Tálas László szerk.: Szolnok Megyei Múzeumi Évkönyv 7. (1990)

Madaras László: A jászapáti Nagyállás úti avar temető - Újabb adatok az avar kori csontlemezes tegez történetéhez

L. MADARAS: VORHERGEHENDER BERICHT ÜBER DIE FREILEGUNG DES AWARENZEITLICHEN GRÄBERFELDES VON JÁSZAPÁTI - NAGYÁLLÁS ÚT (Die gesellschafthistorische Bedeutung der awarenzeitlichen Köcher mit Knochenbeschlag) Seit August 1982 wird die Freilegung eines awaren­zeitlichen Gräberfeldes aus dem VII — VIII. Jahrhundert in Jászapáti (Komitat Szolnok) fortgeführt. Bis Novem­ber 1984 wurden 180 Gräber auf der geforschten Flä­che von ca. 2000 m 2 freigelegt. Neben den awarischen Gräbern wurden auch fünf, von Ringgraben umgebene Sarmatagräber und ein in den Boden gesenktes, mit Ofen ausgerüstetes Haus eines Dorfes aus der Árpád­Zeit gefunden. In der vorliegenden Studie werden die wichtigsten Merkmale der awarischen Gräber veröffentlicht, ge­sondert behandelt unter den im Gräberfeld gefunde­nen Gräber, die mit Knochenplatten gezierte Köcher enthielten. Diese sind die Gräber 19, 68, 29, 84 und 110. In jedem Grab gab es auch Gürtel mit Beschlag. Diese Beschläge wurden entweder durch Pressen her­gestellt oder aus bronzener bzw. silberner Platte ge­schnitten. Drei (Nr. 29, 84, 110) der fünf Gräber sind fast ne­beneinander, in einer „Gräberreihe" zum Vorschein gekommem, während beiden anderen an weit von­einander liegenden Stellen des Gräberfeldes. Aus drei der fünf Gräber kamen für die Tracht der reich­sten Männer der periode typische Zopfspangen zum Vorschein. Angesichts der Wichtigkeit der Gräber suchen wir Antwort auf die Frage, ob es sich irgendwelche ge­sellschaftliche Verbindung zwischen den Gräbern nachweisen lasst, in denen solche Köcher vorkom­men, oder sind ihre Anwesenheit zufällig. Um unser Ziel zu erreichen, haben wir, vor allem auf die veröf­fentlichte Literatur gestützt, die Gräber gesammelt, in denen solche Köcher vorkommen. Die Gräber sind in Tabellen, die Gräberfelder in Karten erfasst. Als Resultat unserer Arbeit haben wir festgestellt, dass die mit Knochenplatten gezierten Köcher sowohl in der früh-, als auch in der spätawarischen Periode aufzufinden sind. Anhand ihrer Beigaben gehören die Gräber Zsám­bék 1, Nór 1, 21 und 24, Tárnáméra «1, II. Gräberfeld Szebény 7 und 9, sowie Csóka 45-47 den männer­gräbern mit reichen Waffenbeigaben aus der frühen Awarenzeit. Typologischen Überlegungen folgend rei­hen wir das Grab Martonvásár 6 und einige bisher noch nicht publizierte Gräber (Kölked) hierher ein. Ge­meinsame Merkmale dieser Gräber sind ausser der verhältnismässig einheitlichen Ornamentik der Kno­chenplatten die allgemeine Sitte der Begrabung mit Pferd, die reiche Verzierung des Riemenwerkes, die Steigbügel mit runder Unterlage und das Fohlenge­biss (wo es überhaupt gibt), gerade und einseitige Schwerte mit P-Ohr, die silbernen oder goldenen Ohr­gehänge mit grossen Kugeln. Zeichnet man die Gräber auf die Karte, ist es fest­zustellen, dass es in der Orientierung der Gräber kei­nen nachweisbaren Zusammenhang gibt. Da aus der frühen Awarenzeit auch Köcher anderer Art bekannt sind, kann man als Schlussfolgerung sagen, dass die Knochenköcher typische, obwohl ziemlich selten ge­fundene Beigaben der kämpferischen Männerschicht der frühen Awarenzeit sind. Gegenüber den zehn, auf die frühe Awarenzeit zu datierenden Gräbern kennen wir fünfzig Köcher aus den Gräbern des Tótipuszta-lgar-Gruppe, die mit Knochenplatten geziert sind. In insgesamt sechs von den fünfzig Gräbern wurde mit Riemenwerk versehe­nes Skellett des Rosses des Kämpfers gefunden, im Fall der Gräber von Dunapentele, Iváncsa und Bágyog wurden mit geschnitzten Knochenplatten verzierten Sattel mit dem Totem bestattet. Die Toten wurden ausnahmslos mit ihren Waffen­gürteln beerdigt. Die Gürtelbeschläge wurden, von ei­nigen Ausnahmen abgesehen, durch Pressen oder Schneiden aus Platte hergestellt, aber in zwei Fallen gab es auch gegossene Garnituren. Zu den häufigsten Schmücken der Männer gehört die Zopfspange, selte­ner das Ohrring. In drei Gräbern gab es Münzen (Du­napentele, Iváncsa, Győr). Die gesammelten Wesenszüge deuten darauf hin, dass die mit Knochenplatten gezierte Köcher tragen­den Männer der bewaffneten Mittelschicht hingehör­ten, die in direkter Verbindung mit der führenden Schicht der Tótipuszta-lgar-Gruppe stand. Die Kno­chenköcher mögen irgendwelche Sonderstellung in­nerhalb dieser Mittelschicht bezeichnen. Unsere Hypothese scheint auch durch die Tatsa­che unterstützt zu sein, dass solche Gräber auf gros­sen Gebieten des Kárpát-Beckens zum Vorschein kamen, aber nicht mehr als ein oder zwei in einem Gräberfeld. In den Gräberfeldern, wo wir mehr als zwei Gräber mit Knocheköcher finden, gibt es über­durchschnittlich viele Waffen (z. B. Szeged-Fehértó В, Jászapáti, Győr u.s.w.) und eben diese Gräber mit Köchern sind die Ruhestätten der reichsten Männer des Gräberfeldes. Auch hier wurden die Fundstellen mit Knochenkö­chern auf eine Landkarte getragen. Von dieser Karte lässt es sich ablesen, dass solche Gräber vom Gebiet zwischen Theiss und Donau - von der Gegend von Kiskőrös abgesehen - nicht bekannt sind. Auch die Konzentration der Fundstätten um Kiskőrös ist kein Zufall, die Ursache dafür glauben in der gesellschaft­183

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