Bencsik János szerk.: Hajdúsági Múzeum Évkönyve 1. (Hajdúböszörmény, 1973)

Die ethnische Verwandschaft zwischen den Wolga-Bulgaren und der Bevölke-rung Ungarns im 10. Jahrhundert

Halikova, J. A. DIE ETHNISCHE VERWANDSCHAFT ZWISCHEN DEN WOLGA-BULGAREN UND DER BEVÖLKERUNG UNGARNS IM 10. JAHRHUNDERT In den letzten 2 Jahrzehnten wurden am Mittelauf der Wolga mehrere Gräberfelder aus dem 8-10. Jahrhundert entdeckt und ausgegraben. Sie stammen aus der Zeit des ersten auf diesem Gebiet gegründeten Staates, dem sog. Wolga-Bulgarien. Die in Kajbel, Chrjasch­tschew, Bolschie-Tarchany, Tankejewka, Tjetjuschi, Kujbischew und Igimka gemachten Fun­de zeugen davon, dass zur Zeit der Entstehung dieses ersten Staates recht komplizierte Ver­hältnisse herrschten, und wahrscheinlich auch die ethnische Zusammensetzung der Stämme nicht einheitlich war. Die oben erwähnten Funde zeigen eine gewisse Ähnlichkeit mit im Karpatenbecken ausgegrabenen ungarischen Gräberfelder aus dem 10. Jahrhundert. Beson­ders augenfällig ist diese Ähnlichkeit in bezug auf die Funeralien. Das soll auch Gegen­stand dieses Artikels sein. Bisher sind drei frühbulgarische Friedhöfe genau erforscht worden, die sich auf dem Gebiet der Tatarischen Autonomischen Republik befinden. Es handelt sich dabei um die Friedhöfe von Bolschie-Tarchany (365 Gräber aus dem 8-9 Jahrhundert), Tankejewka (825 heidnische Gräber aus dem 9-10 Jahrhundert, 56 mohamedanische Gräber aus dem Zeit­raum 9-11 Jahrhundert), sowie Tjetjuschi (56 heidnische und 50 mohamedanische Gräber ebenfalls aus dem Zeitraum 9-11 Jahrhundert). Die meisten Funeralien und Grabfunde der Bolschie-Tarchany-Gräber, insbesondere die Zahlreichen für Saltowo typischen Krüge gestatteten es, die Funde mit den „Erdrgrä­ber-Friedhöfen von Zliwki und Pokrowskoje zu vergleichen. Daraus lässt sich schlissen, dass die bulgarisch-türkischen Gruppen, die sich zu beiden Seiten der Wolga angesiedelt haben, aus der Gegend des Dons und des Azowischen Meeres gekommen sind. Aber einige Funde sind denen von Saltowo-Majazk nicht ähnlich (einzelne Körperteile des Pferdes wurden neben dem Besitzer beigesetzt, in den Gräbern befanden sich Bänkchen, und es wurden einige Tongefässe mit rundem Boden gefunden usw). Das zeugt davon, dass die Bevölkerung von Bolschie-Tarchany nicht nur aus Bulgaren bestand. Was den Friedhof von Tankejewka betrifft, so zeigen die Funeralien und die vielen Tongefässe (sowohl Gebrauchs, als auch Ziergegenstände (eine Ähnlichkeit mit denen des baschkirischen Uralgebietes, nämlich den Gräberfelder von Kusnarenkowo, Sterlitamak, Ku­sulewo (aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends userer Zeitrechnung), sowie mit den im Kama-Tal in Newolino bzw. Lomatowo gemachten Funden und den Friedhöfen der Polo­mi-Kultur im Tschepza-Becken. Das Gräberfeld von Tjetjuschi ist auch dem Friedhof von Tankejewka ähnlich. Diese Funde sind ein Beweis dafür, dass zahlreiche Stämme aus der Kama-Gegend und aus dem westlichen Ural in das Gebiet der mittleren Wolga eingedrun­gen sind, und diese mit den bulgar-saltowoer Stämmen an der Wolga in engen Kontakt ka­men. Und eben diese Funde von Tankejewka und Tjetjuschi, die ihrem Ursprung nach in das Ural-Kama Gebiet gehören, zeigen eine äusserst enge Verwandtschaft mit den alten ungarischen Friedhöfen, obwohl einige Merkmale wiederum auf Bolschie-Tarchany zurück­zuführen sind. Sowohl archeologische als auch Schriftendaten zeugen davon, dass die Bewohner Wolga-Bulgariens und Ungarns gemeinsame ethnische Elemente aufweisen. Es wäre aus­serordentlich wichtig die etnische Zugehörigkeit dieser Gruppen genau zu bestimmen - und die oben erwähnten archeologischen Funde konkreten ethnischen Gruppen zuzuordnen. Jedoch bei der Lösung dieses Problems stösst man auf grosse Schwierigkeiten. Es ist be­kannt, dass die Zusammensetzung der 896 im Karpatenbecken auftretenden Stämme nicht einheitlich war. Im 10. Jahrhundert zur Zeit Konstantins bedienten sich die Stammes­34

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