A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1992-1993 (Debrecen, 1994)

Ókortudomány - Gesztelyi Tamás: Zur Deutung der Masken-Tier-Kombinationen

Tamás Gesztelyi ZUR DEUTUNG DER MASKEN-TIER-KOMBINATIONEN Die Kombinationen von Körperteilen verschiedener Tiere mit der Silenos-Maske kam seit der aus­gehenden Republik oft auf römischen Gemmen vor. Die Fachliteratur nennt sie traditionell grylloi, ne­uerdings aber auch Phantasietiere, I Iippalektryon, phantastisches Mischwesen. Ein ähnliches Mischwesen erscheint schon am Ende des 2. Jahrtausends v.Chr., es war beliebt bei den Griechen, bei den Phoinikern in den 6—5. Jahrhunderten. Alle diese Kombinationen sind im Laufe des 4. Jh. v.Chr. verschwunden, Masken-Tier-Kombinationen sind erst auf den italischen Gemmen des 1. Jh.v.Chr. wieder erschienen. Teils wegen der grossen zeitlichen Entfernung, teils wegen der Form der wieder erscheinen­den Kombinationen, die komplizierter als die bisherigen waren, muss man annehmen, dass hier nicht die frühere Tradition fortgesetzt wurde, sondern man hat die früheren Elemente gut durchdacht verwendet. Es ist angebracht, dass wir den Geist dieser Darstellungen in der Kultur der Entstehungszeit su­chen. Es gibt mehrere Berührungspunkte z.B. zwischen den einzelnen Elementen der Masken-Tier-Kom­binationen und der damaligen Dichtung. Ein Solches Element ist der kleine Amor, wie er gerade mit Peitsche das Mischwesen treibt. Die ersten poetishen Bilder der lateinischen Literatur über die alles durchdringende kosmische Kraft der Liebe sind gerade zur Zeit der Entstehung der hier untersuchten Gemmendarstellungen formuliert worden: Lukrez I 17—20, Vergil Georgica III 242—244, Ovid Fasti IV 85—116. Besonders erwähnenswert ist der furor equarum (Verg. Georg. III 266—268). Sie haben von der Liebe Sehnsucht eine spezielle Absonderung, die hippomanes, die oft in der augusteischen Lie­besdichtung vorkommt, als ein Zubehör des Liebeszaubers (Tib. II 4, 58; Prop. IV 5, 18; Ov.am. I 8, 8; Verg.Aen. IV 515). Damit können wir erklären, warum die Pferdeprotome ein so wichtiger Bestandteil der Masken-Tier-Kombinationen ist. Bei einigen Fällen kommt ein rätselhaftes Detail vor: zu den Hahnenfüssen liegen drei kleine Ku­geln. Auf den frührömischen Bronzemünzen bedeuten die Kugeln die Unzenzahl der Münze. Sie können auch hier die Dreizahl bedeuten. In der Dichtung der Augustuszeit gibt es eine Menge Anspielungen auf die magische Kraft der Nummer Drei (Verg.Aen.IV 510 f., Ov.Met.VIII 189 f, Tib.I 2, 54, Hor.Ep I 1, 36). Die drei kleinen Kugeln können also für die Zauberkraft der Nummer Drei stehen. Diese Beobachtungen und Interpretationen ergeben die Schlussfolgerung, dass die Masken-Tier­Kombinationen nicht irgendein dämonisches Wesen darstellen. Die Komposition entstand nach dem Wunsch des jeweiligen Auftraggebers und ist ein Produkt der Phantasie des Gemmenschneiders. Es geht hier um Symbole, denen ihre Hersteller und Träger eine Zauberkraft der sympathetischen Magie zu­geschrieben haben. Das war keine schwarze Magie, sie wollte vilemehr die Voraussetzungen für das glückliche Leben, für Liebe, Fruchtbarkeit, Fülle usw. sichern. 74

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