Nyakas Miklós szerk.: Hajdúsági Múzeum Évkönyve 4. (Hajdúböszörmény, 1980)
TÖRTÉNELEM — GESCHICHTE - Das Wirken Gábor Sillyes's als Regierungskommissar 1848—1949
Miklós Nyakas DAS WIRKEN GÁBOR SILLYE'S ALS REGIERUNGSKOMMISSAR 1848—1849 Mit dem vorliegenden Artikel macht der Verfasser erstmalig den Versuch, das Wirken Regierungskommissars im Amtsbereicht Haj du vorzustellen. Im ersten Teil der Studie befasst er sich mit der Abstammung und der Erziehung Sillye's, wobei er Hinweise auf die gesellschaftliche Schichtung der Hajdu-Städte gibt und zu der Feststellung gelangt, dass Gábor Sillye sowohl von seiner Abstammung her als auch von seinen politischen Ansichten her der Mann der sog. Partei des Hajdu-Adels war und zur gleichen Zeit den Vertreter dieser Partei darstellte, der sich die Ideenwelt der ungarischen Reformzeit zu eigen machte und sich der Sache des Fortschritts eindeutig verpflichtete. Mit seinem Diplom der Rechte als Parlamentsschreiber tätig, schloss Sillye sich im März 1848 begeistert der auflodernden revolutionären Ereignissen an. Er war einer der Organisatoren der Nationalgarde in Pozsony (Pressburg). Seine weitere politische Laufbahn steht aber mehr mit seiner Geburtsstadt Hajdúböszörmény in Verbindung. Hier wählte man ihn bald in das derzeit aufgestellte Amt des Ratsanwaltes, und später wurde er Parlamentsabgeordneter der Stadt. In die Arbeit der ersten ungarischen bürgerlichen Nationalversammlung schaltete er sich aktiv ein in Pest und im Herbst 1848 stellte er sich beim Angriff gegen das Haus Habsburg offen auf die Seite der Landesverteidigung. Zu der Zeit wurde er vom Heeresminister Lázár Mészáros beauftragt, ein Freikorps auf die Beine zu stellen, was im Omtsbereich Hajdu geschehen sollte. Im Verlaufe der Organisierunk nahmen aber die einstigen Vorstellungen eine völig neue Gestalt an, sodass der Regierungskommissar schliesslich ein Husarenregiment und zwei Infanteribataillone stellen konnte, welche er teils — tatsächlich — durch eine Aushebung zusammengeholt hatte. Andererseits dehnte er die Anwerbung von Soldaten aber ausser dem Amtsbezirk Hajdu auch auf andere Gebiete, und hier in erster Linie auf dan Komitat Bihar aus. Bei der Organisierung des Volksaufstandes im Januar 1849 spielte Gábor Sillye eine bedeutende Rolle. Dieser Aufstand kam auf Anraten von Lajos Kossuth zustande, weil sich die militärische Lage plötzlich verschlechtert hatte. Da der Aufstand die erwarteten Hoffnungen aber nicht erfüllen konnte, geriet das Vertrauen Kossuths zu Sillye ins Schwanken. Es stellte sich aber bald heraus, dass Sillye für diesen Posten der geeignetste Mann war. Es wurde nämlich zu einer sehr schwierigen Aufgabe, die ausgestellten Truppenformationen auszurüsten. Gábor Sillye versuchte, die notwendigen Ausrüstungen teils aus staatlichen Magazinen, zu einem Grossteil aber auf dem Wege von Aufträgen zu beschaffen. Im Herbst 1848 leiss er in Pest arbeiten und beim Versand aus der Hauptstadt kümmerte er sich persönlich darum, dass die schon fertigen Ausrüstungsstücke auf den Weg gehen. Die nächsten Aufträge ergingen dann schon an Debrecen und andere Hajdu-Städte. Die Basis für die Pferdekäufe bidete eindeutig die Hajdúság. Nach der Unabhängigkeitserklärung kam es auf Wirken der rechten Seite zu einem allmählichen Abbau des Regierungskommissariats. Am 12. Mai 1849 wurde auch die Beauftragung Sillye's rückgängig gemacht. Hierbei wirkte wahrscheinlich auch der Umstand mit, dass seine politischen Ansichten Tendenzen zur revolutionären linken Seite zeigten, dass er sich begeistert zum Lager derjenigen gesellte, die die Entthronung der Habsburger bejahten, und dass er in Hajdúböszörmény eine Erklärung annehmen leiss, nach der die Bevölkerung der Stadt die republikanische Staatsform wünscht. Die Sache des Freiheitskampfes geriet jedoch bald in eine Krise. Der Kriegszug im Frühjahr lieferte den eindeutigen Beweis, dass Österreich allein nicht in der Lage 268