A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1980 (Debrecen, 1982)
Természettudomány - Szathmáry, László: Wirkung der ökologischen Faktoren auf die Siedlungsverhältinsse der neolitischen Bevölkerungen in der östlichen Region des Karpatenbeckens
konnte wieder anzusteigen. Unter ihnen mag der bedeutendste die in dem Flussbett Ér fliessende Urtheiss gewesen sein, obwohl ein Teil der Wassermenge, das schon vor dem Atlantikum bzw. vor dem früheren Neolithikum angebildete neue Flussbett durchfloss. Unserer Ansicht nach ist hier nur das wesentlich, dass durch die Herausbildung des neuen Flussbettes die Reste der spätpleistozänen Arme nicht zurücktraten, sondern — dank der immer reicheren Niedenschläge — an Lebensraum gewannen. Die „Regeneration" der Natur schuf auch für den Menschen günstige Ansiedlungsbedingungen. In der Umgebung der uralten Flussbetten boten sich sogar günstigere Möglichkeiten, als entlang des neuen Laufes der Theiss. Der hauptsächlichste Grund dafür scheint zu sein, dass sich die Körös-Kultur nicht entlang des verhältnismässig jungen Theiss-Armes, sondern eher in der Richtung des alten Flussbettes erstreckte. Die archeologischen Analysen berühren dieses historische Moment nicht. Auf unseren Fundortkarten ist immer das heutige Wassernetz anzugeben. So kann uns das Ausserachtlassen dieses Gesichtpunktes daran hindern, die zeitgenössischen Siedlungen der Koros- und Urtheissgegend aus realer ökologischer Ansicht zu untersuchen. Es kann also angenommen werden, dass die Lebewelt der beiden Körös und der Urtheiss (Ér-Gegend) zu Anfang des Neolithikums auf grösserem Gebiet und vor allem schneller belebte, bzw. dass sicher reichere Möglichkeiten für die Ansiedlung des Menschen geboten haben, als am neuentstandenen Theissarm, der — wenn er auch schon im Mezolithikum entstand — für die Lebewelt wahrscheinlich kein so wesentliches Potential bedeutete, was von der borealen Phase durch die Refugien und Relikte der Körös-Gegend bis in die Zeit des regenreichen und immer wärmer werdenden Atlantikums hinübergerettet wurde. Die Tatsache, dass sich die Bevülkerung der Körös-Kultur entlang der heutigen Theiss nach Norden nicht in solchem Masse ausdehnte, wie im östlichen Teil des gegenwärtigen Laufes der Donau, kann die Feststellung nicht entkräften, dass diese Bevölkerung in erster Linie eine am Wasser gebundene (eine durch das Wasser bestimmte) Lebensweise führte. Sie unterstützt sogar die Behauptung, dass ihr Lebensraum durch Regionen gebildet wurde, wo eher die Möglichkeiten der Fischerei, als die des Jagens dominierten. Die ausschlaggebende Rolle in der Verbreitung und Entfaltung der nördlichen Grenzlinien der Körös-Kultur spielten die Körös-Flüsse, nachdem sie vom Ende des Pleistozäns bis zum Neolithikum hin lebende Gewässer waren und auch die Bewegung der Flussbetten unbedeutend war. Die Donauarme flössen am Ende des Pleistozäns weit mehr östlich, als heute. Das heutige Flussbett bildete sich wahrscheinlich am Ende des Pleistozäns oder im Boreal aus. So kann auch auf diesem Gebiet die Tatsache mit der früheren Erneuerung der uralten Flussbetten in Verbindung gebracht werden, dass Funde der Körös-Kultur auf dem gegenwärtigen östlichen Ufer der Donau bis zur Höhe der Mündung von Séd-Sárvíz aufzufinden sind, was der Fläche des früheren Flussbettes entspricht. Es kann also keineswegs Zufall sein, dass die Ausdehnung der Körös-Kultur unter Betrachtnahme der hydrologischen Zustände am Ende des Pleistozäns leichter geklärt werden kann. Die Bevölkerung der Körös-Kultur, die sich entlang des Flusses dahinzog, kam also wahrscheinlich zur Zeit des atlantischen Wiederauflebens der Flussbetten am Ende des Pleistozäns in das Karpatenbecken, als sie in der Sicherheit der regenerierten Lebewelt dieser eine bessere Existenz für sich fanden, als nördlich von der Treffpunkt der heutigen KörösTheiss oder entlang des neuen Donauarmes. Die geringe Zahl der neolithischen Fundorten ermöglicht in Transdanubien keine ähnlichen Beobachtungen. In der späten Zeitperiode der Körös-Kultur Hessen sich in der Region der Oberer-Theiss die Bevölkerungen der sog. Szatmár-Gruppe nieder. Ihre Fundorte sind einerseits nördlich von der KoppenLinie und auf dem Gebiet der heutigen in einer Klimazone geschlossenen Wälder, andererseits entlang der Klima- und Vegetationsgrenze zu finden. Das Cha78