Kertész Róbert - V. Szász József - Zsolnay László szerk.: Szolnoki művésztelep 1902-2002 - 100 éves a szolnoki művésztelep (2001)
Die Szolnoker Künstlerkolonie 1902-2002
Die legendären Gestalten des Lebens der Szolnoker Künstlerkolonie zwischen den zwei Weltkriegen sind die Brüder Pólya. Sie wurden in Szolnok geboren, aber in den 20er Jahren zogen sie nach Budapest um. Dann verbrachten sie nur die Sommer in Szolnok. Sie waren bestimmende Mitglieder der Künstlerkolonie. Iván kehrte sich nach Studien für Bildhauerei auf Anregung seines Bruders auf die Malerei an. Tibor beschäftigte sich neben dem Malen auch mit der angewandten Graphik und der Keramik. Er war ausgezeichneter Karikaturist, er konnte mit einigen charakteristischen Strichen die eigenartigen Züge und den Charakter der abgebildeten Person widerspiegeln, ohne dass es beleidigend gewesen wäre, lieber mit einem fesselnden Humor. Vilmos Aba-Novák kam Anfang der 30er Jahre nach Szolnok. Damals wurden nämlich nicht nur die jungen Künstler als Gästemitglieder nach Szolnok eingeladen, sondern auch die schon bekannten Meister. Aba-Novák absolvierte an der Fakultät der Hochschule für Graphik, aber dann versuchte er sich als Maler zu verwirklichen. Er bekam ein Stipendium nach Rom, und sein zweijähriger Aufenthalt in Italien verlieh ihm gewaltige Energie. Italien machte ihn endlich zum Maler, den als unvergesslichen Meister der ungarischen Malerei des 20. Jahrhunderts wir heute kennen. Heimkehrend erschienen neue Themen auf seinen Bildern: der Zirkus, der Wurstel, Hochwasser, Wallfahrten, Märkte und Messen. 1931 wurde er mit einer monumentalen Arbeit, der Bemalung der Wandbilder des Szegediner Demeter-Turmes beauftragt. Im Jahre 1933 bemalte er die Fresken des Heiligtums und des Triumphbogens der Pfarrkirche von Jászszentandrás, gemeinsam mit Ferenc Chiovini. Mit ihrem Werk lösten sie einen riesigen Skandal aus, der erst da stiller wurde, als ihnen ein internationaler Preis in Italien verliehen wurde. Aba-Novák arbeitete früher als Schüler von Adolf Fényes im Sommerkurs der Hochschule, dann von Ende der 20er Jahre an wurde er zum auswirkungsvollsten Meister der Kolonie. Er war einer der individuellsten und bestimmenden Schöpfer der Szolnoker Künstlerkolonie. Er starb jung in seinem 47. Lebensjahr. Nach seinem Tod versuchte man Jahrzehnte lang seine Tätigkeit — Jenő Barcsay nach „seine grandiose Begabtheit" — zu verschweigen: mit falschen Worten wurde über ihn gesprochen und man wollte seinen echten Wert und Rang nicht anerkennen und annehmen. Zwei Fresken von ihm wurden amTor der Helden von Szeged und im Mausoleum von Stefan dem Heiligen in Székesfehérvár abgeputzt und verstrichen, denn der Gouverneur Miklós Horthy auch darauf zu sehen war. Er machte kirchliche Kunst, weil die moderne Kirche die moderne Kunst brauchte. Vilmos Aba-Novák konnte diese Aufgabe lösen, weil auch er selber sein ganzes Leben hindurch in seiner eigenen Kunst und in der seiner Zeit immer noch nach dem Glauben suchte. Dieser Zeitraum ist die Ankunftszeit von Ferenc Chiovini in der Szolnoker Künstlerkolonie. 1926 bekam er als Gastmitglied eine Einladung nach Szolnok, wo er der jüngste Bewohner war. Er bemalte gemeinsam mit Aba Novak die schon erwähnten Fresken in Jászszentandrás, mit denen sie in der kirchengeschichtlichen Ausstellung in Rom einen riesigen Erfolg ernten. In den Jahren 1935-36 führte er als Stipendiat Studien in Rom, und nach seiner Heimkehr steigten seine Erfolge weiter. Seine Tätigkeit wurde mit einer immer größeren Aufmerksamkeit begleitet, und er bekam mehrere anerkennende Kritiken. Auf seinen Gemälden finden wir alle Gesichter, alle Glänze der Tiefebene. Lange Jahrzehnte hindurch beobachtete er die Veränderungen der Landschaft, während seiner mehr als ein halbes Jahrhundert dauernden schöpferischen Aktivität von Szolnok wurde seine Kunst vollentfaltet. Der in Szolnok geborene Mihály Patay gewann 1939 nach seinem Stipendium in Italien die Gastmitgliedschaft in der Künstlerkolonie, die jedes Jahr erneuert wurde. Er malte und schuf Holzschnitte. Während des Krieges wurden alle im Atalier gelassenen Zeichnungen und seine graphische Ausstattung vernichtet. Im Jahre 1948 wurde er wieder Bewohner eines der wiederhergestellten Ataliers und lebte und arbeitete bis zu seinem 1956 eingetroffenen Tod hier. Aurél Bernáth hielt sich zwischen 1940 und 1943 in Szolnok auf, wohin er auch die Schüler der von ihm geleiteten Freischule mitbrachte. Neben ihm knüpften sich noch die zur Spitzenreihe der ungarischen bildenden Kunst zwischen den zwei Weltkriegen gehörenden Kálmán Gáborjáni Szabó, Barna Basilides und Eszter Mattioni als Stammmitglieder der Kolonie an. Die Entfaltung ihrer künstlerischen Tätigkeit verhinderte der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Ihren späteren Briefen und Bittschriften nach wären sie noch gern in die Künstlerkolonie zurückgekommen, aber wegen der bis da sich geänderten Umstände gab es ihnen dazu keine Möglichkeit mehr. 159