A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 2000-2001 (Debrecen, 2001)

Művelődés- és irodalomtörténet - Lakner Lajos: Ästhetizismus und der Garten der Selbsterkenntnis (Gábor Oláhs Tagebuch)

Lajos Lakner ASTHETIZISMUS UND DER GARTEN DER SELBSTERKENNTNIS Vorliegende Arbeit untersucht das gleichermaßen ethische und ästhetische Forderungen bedeutende Zusammentreffen des aus dem 19. Jahrhundert stammenden (nationale Romantik), aber auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weiterlebenden völkisch-nationalen Weltbildes und der durch die Sezession und den Asthetizismus charakterisierbaren neuen Welt anhand des Tagebuchs und der Identitätsbildung des heute eher vergessenen Dichters Gábor Oláh. Oláh sah klar, dass die alte Welt ihre Gültigkeit verloren hatte, und war doch nicht fähig mit ihrem Dichter­und Menschenbild zu brechen, dem zu entsprechen im Verlauf der Primärsozialisation gleichsam als ethischer Befehl in seine Persönlichkeit eingebrannt wurde. Gleichzeitig machten die Sirenenklänge der neuen Welt die alte, immer mehr im Sterben liegende bereits unbewohnbar. Die Dichtung von Ady und die Reise nach Paris machten es ihm unmöglich, seine Laufbahn so fortzusetzen, wie er sie unter dem Einfluss der großen völkisch-nationalen Ideologen (Pál Gyulai, Zsolt Beöthy) begonnen hatte. Gábor Oláh fühlte ähnlich wie Hofmannsthal, dass alles rutschiger und unsicherer geworden war, worauf frühere Generationen ihre Identität und ihre Lebensziele gebaut hatten. Es gibt keine mit Gewissheit ausgestatteten Vorschriften mehr, er muss sich seine Identität und seine eigene Welt selbst schaffen. Er musste auch zur Kenntnis nehmen, dass nicht die Hauptstadt, sondern die zur Jahrhundertwende einen Tiefpunkt durchlebende Stadt Debrecen sein Zuhause war. Vergeblich sehnte er sich fort von hier, vergeblich hasste er die Trostlosigkeit und Bewegungslosigkeit der Stadt, er musste dennoch hier leben: seine soziale und schöpferische Gehemmtheit ketteten ihn für immer an diese Stadt. Während er sich für einen zu Großem berufenen Künstler hielt, musste er sein Leben gleichsam resonanzlos leben. Diese doppelte ­geschichtliche und soziale - Determiniertheit hielt er mit der radikalen Konsquenz des Asthe­tizismus für überwindbar: nicht nur seine Schriften, sondern auch sein Leben wollte er zum Kunstwerk formen. In der Zeit seines Pariser Aufenthaltes erkannte er, dass er keine andere Aufgabe und Möglichkeit habe, als die Welt ästhetisch zu betrachten und Ady stieß ihn darauf, dass er eine selbständige Welt zu schaffen habe. Das Tagebuch, das im Mittelpunkt der Unter­suchung der vorliegenden Arbeit steht, ist ein Dokument des Versuchs, das zu verwirklichen. Der Asthetizismus bedeutete für Gábor Oláh, das alltägliche Leben und die ihn umgebenden Menschen gering zu schätzen. Alles und alle sind nur ihrer Form wegen interessant, in dem Maße, in dem sie zu ästhetisch geformten Figuren werden können. Auch sich selbst betrachtet er so. Ähnlich Georg Lukács' Seele und Formen und dem Helden von Herman Hesses Roßhalde war er bereit, im Interesse des seine Identität stiftenden und seinen Ruhm begründenden großen Werkes sein Leben, sein Glück zu opfern und die Einsamkeit in Kauf zu nehmen. Das Ausbleiben des erwarteten Erfolges motivierte ihn dazu, zuerst sein Leben zum Kunstwerk zu machen, dass dann auch seine Werke sich auf den Weg der Unsterblichkeit machen. In Wildeschen Posen erschien 299

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