A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 2005 (Debrecen, 2006)

Agrártörténet - Surányi Béla: Nagybirtokok, birtokosok, gazdálkodók Hajdú-Bihar megyében a XVIII. századtól 1945-ig

Surányi Béla GROSSBESITZUNGEN, EIGENTÜMER UND WIRTE IM KOMITAT HAJDÚ-BIHAR (VOM 18. JH. BIS 1945) DIE GROSSBESITZUNG UND DIE VERÄNDERUNG IHRER ROLLE In der ungarischen Landwirtschaft war die Großbesitzung immer präsent. Ihr Begriff und ihre Formen haben sich während der Jahrhunderte gewandelt. Ihre klassische Form erschien in Ungarn im 13-14. Jh., das waren Einheiten von Privatwirtschaften der Gutsherren und Kleinbesitzungen der Bauern/Leibeigenen. Im 15-16. Jh. begann mit dem Vordringen der Urbanisierung und als Folge der veränderten wirtschaftlichen Verhältnisse die bäuerliche Wirtschaft zu dominieren, und das hat sich bis zum 18. Jh. im Wesentlichen nicht geändert. In diesem Jahrhundert hat sich eine Wende abgespielt, dazu haben auch die Erscheinung der Agronomie als Wissenschaft und die Besserung der ökonomischen Verhältnisse beigetragen, so übernahm bei der Modernisation der Produktion die Meierei-Wirtschaft die Initiative. Vom letzten Drittel des 18. Jahrhunderts an er­folgte in der Geschichte der ungarischen Großbesitzungen eine Wende, die sich die Erarbeitung der rationellen Wirtschaft zum Ziel setzte. Die Ereignisse im ungarischen politischen Leben brachten die Entstehung einer neuen Eigentümerschicht mit sich, die historischen Familien der ungarischen Aristokratie gehörten aber nicht mehr dazu. Der Besitz von Landgütern bedeutete den Besitz der Macht bzw. die Ausnützung von deren Vorteilen. Demzufolge tauchte die Landfrage und deren Lösung in Ungarn immer als eine politische Frage auf, und das begleitete diese Zeit bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Die „sackgassenhafte" ungarische Geschichte hat die Durchführung einer umfassenden Landreform bis Ende des 2. Weltkriegs immer hinausgeschoben. Rolle und Gewicht des Großgrundbesitzes haben sich nach der Befreiung der Leibeigenen, in den Jahrzehn­ten der sich kapitalisierenden ungarischen Landwirtschaft zwar geändert, aber sein feudaler Charakter ließ sich letzten Endes bis 1945 nicht abschaffen. Nach 1848 hat sich mit Erscheinung der Bauernhöfe das Verhältnis der beiden Besitzkategorien geändert und wurde gleichzeitig durch Gegensätze und Gegenseitigkeit gekennzeichnet. Auch das Trauma nach dem 2. Weltkrieg hat diese Beziehung nicht bedeutend geändert, aber die gewisse Angewiesenheit aufeinander hat durch die gegenseitige Ergänzung bei der Aufhebung der Mängel in der ungarischen landwirt­schaftlichen Produktion geholfen. Man denke z. B. daran, wie sich die großwirtschaftliche Pro­duktion der einzelnen Pflanzenarten geradezu zu „Ständen" organisierte, was auch für manche Tierarten und sogar -Unterarten galt. In der behandelten Zeit behielt der Landbesitz als sichere In­vestition seine Anziehungskraft. Das hat auch die Eigentümer-Struktur geändert, denken wir nur an den Landkauf der Intellektuellen. Vom 20. Jh. an wurde immer offensichtlicher, dass sich Landbesitz und -bewirtschaftung getrennt haben. Der Besitz von Gütern bedeutete Rang, genau wie im Mittelalter, um vom Einkommen gar nicht zu sprechen. Eine eigene Kategorie bildeten die bürgerlichen Güter und Pachtgüter, die die Träger der Modernisation waren. Die Rolle, Gesell­schaft und Wirtschaft der Haiduken, Verwaltungsvorgänger des Komitats Hajdú-Bihar, unter­schied sich in vieler Hinsicht von anderen Gegenden des Landes, darauf gehen wir in der Studie auch kurz ein. Als Besonderheit gilt der mangelnde bzw. kaum vorhandene Großgiaindbesitz feu­389

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