A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1985 (Debrecen, 1986)

Történelem - Ács Zoltán: Die urbarialen Verhältnisse der deutschen Kolonisten einer Stadt auf der Süd-Tiefebene in dem 18. Jahrhundert

es, dass sie eine gewisse Kontinuität zwischen der mittelalterlichen ungarischen Bevölkerung und den Einwohnern der Zeit nach der Austreibung der Türken beinahe überall nachweisen. Gleich wie gering diese Kontinuität auch ist, so dementiert sie doch die in der öffentlichen Meinung und in den einzelnen Facharbeiten stark verbreitete Feststellung, dass die Tiefe­bene im allgemeinen insbesondere aber das Komitat Békés während der türkischen Bela­gerung völlig zugrunde gerichtet und entvölkert wurde. Die Untersuchung der Tätigkeit der Neoaquista Kommission und die Kenntnis von der Habsburg-Politik zur Zeit der urs­prünglichen Kapitalakkumulation setzen die Tatsache voraus, dass die Erklärung über die Unbewohnheit des Komitates Békés gut in die Pläne der Österreicher passte. Dass die Kolonisation von politischen Zielen dieser Art geführt wurde, beweist auch die Tatsache, dass man nicht aus dem dichtbewohnten Oberungarn und keine Ungarn ansiedeln Hess. Sicherlich ist es auch kein akzeptabeles Argument neben der Kolonisation der Deutschen, dass sie über höhere Agrar- und Handwerkerkultur verfügten und der Hof siedelte sie in Ungarn an, um eine grössere Steuerbasis bilden zu können. Nach ihrer Ansied­lung gerieten sie nämlich in eine bessere Lage als die slowakischen oder ungarischen Kolo­nisten und ihre Steuerbasis wurde für eine Zeit in dem gewünschten Masse nicht erhöht. Dieser Auffassung widerspricht auch, dass der Hof unter den deutschen Kolonisten wählte. Der beliebteste Kolonist war der katholische Deutsche, ihm folgte der reformierte Deutsche, dann folgte der katholische und der ewangelische Slowake und erst zuletzt kam der katholische und zuletzt der reformierte Ungar. Diese Klassifizierung zeigte sich weit­gehend auch in der Kolonisationordnung. Die katholischen und reformierten Deutsche und die katholischen Slowaken wurden nach mehr oder weniger grossen Vorbereitungen orga­nisiert und in einer Gemeinschaft angesiedelt, bis die anderen aber besonders Ungarn ka­men im allgemeinen ohne besondere Vorbereitung, oft auch nicht organisiert, sondern ein­zeln, nicht einmal als entflohene Leibeigene in das neue Gebiet. Auch diese Differenzierung zeigt klar, dass man auf den Gütern die durch die Neo­aquista Kommission den deutschen Grundherren zukommen Hessen, aulische Kolonisten gleicher Kultur, die nicht nur produzierten und im Besitz ihrer günstigen Lage die erwor­benen Güter rentabler machten, brauchte, sondern die aufgrund ihrer grossen Zahl und ihres verhältnismässig guten materiellen Standes auch behüten konnten. Dieser politische Gesichtspunkt und seine Realisierung sowie die materielle Verstär­kung der deutschen Kolonisten geht aus den Urbarien sehr schön und aus den ausgeworfenen günstigen Taxen bzw. aus den Ansiedlungskontrakten der Deutsch-Gyulaer hervor. Die Parzellenspaltung wird verhindert (nicht nur hier, sondern auch in der ganzen Gyulaer Grundherrschaft), die Zinsfreiheit ist für längere Zeit gültig, die Taxe ist niedriger, die Dienst­leistungen sind weniger, als bei den anderen Kolonistengruppen. Die günstigeren urbarialen Verhältnisse verlangten in erster Linie die Absonderheit der einzelnen Siedlungen, die Unabhängigkeit der Verwaltung. So und auch gerade deswegen kam die selbstständige Marktfleckenorganisation von Deutsch-Gyula zustande, obwohl die Siedlung der Deutschen mit einem Teil von Ungarisch-Gyula zusammenhängend, in ihrer nächsten Nachbarschaft lag und einige Felder auch gemeinsam genutzt wurden. Die zwei Städte — Ungarisch-Gyula und Deutsch-Gyula — vereinigten sich nur später nach der Auflösung der feudalen Verhält­nisse 1872. Der Unterschied zwischen den zwei Stadtteilen hat demnach nicht nur einen etnischen, sondern auch wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Charakter, wobei letzterer am geprägnantesten ist. Die bis heute annehmbare etnische Differenziertheit wäre nämlich schon längst verschwunden oder stärker zurückgegangen, wenn der grundlegende wirt­schaftlichgesellschaftliche Unterschied zwischen den zwei Stadtteilen sich nicht in solchem Masse gemeldet hätte, wenn der anfängliche Unterschied unter anderem im Interesse der Abtrennung nicht durch mehr als ein ganzes Jahrhundert aufgehalten wäre. Während die Deutsch-Gyulaer sich im Besitz ihres günstigen Vertrages unter günstigen 131

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