A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1979 (Debrecen, 1981)

Történelem - Székely György: Die Umwandlung des europäischen Siedlungsnetzes im 16–19. Jahrhundert und Ungarn

einer großen Vergangenheit konnten ihren Rahmen nicht sprengen. So hatte das Zentrum der katholischen Kirche Gniezno 1875 rund 11.000 Einwohner. 28 Die ungarische Städteentwicklung kann zwischen die der Tschechei und Polens gestellt werden, wenn man dazusetzt, daß die Städteentwicklung in Transdanubien vom 18. Jahr­hundert an einen gewaltigen Aufschwung nahm, während sie jenseits der Theiß zum Erlah­men kam. Debrecen, ein führendes Element gerade in dieser letzteren Gegend, hatte während des Freiheitskampfes der Kuruzen unter der Führung von Ferenc Rákóczi IL große Verluste erlitten. Im Jahre 1705 stürmte das kaiserliche Heer die Bibliothek des Kollegiums und die Druckerei und drang in Häuser und Kammern, in Keller und Korngruben ein. Im darauffolgenden Jahr flüchteten die Einwohner der Stadt vor dem Durchzug der Kaiserlichen hinweg über die Theiß in die Gegend Bodrogköz. Infolge der Evakuierurg durch die Kuru­zen und wegen des wertlosen Kupfergeldes blieben die Läden in Debrecen 1707 geschlossen; Lebensmittel und Bekleidung konnte man nicht kaufen, die Häuser verfielen. An die Han­delsverbindungen aus der Türkenzeit erinnerte, daß auch 1707 noch musulmanische, grie­chische und armenische Händler in den Randgebieten von Debrecen und Kecskemét sowie um Torda in Siebenbürgen auftauchten. Eine Folgeerscheinung der günstigen Städteent­wicklung unter der Obhut der Sonderstellung des Siebenbürgischen Fürstentums sowie eine Folgeerscheinung des Verfalls unter der Osmanenmacht war vorerst, daß zu Beginn des 18. Jahrhunderts Brassó (dt.: Kronstadt) größer war als Buda. Doch auch schon zu der Zeit zeichneten sich die Elemente der späteren ungarischen Hauptstadt ab: 1700 hatte Buda 11 000 Einwohner, Óbuda 750 und Pest 3 900. Anfang des 18. Jahrhunderts bewegte sich die Einwohnerzahl von Pozsony, Győr, Komárom, Debrecen, Kolozsvár und Nagyszeben jeweils zwischen 7 000 und 10 000, während Sopron 8 000 und Szombathely sowie Pápa jeweils 3 000 Einwohner hatten. In den Jahren 1710/20 zählte Buda schon an die 13 000 bis 16 000 Einwohner. In der Städteentwicklung Ungarns war es deutlich zu spüren, daß das Land lange Zeit keine Residenzstadt besessen hatte, bzw. daß es nur füi vorübergehende Zeit Sitz der Machthaber und der Landesversammlung war. Zentrum des Pressewesens in Latein und Ungarisch war Pozsony. Daneben hat es hier aber kleine konstante Magnatenzentren gegeben, die kulturell nicht wenig von Bedeutung waren : Kismarton, Eszterháza, Keszthely. In der Zeit der Herr­schaft Maria Theresias von den 1760-er Jahren an kann mit den Anfängen der Manufaktur in Ungarn gerechnet werden. Der Widerspruch zwischen politischer Unterdrückung und dennoch vielen neuen Unternehmungen ist typisch für die Wirtschaftspolitik von Josef IL Ein Zeichen für die hieraufhin einsetzende Städteentwicklung ist, daß 1784 die Einwoh­nerzahl von Buda 23 919, von Óbuda fast 6 000 und von Pest 20 704 Menschen betrug. Auf der untersten Stufe der allmählichen Entwicklung zur Stadt stand der Marktflecken Magyaróvár mit seinen 1976 Einwohnern. Die josefinische Verwaltungsreform hätte — wenn sie sich durchgesetzt hätte — einigen Kleinstädten und Marktflecken zu einer neuen Entwick­lung verholfen, denn so mancher Obergespan der vereinigten neuen Komitate hätte in dem neuen geographischen Mittelpunkt gern den Sitz für die Verwaltung und die Justiz gesehen, wie z.B. in Tata in Transdanubien oder in Orosháza jenseits der Theiß. Auf die Orte, die ihre Rolle als Komitatssitz eingebüßt hätten, hätten Verfall und Nichtnutzung der öffent­lichen Gebäude gewartet. Daß Debrecen 1787 mit seinen 29 100 Einwohnein zwar die am stärksten bevölkerte, aber bei weitem nicht die städtischste Siedlung war, markiert den Wendepunkt in der Städteentwicklung und gleichzeitig auch die gebietsmäßige Trennung ihrer Typen. Im gleichen Zeitraum hatte Pozsony 26 800, Buda 24.873, Pest 22 417, Szeged 21 500 und Szabadka 20 700 Einwohner. Für die Städte entlang der Donau wurde die Industrialisierung und für die Städte in der Großen Tiefebene die Landwirtschaft charak­teristisch. Die Einwohnerzahl von Győr betrug 12 800, von Sopron 12 100, von Komárom 12 000 und die von Óbuda 5 804. Zum Ende des 18. Jahrhunderts lebten 5,7% der Bevöl­kerung Ungarns in den freien königlichen Städten (das machte insgesamt 400 000 Menschen 28 Kosáry, Domokos: Bevezetés (Budapest története III. Főszerkesztő Gerevich, László. Bp., 1975) S. 10—11; Janina Leskiewicz: Studies in Social Structures in 19th-century Poland. A Report. (Offprint. Poland at the 14th International Congress of Historical Sciences in San Francisco, Studies in a Comparative History. Wroclaw — Warschau—Krakau —Gda/isk, 1975) S. 158— 159, 164.; Piotr Maluskiewicz — Stanislaw Mlodzikowski: Gniezno i okolice (Pozna /г, 1969) S. 8. 98

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