Tálas László szerk.: Szolnok Megyei Múzeumi Évkönyv 7. (1990)
Szentpéteri József: Kisköre avar kori népességének belső rétegződése
J. SZENTPÉTERI: DIE INNERE GLIEDERUNG DER AWARENZEITLICHEN BEVÖLKERUNG VON KISKÖRE (Zusammenfassung) Wenn man sich den archeologisch-historischen Problemen unter einem soziologischen Aspekt nähert, kann man die Grundstruktur, die Klassen- und Schichtengliederung der ehemaligen Gesellschaften untersuchen. Der Nachlass der Awaren an Gebrauchsgegenständen ermöglicht es ebenfalls, - auch ohne die aus geschriebenen Quellen nicht bekannte gesellschaftshistorische Terminologie - innerhalb der Bevölkerung gut trennbare soziale Gruppen festzustellen. Das Ziel dieser Studie besteht darin, die innere Schichtung der Bevölkerung von Kisköre aus der zweiten Hälfte der Awarenzeit zu umreissen: im Zusammenhang mit der Bevölkerungszahl und dem Nachlass an Gegenständen der Awaren von Kisköre beschäftige ich mich mit der inneren Chronologie der Nutzung des Gräberfeldes und der gesellschaftlichen Gliederung der Bevölkerung. Das awarenzeitliche Gräberfeld von Kisköre wurde im Herbst 1964 erschlossen und zwar im laufe der Rettungsgrabung, die dem Bau der zweiten Staustufe der Theiss voranging. Infolge dieser Rettung wurde unsere Forschung im Jahre 1979 durch die wertvolle Monographie von Éva Sz. Garam angereichert. Die Autorin kam in ihrer Arbeit zu der Schlussfolgerung, dass sich die funde in zwei Teile zerlegen lassen: die Bevölkerung, die hier angesiedelt war, bestand aus einer „mittelawarischen" und einer „spätawarischen" Volksgruppe. Sie hatten verschiedene Lebensweisen und Bestattungsgebräuche; ihre uns überlieferten archeologischen Funde wichen voneinender im Material, in der technischen Ausführung, der Form und im Musterschatz ab. Ihre Tracht war verschieden und was für uns in diesem Fall den springenden Punkt darstellt: ihre gesellschaftliche Gliederung unterschied sich voneinander. Seit die Autorin ihr Manuskript in die Druckerei gegeben hat, sind mehr als 15 Jahre verflossen und in dieser Zeit haben sich auch andere Interpretationsmöglichkeiten des genannten Fundstoffes ergeben. Deshalb ist es aktuell, die Frage von neuem zu untersuchen. Zur Feststellung der Gliederung der awarenzeitlichen Bevölkerung habe ich zuerst die relative Chronologie der archeologischen Funde rekonstruiert, um danach die Gliederung der Bevölkerung „generationsweise" zu zeigen. Als Grundlage haben uns wir dabei die von Gy. László, I. L. Kovrig, I. Bona und nicht zuletzt die von É. Sz. Garam ausgearbeiteten tipologischen Reihen gedient. Auf dieser Weise war der Ausgangspunkt mit dem der Verarbeiterin des Fundortes identisch (Anm. 11). Ich habe die Erscheinungen, die auch von der Autorin dargestellt wurden, nach folgender Methode verfeinert: über die Untersuchung der traditionellen Aspekte (Orientierung, der Chronologie entsprechender Fund) hinaus habe ich auf Grund des Geschlechtes und des Alters miteinander verglichene Situation der Toten analysiert (Karte 1), ich habe die Waffen und die beschlagenen Gürtel als Fundensemble dargestellt (Karte 2), den dreifachen Zusammenhang der Gürtelbeschläge nach Form, Material und Musterschatz beobachtet (Karte 3), den Schmuck und andere, den Rang zeigende Gegenstände (Karte 4), Gebrtauchs- und Arbeitsmittel (Karte 5), bzw. die auf Speisen- und Getränkeopfer weisende Beigaben beider Geschlechter (Karte 6) zusammen behandelt. Danach habe ich die sogenannten „Gründungsgräber", die Fokusse des Gräberfeldes bestimmt - diejenigen Personen, die einmal ganz bestimmt führenden Stelle im Leben der Bevölkerung eingenommen haben. Im Vergleich zu ihnen habe ich (unter Beachtung der inneren Chronologie) auf die Gruppen der ehemaligen Gesellschaft gefolgert. Auf dieser Weise haben sich die zentralen bzw. an den Peripherien angelegten Gräbergruppen entfaltet. Im Zentrum sind sicherlich die Bestattungstellen der Führer, an den Flügeln die der Untertanen zu finden. Trotz der chronologischen Identität bin ich aber zu einem Ergebnis gekommen, das dem von É. Sz. Garam widerspricht. Das Wesentliche meiner Schlussfolgerung besteht darin, dass ich die im archeologischen Sinne neuen Erscheinungen historisch nicht mit etnischen Veränderungen, mit von aussen kommenden Wirkungen erklären musste: in den einzelnen Bestattungsgruppen konnte ich eine Kontinuität zwischen der „mittelawarischen" und der „spätawarischen" Bevölkerung nach erweisen (die Aufzählung der Gruppen siehe Anm. 24). Der Ablauf der Besiedlung des awarenzeitlichen Gräberfeldes von Kisköre kann folgendermassen beschrieben werden. Die Bevölkerung, die die Gegend besetzt hatte, muss die Bestattung zur gleichen Zeit an mehreren Orten begonnen haben. Die Ruhestätte der führenden Familie einer gegebenen Zeitspanne (einer Generation) befindet sich immer entlang der Nordwest-Südost-Achse des Gräberfeldes, die anderen Gemeinschaften haben an den zwei Seiten des Gräberfeldes Platz bekommen, abhängig davon, wie hoch der Rang ihrer eigenen Führer war. So ist ein auf Flügel verteiltes Bestattungsbild überliefert worden. In den einzelnen Familien (Gruppen) haben zur gleichen Zeit so165