A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 2004 (Debrecen, 2005)

Néprajz, kulturális antropológia - Lovas Kiss Antal: Milchverwertung bei den Milchkühe haltenden Landwirten im Gebiet Bihar nach dem EU-Beitritt

Antal, Lovas Kiss MILCHVERWERTUNG BEI DEN MILCHKÜHE HALTENDEN LANDWIRTEN IM GEBIET BIHAR NACH DEM EU-BEITRITT Der Beitritt zur Europäischen Union zwingt die kleine Wirtschaften betreibenden Produzenten zu Veränderungen, denn die Vorstellungen der Union unterscheiden sich deutlich von der in den lokalen Gesellschaften bisher akzeptierten und eingespielten Wirtschaftsordnung. Erwartungsge­mäß wird die Zahl der heimischen Milch produzierenden Betriebe schrumpfen, denn nach dem Beitritt zur EU wird die Auflassung der Betriebe mit 1-10 Kühen angestrebt. Der Niedergang hat aber schon in den Jahren nach der Wende mit der Veränderung des Aufkaufsystems begonnen. Der Profit aus der Tierhaltung wurde immer kleiner, weil zwischen die Produzenten und die Ver­arbeitungsindustrie zahlreiche Händler und Kleinhändler traten. Der Markt war Schwankungen unterworfen, die Ausgeliefertheit der Produzenten verschärfte sich, weil sie keinen Zugang zu verlässlichen Informationen über die Marktverhältnisse hatten. Auch in der Milchwirtschaft kon­zentrierte sich der Profit bei der verarbeitenden Industrie, während sich die Verhandlungsposition der Kleinproduzenten deutlich verschlechterte. Da die Produzenten über keine entsprechende In­teressenvertretung verfügten, waren sie den Aufkäufern ausgeliefert. Zugleich trat auf bisher un­gekannte Weise eine von der Regierung geforderte Verringerung des Hornviehbestandes ein. Die­se Tatsache machte die Produzenten misstrauisch gleichermaßen gegenüber den andern Spielern auf dem Markt und den Lenkungsmaßnahmen der Regierung. Die Kleinbetriebe gerieten nach dem Beitritt in Entscheidungszwang. Zwei Möglichkeiten bieten sich ihnen: entweder geben sie auf oder wachsen sie in betdeutendem Maß. Die Entscheidung wird von äußerem Druck beein­flusst: das Steigen der Kosten pro Liter, der Zwang zum Ausbau der Infrastruktur, die Qualitäts­regelung der Milch, die Beschränkung der Milchübernahme und die Einführung des Quotensy­stems. Mit dem Steigen der Kosten pro Liter ist der Ausbau der Infrastruktur im Fall kleiner Stückzahl unrentabel. Daher sind die Besitzer kleiner Betriebe bei der Bewerbung um Subventi­onsgelder der EU im Nachteil. Die Einführung des Qualitätskontrollsystems setzt nämlich anhal­tende Warenqualität und gleichmäßige Produktion voraus, ist aber mit Kosten verbunden, welche die Kleinbetriebe nicht erwirtschaften können. Zugleich stehen das neue Produktionssystem, die vorgeschriebene Technologie sowie die Einführung des Quotensystems im Gegensatz zur frühe­ren Wirtschaftspraxis und den früheren Produktionsnormen. Aus der Perspektive der Produktion ist das in der Bauernmentalität wurzelnde Sparen durch billige Beschaffung und Abstriche bei Menge oder Qualität der Rohstoffe unzeitgemäß und unerwünscht. Gegenüber der Krise des Ver­triebs tierischer Produkte nach der Wende waren die Produzenten ratlos. Der Abbau der kleinbe­trieblichen Tierhaltung ging schrittweise vor sich, die Landwirte versuchten sich noch Jahr für Jahr mit verschiedenen Strategien anzupassen. Als im Herbst 2003 der Milchübernehmer in Csökmö zusperrte, waren die Milchproduzenten gezwungen, sich nach Vertriebsalternativen um­zusehen. Nach der Schließung der Milchhalle gaben viele ihre Milch produzierenden Betriebe auf. Manche schafften den Profilwechsel innerhalb der Branche, indem sie von der Milchwirt­schaft zur Schlachtviehproduktion wechselten. Andere begannen mit der Kälberaufzucht und ver­239

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