Horváth László – H. Bathó Edit – Kaposvári Gyöngyi – Tárnoki Judit – Vadász István szerk.: Tisicum - A Jász-Nagykun-Szolnok Megyei Múzeumok Évkönyve 13. (2003)

Fremde im Dorf

CSABA BENEDEK FREMDE IM DORF Drei ungarische Gemeinden jenseits der Grenzen, je eine im Szeklerland, in Kalotaszeg und in der Karpaten-Ukraine, wurden vom Verfasser danach geforscht, wie sich die Einheimischen den Fremden gegenüber verhalten, wie es sich in der Gegenwart mit der Vergangenheit vergleichend verändert hat und wie es die Einwanderer selber erlebt haben. Es gibt für die Benennug der am Ort wohnenden Fremden örtliche Abarten der fürs Gebiet des Karpaten-Beckens charakteristischen regionalen Terminologie, z. B. Reinkömmlinge, Fremdlinge, usw. Diese Namen unterscheiden sich von denen, die sich auf die sich provisorisch in der Gemeinde Aufhaltenden beziehen. Verschiedene Schauplätze des Zusammenlebens mit den Fremden wurden in Betracht gezogen, wie Sitzordnung in der Kirche, Bestattung- und Hochzeitsbräuche, gemeinsame Arbeiten. So dominierte früher bei der Sitzordnung in der Kirche der Rang. Alle Gesellschaftsschichten hatten in den Bänken Sonderplätze. Dieser Brauch scheint schon für heute vergessen zu sein, Salánk ausgenommen. Die Eheschließung wurde in erster Reihe vom Rang determiniert, in zweiter von der regionalen Endogamie. Heute können sich die Alten im Dorf in die Paarwahl nicht mehr so bestimmend wie früher einmischen, obwohl sie ihre eigene Meinung über die Herkunft der Paare und über die Hofierung unter Rang äußern. Die frühere Ordnung der Bestattungsarten löste sich auf. Die verstorbenen Familienmitglieder werden nicht mehr den gesell­schaftlichen Schichten nach separiert begraben, außer Salánk, wo die zwei Religionen - die griechisch-katholische und die reformierte ­eigene Friedhöfe haben. Es gibt Mitwirkung und gegenseitige Hilfe unter den Einheimischen und den Fremden bei der Arbeit, die Bestattungen ausgenommen. In Salánk hält man für sehr wichtig, den Nachbarn Hilfe zu leisten, aber den Fremden gegenüber, falls sie sich „nicht anständig" verhalten, soll es nicht unbedingt so sein Die Religions-, die ethnischen, die gesellschaftlichen und die regionalen Unterschiede sind mit der Vergangenheit des Dorfes eng verbunden und beeinfließen sehr stark seine Gegenwart. Für unsere Tage verschwindet allmählich die Kluft zwischen den gesell­schaftlichen Schichten und sie ist für die junge Generation immer weniger charakteristisch. Als strengstes Kriterium zeigt sich im Leben je einer Gemeinde auch heute die ethnische Endogamie. Die Dorfbewohner sind überall damit einverstanden, dass sie weder in der Familie, noch im Dorf Ansiedler von anderer Muttersprache aufnehmen würden. Die Assimilation betrachtend sind die Umstände um schwerer, wenn der sich Ansiedelnde mit seiner auch fremden Ehefrau einzieht oder wenn er seine Ehefrau nicht vom Ort wählt. Diese Ehepaare können sich viel schwerer anpassen, weil sie von der hiesigen Familie des Ehepartners keine Hilfe, wie es sonst üblich ist, damit das Ehepaar seine Stelle in der Dorfgemeinschaft findet, bekommen können. Das ist für die Fremden vorteilhaft, wenn sie von bestimmten Berufen verstehen, oder wenn sie sehr fleißig und arbeitstüchtig sind. Durch ihre harte Arbeit werden sie von der Gemeinde schneller anerkannt, und auch dadurch, wenn sie ihre früheren Sitten und Bräuche aufgeben, um den Traditionen ihres neuen Wohnortes folgen und sich rasch assimilieren zu können. Alles in allem ist zu sagen, dass die Unterschiede nur zum Teil abgebaut werden können, die neuen Ankömmlinge werden sich immer noch, obwohl sie fleißig arbeiten, als Außerstehende fühlen, sogar werden ihre Kinder nur so aufgenommen, wenn es keine Konflikts­situationen gibt, sonst wird ihre „fremde Herkunft" immer wieder in die Rede gebracht. Die Angst vor den Fremden kann in allen Gemeinschaften als natürliches Menschenverhalten aufgefasst werden, weil ein Unbekannter für die Einheimischen oft Gefahrenquelle bedeuten kann. Heute wird die Einströmung der Fremden nicht mehr durch schriftliche Dorfgesetze geregelt, aber die Mentalität der Einheimischen änderte sich in diesem Sinne nicht zu viel. Bei der Beurteilung der Fremden sollte der wichigste Aspekt sein, wie eng die Mitglieder der Gemeinde mit einander durch ihre Traditionen verbunden sind, weil in einer richtigen Gemeinschaft die Leute von ihren gemeinsam angenommenen und gefolgten Werten, Normen und Erfahrungen aneinander geknüpft werden. Je tiefer und stärker diese gemeinsamen Werte sind, desto stärker ist das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Gemeinschaft. 304

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