A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1995-1996 (Debrecen, 1998)

Régészet, ókortudomány - Patay Pál–Módy György: Die Glocke des Klosters von Herpály aus dem XII. Jahrhundert

Pál Patay-György Módy DIE GLOCKE DES KLOSTERS VON HERPÁLY AUS DEM XII. JAHRHUNDERT Trotz ihrem fragmentarischen Zustand ist die Gestalt der neben den Ruinen des Monasteriums von Herpály gefundenen kleinen Glocke eindeutig erkennbar. Sie hat eine Zuckerhutform. Die Zuckerhut-Glocken sind für das XII. und XIII. Jahrhundert kennzeichnend, abgelöst die Bienenkorb-Glocken, zu denen u.q. die Glocke von San Canino (8. Jahrh.), Haithabu (10. Jahrh.) und Csolnok (10-11. Jahrh.) zu reihen sind. . Die Glocke von Herpály besitzt Analogien, selbst aus Ungarn eine, diejenige, die in den Jahren 1870-73 in Keresetpuszta in der Erde gefunden wurde. Obwohl diese einen Größen­unterschied von 2:3 aufweist, ist ihre Form beinahe gleich. Die Höhe unserer Glocke kann ohne Krone etwa 20, mit Krone etwa 30 cm gewesen sein. Ihr oberer Durchmesser ist (Beim Ansatz der Kronenohren) 8,8 cm. Die Krone ist 9,8 cm hoch und - infolge des geringen Gewichtes - nur durch zwei Ohren unterstützt. Auf ihrem Gipfel ist der Gußzapfen klar erkennbar. An der Platte befinden sich senkrecht zu den Ohren zwei dreieckförmige Höhlungen. In ihrem heutigen Zustand wiegt sie 2,5 kg; intakt kann sie auch nicht über 4,5 kg gewesen sein. Merkwürdig sind die an der Flanke herumlaufenden Rillen; acht sind zu sehen, doch mehr als neuen können sie auch ursprünglich nicht gewesen sein. Sie wurde in Wachsausschmelzverfahren hergestellt. Sie besitzt weder Inschrift, noch Jahreszahl. Die Bestimmung der dreieckförmigen Höhlungen ist uns unbekannt. Ähnliche, doch mit Meißel bearbeitete Höhlungen befinden sich an der Haithabu-Glocke, die nach H. Drescher auch als Weihekreuz dienen konnten. Dies ist aber im Fall unserer Glocke - wegen ihrer Zahl - nicht haltbar. An anderen frühen Glocken - so an der von San Canino - ist die Platte durchbrochen. Diese Art der Herstellung wird von dem Presbyter Theophilus sogar empfohlen, um den Klang der Glocke zu verbessern. Da das Bestehen des Monasteriums von Herpály bekannt ist, kann die Herstellungszeit der Glocke auf einen ziemlich geringen Zeitraum begrenzt werden, was dem Fund eine besondere Bedeutung gibt. Gleichzeitig beweist der Fund daß der ungarische Glockenguß hat im Mittelalter den mitteleuropäischen verfolgt. Er wurde hier ebenso intensiv geübt. Das ist auch dadurch bewiesen, daß die Kirche von Herpály zwei Türme besaß und in ihrer Nähe früher auch eine andere Glocke gefunden wurde. 164

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