Bagi Gábor et al. (szerk.): Tisicum - A Jász-Nagykun-Szolnok Megyei Múzeumok Évkönyve 17. (Szolnok, 2008)

Történelem - Cseh Géza: A Rajk-ügy lipcsei szálai. Ibolya Steinberger rehabilitációs iratai a budapesti levéltárakban

CSABA JANOS KENEZ' DIE UNGARISCHE OKTOBERREVOLUTION 1956 UND IHRE FOLGEN Erinnerungen eines damals 14jährigen2 Bevor ich auf meine Erlebnisse im Oktober und No­vember 1956 in Ungarn zu sprechen komme, muß ich eini­ge Klarstellungen zum besseren Verständnis der unteren Ausführungen vorausschicken. Zuvörderst besitzt der Schreiber dieser Zeilen ein ausgeprägtes Nationalgefühl, vielleicht wegen seines Geburtsortes Oberwischau (ung. Felsővisó; rum. Vi§eu de Sus) im Komitat Marmuresch (Máramaros), das heute in Rumänien liegt. Peeter Järve- laid3 drückte es so aus, dass es in seiner Brust drei Herzen schlagen, nämlich neben seinem ungarischen und deut­schen auch ein estnisches. Sodann hat der Verfasser das Problem, dass er nicht eine historisch-wissenschaftliche Analyse, sondern seine eigenen Erinnerungen aus dem unmittelbaren Erlebnis heraus zu schreiben gedenkt. Wichtig ist die Tatsache, dass ich in Kisvárda im dama­ligen Komitat Szabolcs-Szatmár (1945—1955) aufge­wachsen war, das in der Nähe zur ungarisch-sowjetischen Grenze lag. Hier hatte ich bis etwa 1951 Gelegenheit, die Deportationsmärsche der Gefangenen zu beobachten, die zu den Arbeitslagern oder zu landwirtschaftlichen Arbei­ten getrieben wurden. Der Polizist Gál bácsi (Onkel Gál) war zum Begleitpersonal eingeteilt und gab dem neugieri­gen Jungen bereitwillig Auskunft. Wenn mein älterer Bruder Laci (László) oder jüngere Schwester Katalin sich weigerten, etwas zu essen, so pflegte ich zu bemerken: „Die Gefangenen würden es essen” (Megennék a fog­lyok...), das bis heute zu einem bekannten Spruch in der Familie wurde. Ein weiteres Schlüsselerlebnis für mich war die Lektüre von Flugblättern „An die versklavten Nationen”, die seit dem Sommer 1953 über Ungarn abgeworfen wurden. Da­rin wurde ein Szenario wie der ungarische Aufstand 1956 heraufbeschworen und in diesem Fall die Hilfe der USA sowie des Westens versprochen. Zu dieser Zeit informierte ich mich schon systematisch über die wahre Lage Un­garns, was außerhalb der Familie geschehen musste, da der Vater dem Jungen verbot, sich mit dem wirklichen Schicksal der ungarischen Nation zu befassen, weil es zu gefährlich sei. Auch unbewusst beschäftigte ich mich mit dem geistigen Widerstand gegen die Sowjetherrschaft, indem ich die historischen Filme über die Türkenzeit oder über den Rákóczi-Aufstand mit Hilfe von wenigen Er­wachsenen (auch Bauern) dialektisch gegen die Kommu­nisten gedeutet habe. Als Ironie des Schicksals sei hinzu­gefügt, dass meine Kino-Besuche zwangsweise begannen, da wir in der Schule von der ersten Klasse an verpflichtet waren, sowjetische Propagandafilme wie „Der Fall von Berlin”, „Drei Schläge von Stalin” (sinngemäß) über den Zweiten Weltkrieg oder „Wache in den Bergen” gegen den türkischen Klassenfeind zu sehen. Im Sommer 1955 war ich mit der Familie nach Debre­cen, dem „kalvinistischen Rom” Ungarns, umgezogen, das damals rd. 120.000 Einwohner hatte. Debrecen war tradi­tionell die Ersatzhauptstadt Ungarns und der kulturelle Niveau-Unterschied zu Kisvárda gewaltig. Obwohl der Bischof der Reformierten, János Péter (1910—1999) Kommunist und später unter János Kádár (1912—1989) langjähriger ungarischer Außenminister war, lernte ich die reformierten „Cívis”, wie die Bürger Debrecens in Ungarn genannt werden, wirklich schätzen, wenngleich ich Katholik bin. Hier kam ich in eine sog. russisch-humane Schule (orosz-humán tagozat) in die 8. Klasse, da meine schulischen Leistungen gut waren. Der geistige Wi­derspruch konnte nicht größer sein: in diesen Schulen sollte die künftige Elite des Landes erzogen werden, voll­gepackt mit Russisch-Unterricht und politischer Erzie­hung, aber es gab nur ein paar Schüler in der Klasse, die nicht antisowjetisch eingestellt waren. 1 Dr. Kenéz Csaba János 1942. január 25-én született Felsővisón (Máramaros megye). 1945—1955 között Kisvárdán, 1955— 1956-ban Debrecenben élt. 1960-ban érettségizett Geisenheim/ Rheingauban (Németország). Egyetemi tanulmányait 1961— 1966 között a mainzi Johannes Gutenberg Universitäten folyatta. Kelet-európai történelmet Gotthold Rhode-nál, általános közép­es újkori történelmet Ludwig Petrynél, kelctszláv (orosz) filoló­giát Friedrich-Wilhelm Ncurttann-nál hallgatott. Magiszter­munkáját 1966-ban írta Politische und wirtschaftliche Geschichte der Juden in Polen-Litauen 1648—1772. (A zsidóság politikai és gazdaságtörténete Lcngyelország-Litvániában 1648—1772.)cím- mel. 1978-ban védte meg Beiträge zur Bevölkerungsstruktur von Reval in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (1754—1804) (Adalékok Tallinn népcsségstruktúrájához a XVIII. század második felében 1754—1804) c. doktori értekezését. 1967 és 1974 között a Göttinger Arbeitskreis (Göttingen) tudományos munkatársa, 1974-től 2007-ig a marburgi Herder-Institut lengyel és baltikumi történelem referense. 2 Először észt nyelven jelent meg: „Ungari 1956. a. oktoobri revolutsion ja seile tagajärjed. Ühe toonase neljateist aastase poisi mälcstuscd” címmel. In: TUNA. Ajalookultuuri ajakiri, 16,3 (32). 2006. 89—95. a forradalom 50-ik évfordulójára. 3 Rechtshistoriker, Professor in Reval. 381

Next

/
Thumbnails
Contents