Benedek Csaba – H. Bathó Edit – Gulyás Katalin – Horváth László – Kaposvári Gyöngyi szerk.: Tisicum - A Jász-Nagykun-Szolnok Megyei Múzeumok Évkönyve 14. (2004)
Die Umstaltung der Gesellschaft der Tiefebene zur 20-21. Jahrhundertswende
JULIANNA ÖRSI DIE UMSTALTUNG DER GESELLSCHAFT DER TIEFEBENE ZUR 20-21. JAHRHUNDERTSWENDE Die Tiefebene, die die größte Landschaft mit der Bevölkerung agrarproduzierender traditioneller Bauernkultur in Ungarn ist, hat im Laufe ihrer Geschichte mehrmals auch die Lebensweisen beeinflussende Änderungen erlebt. Die Fläche der Großlandschaft mit dem Gebiet von sechs-sieben Komitaten wurde während der Geschichte durch die Theiß und ihre Nebenflüsse ausgestaltet. Ihr ursprüngliches Siedlungssystem von Kleindörfern wandelte sich nach den von den Türken verursachten Verwüstungen zum durch Markflecken breiter Markung und durch Bauernhöfen charakterisierten verödeten Gebiet um. Auf die Lebensweise der da Lebenden wirkte auch das aus, dass der Großbesitz im großen Teil von ihr unbekannt war, und die Freibauernentwicklung begünstigte die Ausbildung einer bestimmenden Mittelschicht der Bauernschaft. Deren Spuren sind auch heute an den Bauten zu sehen. Die Entwicklung des 19—20. Jahrhunderts brachte im Bild der Landschaft und in der Lebensweise des Volkes eine wesentliche Veränderung mit. Die gestartete technische Entwicklung erfolgte die Pluralisation der Gesellschaft, und so begann die Auflösung der traditionellen Lebensform der Bauern. Die politische Wende nach dem Zweiten Weltkrieg stürzte die Welt der Tiefebene völlig um. Die von oben regulierte Ausstaltung der Großbetriebe machte einerseits die traditionelle Lebensweise und die damit lebende Wertordnung zugrunde, andererseits zwang sie die früher zu eigenen Entscheidungen und zu selbstständiger Wirtschaft fähigen Bauernschaft Angestellte ohne Eigentum zu sein. Im Leben der Provinz wurden die mit den Markflecken in Symbiose lebenden landwirtschaftlichen Großbetriebe, die landwirtschaftlichen Genossenschaften bestimmend, auch eine Welle der Migration für diejenigen startend, die sich aus irgendwelchen Gründen die neue Lebensform nicht übernehmen konnten oder wollten. Als Gegenvorgang erschien auf dieser Gegend eine politisch für zuverlässig gehaltene, in leitenden Posten fungierende Schicht bedeutender Zahl, deren Großteil sich später, nach dem Systemwechsel zu Eigentum kommend, endgültig in die Gesellschaft der Großlandschaft eingliedert. Der Systemwechsel ließ einerseits die ehemalige mittelbäuerliche Schicht wieder zu ihrem Eigentum kommen, andererseits half er beim Erwerb von Grundbesitz auch denjenigen, die früher darüber nicht verfügt hatten. Durch sein Kapital oder seine Fachkenntnissen konnte ein Teil von ihnen anhand des bekommenen Vermögens lebensfähige Wirtschaften zustande bringen, die anderen suchten von ihren Grundstücken frei werdend anderswo nach sicherem Unterhalt oder sie waren in den neu ausgestalteten Wirtschaften tätig. Den letzten Vorgang summierend kann festgestellt werden, dass wir zur Zeit auf der Tiefebene in der Anfangsphase einer bauernbürgerlichen Umwandlung sind, die einerseits infolge der Vorgeschichte ein Teil eines langsamen Prozesses ist, die andererseits hochgradige gesellschaftliche Unterschiede erfolgen wird. 342