A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1983-84 (Debrecen, 1985)
Természettudomány - K. Zoffmann Zsuzsánna: Die anthropologischen Funder der Früh- und Spät Alföld Linienbandkeramik in Ostungarn
Zähne II sind postmortal verlorengegangen, so kann ihre Abrasion bezüglich des Zeitpunktes des Verlierens der unteren Schneidezähne leider mit keinerlei Angaben dienen. — Die von dem zur AVK gehörenden Skelett zeitlich und räumlich weiten ethnographischen Analogien außer acht lassend, ist eine im anthropologischen Material der präkeramischen Gräberfelder im Djerdap und jener des mesolithischen Taforalt in Afrika wahrgenommene ähnliche Erscheinung zu erwähnen; an mehreren Schädeln dieser Serien konnte im völlig intakten Gebiß das antemortale Fehlen der mittleren Schneidezähne konstatiert werden (eigene Beobachtungen bzw. Ferembach 1962), ebenfalls ohne irgendwelche Entzündungsspuren. Durch diese vorläufig eindeutig noch nicht interpretierbare Sitte (?) werden diese drei Populationen miteinander ethnisch natürlich nicht verbunden (der aus dem Kreise der AVK stammende einzige Fall beweist sogar auch nicht einmal das Vorhandensein dieser Sitte bei dieser Population), lenkt dennoch die Aufmerksamkeit auf eine mesolithische, frühneolithische — vermutlich rituelle oder praktischen Zielen folgende — Gebißverstümmelung. Die taxonomische Einreihung der hochwüchsigen, vermutlich leptodolichomorphen Frau kann infolge der hochgradigen Fragmentiertheit eindeutig nicht durchgeführt werden. //. Historischer Überblick Die Herkunft der AVK-Population ist archäologisch augenblicklich noch nicht eindeutig geklärt. Sie hat sich vermutlich aus örtlichen, spätmesolithischen Grundlagen entwikkelt und sich auf südliche Einflüsse (Körös—Starcevo —Cris —Kultur), durch Vermittelung der sog. Szatmár-Gruppe neolithisiert (Kalicz —Makkay 1977). Vorläufig ist es noch eine ungeklärte Frage, wieweit die Ausdehnung der neolithisierenden Wirkungen nach dem Norden zugleich mit kleineren oder größeren Volksbewegungen einhergegangen ist. Für die in biologischem Sinne genommene Rolle der ethnischen Gruppen der Körös—Starcevo —Cris. —Kultur im Zuge der Ausgestaltung der AVK stehen uns vorläufig noch keine Angaben zur Verfügung. Die frühneolithische Kultur des westlichen Karpatenbeckens war die Transdanubische Linienbandkeramik (im weiteren; DVK). Das archäologische Denkmalmaterial der AVK und der DVK zeigt die selbständige Entwicklung der zwei Kulturen: die DVK kann archäologisch schon als Teil des west- bzw. mitteleruopäischen Kulturkreises betrachtet werden (Kalicz —Makkay 1977). Die neolithisierenden Wirkungen sind hingegen in das Gebiet Transdanubiens von Süden, von der Starcevo —Kultur her gekommen und haben — der Szatmár-Gruppe ähnlich — die sog. Medina-Gruppe mit vermittelnder Rolle ausgebildet (Kalicz—Makkay 1977). Auf archäologischen Wege kann also die biologische Verbindung der AVK-Population mit einer zur einzigen Zeit oder Region anliegenden Population nicht bewiesen werden, im Falle der DVK machen dies die archäologischen Forschungen gar nicht wahrscheinlich. Im Zuge ihrer Entwicklung ist die AVK in mehrere kleinere regionale Gruppen zerfallen, die zwar miteinander in enger Verbindung gestanden sind, archäologisch dennoch als selbständige Einheiten gelten (Kalicz —Makkay 1977). Archäologisch ist es noch eine ungeklärte Frage, welche Wirkungen bei der Trennung dieser Gruppen (Tiszadob, Bükk, Szilmeg, Esztár, Szakáihát) gespielt haben dürften. ///. Anthropologischer Überblick Auf Grund der archäologischen Forschungen können die anthropologischen Untersuchungen zu den im vorangehenden Abschnitt geschilderten historischen Geschehnissen, zur Herkunftsfrage und zur Lösung der Problematik eventueller genetischer Verbindungen vorläufig keine Hilfe, keinen Anhaltspunkt bieten. Wir können bloß die von dem in Betracht nehmbaren anthropologischen Material gelieferten, nicht einmal als minimal zu betrachtenden Informationen summieren. 73