Bencsik János szerk.: Hajdúsági Múzeum Évkönyve 1. (Hajdúböszörmény, 1973)

Die Funktion der Ungarischen Messen

Imre Dankó DIE FUNKTION DER UNGARISCHEN MESSEN Der Verfasser wies bereits in mehreren Publikationen auf die Bedeutung der ethnogra­phischen Untersuchung von Messen und Märkten hin. Die meisten Publikationen, die sich mit dieser Thematik beschäftigen vermitteln zahlreiche Angaben über Märkte und Messen, und beschränken sich nur auf die Beschreibung. Diese Methode konnte die Gefahr der Roman­tisierung nicht ganz vermeiden; das „Interessante" wurde betont, in den Vordergrund gestellt, dabei wurde aber oft das Wesentliche, die Funktion und Bedeutung dieser Messen und Märkte vergessen. Die Märkte und Messen haben eine mehrfache Bedeutung: sie boten Gelegenheit zum Austausch der Waren und förderten auch den kulturellen Austausch. Vorliegende Arbeit verweist vorwiegend auf die historische Rolle der Messen und Märkte sowie auf deren Einfluss auf die Lebensweise. Einerseits steht die historische Bedeutung der Messen und Märkte in engem Zusammenhang mit den allgemeinen Verhältnissen, andererseits mit der örtlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen sowie kulturellen Entwicklung. Diese Märkte und Messen spielen eine grosse Rolle bei der Urbanisierung und bei der Weiter­entwicklung der Marktflecken speziell auf ungarische Verhältnisse bezogen. Die wichtigste Einrichtung der Marktflecken waren eben die Messen und Märkte. Der Erwerb von Messen­und Marktrecht sowie deren Durchführung erhob die Siedlung praktisch in den Rang einer Stadt, obwohl die anderen Voraussetzungen zur Erlangung des Stadtrechtes noch fehlten. Wie überall, so gilt auch für die ungarischen Märkte und Messen die Tatsache, dass hier Bewohner benachbarter Gebiete ihre Waren austauschten, wobei die Bewohner aus geographisch unterschiedlichen bzw. sogar anders gearteten Gebieten kommen konnten. Ferner gibt der Verfasser einen Überblick über die Funktion der ungarischen Märkte und Messen. Er stellt fest, dass diese Märkte und Messen nicht nur dem Warenaustausch die­nen, sondern auch Treffpunkte darstellen. Somit handelt es sich hierbei um regelmässige Gelegenheiten, wo sich weit voneinander entfernt lebende Verwandte, Bekannte, gleiche Volksgruppen, Vertreter gleicher Konfessionen und Berufsgruppen treffen, und Gelegenheit haben Neuigkeiten, Meinungen und Erfahrungen auszutauschen. Die höchste Stufe solcher Märkte und Messen war der sog. Mädchenmarkt, wo sich die jungen Mädchen und Bur­schen trafen, die aufgrund ungünstiger Bedingungen (grosse Entfernungen, Glaubensrich­tungen, ethnische Probleme usw.) keine andere Möglichkeit der Partnerwahl hatten. Eine ungarische Bezeichnung dieser Märkte und Messen „sokadalom" - (Getümmel) ist sehr treffend, da sich hier alle möglichen Leute treffen. Das wiederum ist eine gute Möglichkeit zur Aufnahme kultureller Kontakte. Die kulturelle Wirkung der Märkte und Messen war sowohl mittelbar als auch unmittelbar. Die wichtigste unmittelbare Rolle war die Information, Orientierung. Von besonderer Bedeutung war das im Zeitalter des Feudalismus, da nicht alle Männer Soldat wurden, und daher war der Besuch von Märkten und Messen die einzige Möglichkeit andere Gegende, Städte, Völker und Menschen kennenzulernen. Zur Entfaltung unmittelbarer kultureller Wirkungen kam es erst immer später. Vorliegende Arbeit verweist auch darauf, dass viele ungarische Messen und Märkte auch für die ungarische Geschichte von grosser Bedeutung waren (z. B. die Verbreitung der Reformation im 17. Jahrhundert; So begann auf der Som­mermesse 1667 in Sátoraljaújhely der Aufstand von Hegyalja. So trug auch im Jahre 1848 die am 15. März abgehaltene Messe von Pest in grossem Masse zum Gelingen des grossen Tages bei, denn an diesem Tage begann der Freiheitskampf und die bürgerliche Revolu­tion). Die Märkte und Messen übten in vieler Hinsicht einen grossen Einfluss auf das Le­ben des ungarischen Volkes aus. Die Märkte und Messen waren vom grossen Einfluss auch 166'

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