A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1985 (Debrecen, 1986)
Történelem - Ács Zoltán: Die urbarialen Verhältnisse der deutschen Kolonisten einer Stadt auf der Süd-Tiefebene in dem 18. Jahrhundert
eher erwarten, als in den deutschen oder österreichischen Kronländern, die durch die Gegenreformation stark gemartert wurden. Die Beauftragten von Harruckern machten in den deutschen Provinzen weitverbreitete Propaganda. Harrukkern bezahlte den Kolonisten das vorgeschriebene Lösegeld, die bereit waren, sich auf seinem Gut anzusiedeln. Ausserdem nahm er auch die Kosten der Kolonisation auf sich. 16 Die erste Kolonistengruppe machte sich im Herbst 1723 auf den Weg aus der Gemeinde Oberlenach in der Nähe von Würzburg. In dem darauffolgenden Jahr kamen deutsche Familien aus den benachbarten Zellingen, Unterleinach, Erlaubrunn und Thüngersheim. 17 Die in den Urkunden, nach den Vor- und Familiennamen stehenden deutschen Wörter bezeichneten auch den Beruf und die Fachkenntnis der Kolonisten. Man kann hieraus folgern, dass sich auf dem Harruckern-Gut nicht nur Landbauern, sondern auch Handwerker niederliessen. Harruckern war bemüht, einen neuen Ort möglichst von gleichsprachigen und gleichkonfessionellen Leibeigenen besiedeln zu lassen, um konfessionelle und nationale Reibungen zu vermeiden und damit die Privilegienunterschiede keinen Zwist auslösen. Dieses Ziel konnte er aber nicht immer ver* wirklichen. Ein gutes Beisspiel dafür ist der Fall von Mezőberény, wo in einer Gemeinde — obwohl voneinander streng isoliert — Slowaken, Ungarn und Deutsche nebeneinander wohnten. 18 Bei Harruckern meldeten sich zuerst 1723 einige deutsche Familien, denen er einen Privilegbrief gab. In diesem Brief versicherte sie der Grundherr, dass weder sie noch ihre Nachfolger unter ewige Leibeigenschaft geworfen werden. Jeder Wirt bekommt eine Vollhufe, wonach sie jährlich in zwei Summen einen Gulden zu geben verpflichtet sind. Harruckern versprach ihnen drei Freijahre, in denen sie nur Weizenneuntl abliefern mussten. Zum Bau ihrer Häuser gibt die Grundherrschaft unentgeldlich Holz unter der Voraussetzung, dass jeder Wirt zwei Wagen Feuerholz, zur Zeit der Mahd einen Schober Heu an ein von der Grundherrschaft benanntes Ort zusammen zu führen. 19 Über diese Vergünstigung hinaus überliess Harruckern den Leibeigenen die Einkünfte aus den Mühlen, Kneipen und anderer grundherrlichen Nutzniessungen zu günstigem Preis. 20 Die Ansiedlung der Deutschen in Gyula ging in zwei Wellen vor sich : die erste vor der Pestepidemie, die zweite danach. Die Pestepidemie in Ungarn von 1738—40 forderte in Gyula 1303 Opfer. 21 Die Zahl der Toten in Deutsch-Gyula selbst belief sich auf 249. 22 Franz Harruckern, der nach dem Tode seines Vaters seit 1743 Obergespan war, begann eine neue Kolonisationstätigkeit, wonach laut Geburtregister der Stadt im Jahre 1745—30 und in dem darauffolgenden Jahr 40Deutsche getauft wurden. 23 Nach den Angaben von Ferenc Szabó sind in der Steuerkonskription des Komitates von 1744 160 Familienoberhäupter und mit ihnen zusammenlebende Erwachsene zusammengeschrieben worden. 24 Wenn wir die Privilegien der in Gyula angesiedelten Deutschen mit denen der auch durch Harruckern in Mezőberény angesiedelten Slowaken vergleichen, können wir feststellen, dass sich die Deutschen unter viel günstigeren Verhältnissen an die Arbeit machen konnten. Ihre günstige Lage wird noch klarer, wenn man sie mit derer der Schwabenvergleicht, die sich auf dem Gute von Sándor Károlyi angesiedelt hatten. Károlyi bindet sie an die Scholle und erklärt, dass die Kömmlinge nach dem Ablauf der drei freien Jahre dem Grundherren ebenso dienen und bezahlen werden, wie die anderen Leibeigenen. 25 Harruckern verspricht dagegen auch den Nachfolgern seiner Leibeigenen, dass sie „das ganze Jahr hindurch nicht gezwungen werden, für den Grundherrn Dienste oder Robothen zu leisten." 26 Auf einigen Gebieten des Landes bedeutete es für die Leibeigenen einen Vorteil, wenn sie ihre grundherrlichen Dienste und Abgaben in einer bestimmten Summe einlösen konnten. Eine grundlegende Voraussetzung der Geldabgaben aber ist die Waremibsatzmöglichkeit. Die Sümpfe, Überflutungen und die unbefahrbahnen Strassen erschwerten aber im Komitat Békés das Viehtreiben oder die Getreidelieferung zu den Messen sehr. Darum wäre es für die Leibeigenen günstiger gewesen —• obwohl die Abwesenheit des Grundherrn in gewisser Hinsicht für sie wirklich eine günstigere Situation schuf —, wenn sie einen gewissen Teil ihrer Dienste und Abgaben nicht nur in Geld, sondern auch in Naturalien oder in Robothen leisten. Die primäre Voraussetzung hierfür wäre aber gewesen, dass der Grundherr unter ihnen lebe und über eigene Flur verfüge. 16 Szabó Ferenc: Ansiedlung und Geschichte der Deutschen des Komitates Békés m. 18—19. Jahrhundert. In: Beiträge zur Volkskunde der Ungarndeutscher. Bp., 1975. 41. p. 17 Veress Endre: Gyula város oklevéltára (1313—1800) Bp. 1938. 475. p. 18 Mezőberény története {Red.: Szabó Ferenc. Mezőberény, 1973) 19 Implom: s. o. 45. p. 20 Scherer Ferenc: Gyula város története (Gyula, 1938) I. 282. p. 21 Implom: s. o. 354. p. 22 Scherer: 1938. 288. p. 23 Ebenda, 289. p. 24 Szabó Ferenc: s. o. 43. p. 25 Vonház István: Szatmár megyei német telepítések. Századok. 1914. 304. p. 26 Implom: s. o. 45. p. 116