A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 2000-2001 (Debrecen, 2001)

Művelődés- és irodalomtörténet - Szabó Anna Viola: „Von fünf bis sieben nähre ich meine Phantasie im Kino”. Gábor Oláh under der Film

Anna Viola Szabó „VON FÜNF BIS SIEBEN NÄHRE ICH MEINE PHANTASIE IM KINO" Gábor Oláh und der Film Der Debrecener Schriftsteller Gábor Oláh (1881-1942) war eine der interessantesten widersprüchlichen Figuren des literarischen Lebens seiner Zeit. Die Werke des in allen litera­rischen Gattungen sehr produktiven Schriftstellers werden heute fast nur noch von Literatur­historikern gelesen. Aber auf den Seiten seines sich in der literarischen Sammlung des Déri­Museums befindlichen Tagebuchs, das bald in gedruckter Form veröffentlicht wird, entfaltet sich seine im Vergleich zu seinen Werken noch viel interessantere Persönlichkeit. Bei der Aufarbeitung des Nachlasses, bei der Lektüre des Tagebuchs sind wir auf Gábor Oláhs merkwürdige Neigung zu Film und Kino aufmerksam geworden. Unsere Arbeit untersucht, wie dieses außerordentliche Interesse mit Gábor Oláhs Auffassung von Kunst und von der Persönlichkeit, die im Stande ist, ein Kunstwerk zu schaffen, zusammenhängt. Nach Gábor Oláhs auch schriftlich festgehaltener Vorstellung kann man Kunstwerke nur in Einsamkeit schaffen, in einer künstlich hergestellten Künstlerumgebung, wo sich der Künstler frei und ohne Ver­pflichtungen mit seiner einzigen Aufgabe, der Formung der Schönheit und des Erhebens des eigenen Lebens zum Kunstwerk, beschäftigen kann. Dieses Leben muss nicht nur einsam, sondern auch asketisch geführt werden, damit unterdrückte, nicht ausgelebte Triebe - in erster Linie sexuelle - fortwährend die Sinne in ein nie ausgehendes Feuer versetzen, so dass sie in der Phantasie, im Kunstwerk ausgelebt die Werke mit ihren Flammen nähren. Gábor Oláhs Theorie rechnete aber nicht damit, dass sie gerade an seiner eigenen Natur scheitern würde: seine Hem­mungen, seine Krankheit und sein zu Einsamkeit verurteiltes Naturell für ihn keine Abenteuer des Lebens ermöglichen, die seine Triebe - auch durch Enthaltsamkeit - anfachen könnten. Deswegen zog er sich in seine Phantasiewelt zurück und wählte seine Lektüre und Kinoerleb­nisse, die Filme zu Lebensschauplätzen. Die Grenzen seines alltäglichen Lehrerlebens hinter sich lassend machte er die Landschaften seiner Phantasie zur Realität: sein imaginäres Traumleben, seine innere, eigene Realität und die Realität seines äußeren Alltagslebens tauschten die Plätze. Er nahm die Inspiration aus dem Kino, um sich Frauen vorzustellen, er schuf sich in seiner Phantasie eine liebevolle Familie und reizende, kleine Kinder. Seine imaginären Figuren zeigen keinerlei Verbindung mit ihren irdischen Vorbildern. Die Träume entstehen nach Traummustern. Auf den Seiten seines Tagebuchs stellt er sich auch als ein imaginärer Held vor, als würde er sein gewünschtes Ich in einem Film sehen - von seinen Abenteuern ist nicht zu entscheiden, ob sie sich nicht nur im Raum seiner Phantasie abspielen. Gábor Oláhs Kinoideal bedeuteten die stummen Helden des Stummfilms, der ihm einen viel größeren Raum zur Projektion seines Ichs 319

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