Selmeczi László szerk.: Szolnok Megyei Múzeumi Évkönyv (1982-83)
I. Bóna: Die grossen Avarenfunde des 19. Jahrhunderts
Abgabe der Funde am 16. Oktober 1871 Romer über die Fundumstände berichtet, der diese sofort publizieren ließ (Romer 1. Dezember 1871). In seinem bald nach dem Auffinden des Grabes geschriebenen archäologischen Brief (Nov. 1871) hat selbst Bisits die Lage und die Funde des von ihm freigelegten Skeletts ausführlich beschrieben (Bisits 1872). Aus diesen Angaben erfahren wir, daß aus dem Grab des im eisenbeschlagenen Sarg ruhenden, O-W orientierten, mit seinem Säbel (Taf. 10. 2) begrabenen Mannes die MÜNZE von Konstantin IV. (Taf. 8.3) hervorgekommen ist, ferner lagen ein vierteiliger goldene Halsschmuck (Taf. 8. 4), ein für eine Männerhand bestimmter großer goldene Fingerring (Taf. 8. 5) neben dem Schädel kleinen Ohrgehänge (Taf. 8. 1-2) und bei dem Fuß die Silberkanne (Taf. 8. 7), der Kelch (Taf 8. 6) und der Tonbecher (Taf 10. 1). Am äußersten Rand derselben Bestattung sind laut dem an der Polizei aufgenommenen Protokoll das silberne Trinkhorn, die Tragösen des Säbels (Taf 10.4-5) und auch das goldene Scheidenende (Taf. 10. 6) zum Vorschein gekommen. Es ist uns das vollständige Inventar des Grabes bekannt, auch den goldbeschlagenen Gürtel (Taf 9) und den Halsschmuck mit inbegriffen. Der Goldsolidus selbst gelangte mit den ersten Funden, die Bisits am 16. November 1871 persönlich abgegeben hat in das Museum, wo er noch am Tage der Schenkung von F. Römer unter der Nr. 275,1871,31 inventarisiert wurde (Taf. 8. 3). Von da an lief das Stück stets mit dem Fund und wurde in einer jeden Mitteilung betont hervorgehoben (Romer 1871, Bisits, 1872, Pulszky 1873, Henszlmann 1875, Hampel 1877, Pulszky 1884 usw.), dem aus dem Jahre 1889 stammenden Foto nach war er in der Mitte der Vitrine von Ozora ausgestellt. Wir wiederholen: es ist unwürdig und unwissenschaftlich die Authentizität der Münze und ihre Zugehörigkeit zu unserem Funde in Abrede zu stellen, da ja uns die Fundumstände genau bekannt sind. Die Münze ist der Solidus von Konstantin IV. (Kein „Pogonatos"!), eine zwischen 668 und 673 geprägtes Stück, das in Umlauf war, da man auf sie öfters gebissen hat. Das in der Datierung richtunggebende byzantinische Gold der awarischen Fundgruppe datiert die Bestattung des Mannes im Familiengrabgarten von Ozora-Tótipuszta nach 675. Zugleich auch all diejenigen Funde, die sich an diesen bis heute wichtigsten Leitfund schließen. VIER FUNDE AUS DEN HAMPELSCHEN ZEITEN „Madaras" Dem 1883 geborgenen und dem Nationalmuseum amtlich übersandten Grabfund wurde von der Fachliteratur unwürdigerweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl der Fund bis heute der einzige frühawarische „Fürsten'-Fundkomplex ist, in dem die halbkugeligen und kleeblattförmigen Pferdegeschirrbeschläge mit Fransendekor aus purem Gold sind (Taf 11, 8-9). Das flaue Interesse hat wahrscheinlich die Unsicherheit des Fundortes verursacht, bei der Einsendung haben Hampel und seine Mitarbeiter vergessen zu klären, in welchem Madaras der Fund ans Tageslicht gekommen ist: in (Bács) Madaras, im einstigen Korn. Pest, heute Kom. Bács-Kiskun im Donau-Theiß-Zwischenstromgebiet oder östlich von der Theiß in Kun-Madaras im Korn. Szolnok. Nach der Unsicherheit im Ausgang bzw. an der Wende des vorigen Jahrhunderts hat die Forschung des vergangenen halben Jahrhunderts eindeutig für Madaras im Kom. Bács-Kiskun Stellung genommen. - irrtümlicherweise. Die hundertjährige Diskussion wurde in der nahen Vergangenheit entschieden, man hat mit Hilfe gleichaltriger Dokumente bewiesen, daß das Reitergrab in Kunmadaras, im Kom. Szolnok gefunden wurde, u. zw. - da sich auch der nähere Fundort klären ließ - hinter dem Újvári temető (alter Friedhof). Den Fund von Kunmadaras hat Hampel nur auszugsweise bekanntgegeben und mitgeteilt (Taf 11. 3-7, 9, 11-12), auch Fettich hat davon nur eine Auswahl gegeben, in die auch ein fremder Gegenstand hineingeraten ist. Die fast vollständige fotographische Mitteilung ist allein im Buch von Gy. László zu finden (László 1955, Taf. 65-68). Die Funde hat keiner von ihnen beschrieben. Aus der Mitteilung von László fehlt nur eine tordierte Goldarmring der unter die Funde von Szentendre gelangte (siehe dort) und der im Inventar unter Nr. 19, 1884, 13 registrierte vergoldete Bronzeschnallenkörper. Letzteres Stück sonderte sich auch von dem auch heute noch unter den Funden vorfindbaren Schnallenring ab und war früher als von unbekanntem Fundort eingetragen (Fettich 1926, Taf. Ill), erst später reihte man es infolge der Stilähnlichkeit zum awarischen Fund von Budapest-Farkasrét (siehe dort). Auf Grund der im Inventarbuch angegebenen Beschreibung und der Maße konnte der Fund mit voller Sicherheit identifiziert werden (Taf. 11.10). Im Grab von Kunmadaras ruhte ein mit dickem Goldblech bedecktem, goldbeschlagenem Schwert (Taf. 11. 2-4) und mit goldenem Pferdegeschirr bestatteter vornehmer awarischer Mann. Seine Goldarmringe (Taf 11. 5), sein Halsring und seine Goldperle (Taf. 11.6) weisen auf keine Frauenbestattung, diese gehörten auch zur Männertracht dieser Zeit. Die Tragösen des Schwertes (Taf. 11.2-3) sowie die Pferdeschirrung und auch die Gürtelriemenzungen aus vergoldetem Bronze (Taf. 11. 13-16) zeigen das gezähnte Motiv des Stils II, dazwischen sind die Golde von hohem Niveau. Durch sie schließt sich der Fund dem Kreise der Jankovichschen Golde an, ist eines der frühesten awarischen „fürstlichen" Grabfunde. Der Mann war vornehmer als der „Fürst" von Kunágota, im Gebiet östlich der Theiß ist dies bisher das vornehmste Einzelgrab aus der Epoche des Baján, aus den ersten Jahrzehnten der Awarenzeit. Die „Martinovka-Gräber" mit tamgaverzierten Pseudoschnallen von Keszthely-Fenékpuszta Die von V. Lipp im Januar 1885 im spätrömischen und spätantiken Gräberfeld des Kastells von Fenék erschlossenen 3 frühawarenzeitlichen Gräber wurden von den späteren Publikationen in die mehrtausend Gräber 142