden Meistern. Diese metaphysische Unruhe - haupt­sächlich in dieser Periode - kommt auf zahlreichen Paulovics Bildern vor. Ein in der Luft schwebender Kasten mit rätselhaftem Aufbau und geöffneter Tür, mit Figuren, die auf die Vergänglichkeit der Zeit hinweisen (Das Zeichen der Zeit, 1976) sind in der Art von Magritte, ohne deren trockenen Sachlichkeit. Ein junges Mädchen im Profil, mit feinen ausdrucksvollen Fingern, die man auf den byzantischen Ikonen sehen kann, ein sich auf das Fenster aufstützender Mann mit Brille, der Flöte spielt, hinter ihm eine leere Straße, ein Platz mit ahnungsvollen Schatten und in der rechten Ecke des Werkes ein intimes Gemälde: eine Mutter mit ihrem jungen Sohn. Das ist der vollkommene Fundus der metaphysischen Piktur auf die Art von Paulovics {Die Wände der Ruhe, 1974). Aber in diese Jahre fallen unter den Hauptwerken noch die ebenfalls meta­physischen Stilleben (Die Steine der Zeit - Einstein, 1972, Diana und die Greise, 1974, Musikkasten I., II., 1 977). Auf die Reminiszenzen der Renaissance deuten ebenfalls der magisch mystische Kunstsammler (1973), Die Ehefrau des Künstlers (1976), das ernüchternd schmerzlich-ironische Gemälde Museumsbesucher (1976) usw. Innerhalb dieser figuralen Kunsteinheit ist zweifellos der chef d'oeuvre das 1975 entstandene Werk Hochzeit. Obwohl das Ereignis feierlich ist, freut sich hier sicherlich niemand. Die Braut starrt vor sich hin, der Bräutigam schaut zwar ängst­lich, aber er hat kein Kinn, keinen Mund, keine Lippen, die linke Figur ist eine lei­denschaftlose Puppe, und die Figuren schauen aus dem Bild heraus. Nur eine äl­tere Dame mit Hut blickt mit stechenden Augen auf das seltsame Paar. TT

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