Bencsik János szerk.: Hajdúsági Múzeum Évkönyve 1. (Hajdúböszörmény, 1973)
Die ethnische Verwandschaft zwischen den Wolga-Bulgaren und der Bevölke-rung Ungarns im 10. Jahrhundert
verbände der späteren Ungarn noch zweier Sprachen, da zu den Stammesverbänden ausser den ugro-magyarischen Gruppen auch türkische Völkerschaften angehörten. Fünf Stämme von dem Stammesverband hatten türkische Namen. Leider sind die ungarischen Wissenschaftler in bezug auf die ethnische Interpretation der Funde aus der Zeit der Landnahme noch nicht zu einer einheitlichen Meinung gelangt, da sie die Funde der einzelnen ethnischen Gruppen noch nicht entsprechend getrennt haben. Die Mehrheit der Forscher bringt die alten ungarischen Friedhöfe mit den ugro-magyarischen Völkerschaften in Verbindung. Es werden jedoch aber andere Standpunkte auch vertreten. Szőke Béla vertritt z. B die Meinung, dass die im Kisalföld gemachten Gräberfunde aus dem 10. Jahrhundert, die sehr reiche Funde und Pferdeknochen zu Tage gefördert haben, von jenen türkischen Schichten stammen, die sich den magyarischen Stämmen angeschlossen haben, und weiche dort eine Führungsrolle errangen. Noch kategorischer ist in dieser Frage Dezső Csallány; er vertritt die Ansicht, dass die Landnahme im 9. Jahrhundert nur durch türkische und iranische Stämme erfolgt ist. Was jedoch die ungarische Bevölkerung betrifft - so trat diese bereits früher hier auf - nämlich schon zur Zeit der Awaren. Der ugro-magyarische Ursprung der spätawarischen Stämme ist bereits verschiedentlich in der ungarischen Fachliteratur aufgetaucht (Gyula László, György Györffy) Gyula László schreibt in einer seiner letzten Artikel davon, dass die ungarische Landnahme im Karpatenbecken in zwei Wellen erfolgt ist, wobei die erste, die ugro-magyarische der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts zugeschrieben wird, die zweite fällt in das Jahr 896, als sowohl türkische als auch magyarische Stämme an die Donau kamen. Ähnlich wie Béla Szőke vertritt Gyula László die Meinung, dass es sich bei den reichen Reitergräbern des 10. Jahrhunderts wahrscheinlich um türkische handelt. So ist es nicht ausgeschlossen, dass die gemeinsamen Elemente der Bevölkerung von Wolga-Bulgarien und Ungarn wie die Funde des 10. Jahrhunderts es klar bewiesen, türkischer Herkunft sind. Diese Auffassung wird auch dadurch bekräftigt, dass am mittleren Wolga- Lauf die ugro-magyarischen Namen und Lehnwörter bei den Türkvölkern der Wolgagegend gänzlich fehlen. Dieses bedarf noch eines strengen Beweises denn eine andere Auslegung dieses Problems ist auch nicht ganz ausgeschlossen. Jedoch kann die Behauptung von Julianus nicht ausser gelassen werden, dass er in Wolga-Bulgarien auf verwandte Stämme gestossen ist, deren Sprache ganz ungarisch (ungaricum) war. V. F. Gening schrieb ebenfalls über ugrische Elemente der Wolga-Bulgarischen Bevölkerung jeder Zeit - damit konnte er ebenfalls einige charakteristische Besonderheiten des Gräberfeld von Bolschie-Tarchany erklären (Tongefässe mit rundem Boden, Gräber mit Bänkchen). Wir können natürlich nur mit den bisher gemachten Funden arbeiten, und daher wäre es vielleicht verfrüht, in den frühbulgarischen Funden typische ugro-magyarische Züge herauszukristallisieren. Das ist die Aufgabe der nächsten Zukunft, die nur in enger Zusammenarbeit zwischen sowjetischen und ungarischen Wissenschaftlern gelöst werden kann. 3' 35