A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1979 (Debrecen, 1981)
Történelem - Székely György: Die Umwandlung des europäischen Siedlungsnetzes im 16–19. Jahrhundert und Ungarn
wo 1797 16 000 Menschen lebten. 150 davon waren Juden, die frei und unbelastet im Herzogtum lebten, auf dessen Regierung die Nähe Frankreichs schon längere Zeit einen milden Einfluß ausübte. 24 Am augenscheinlichsten wird die Rolle des Absolutismus in der Städteentwicklung in Rußland, wo die Marinepolitik des Zarismus dazu führte, daß eine neue Hauptstadt — weit entfernt vom bisherigen politischen Zentrum gegründet wurde. Um 1725 begann sich die neu gegründete Hauptstadt St. Petersburg zu entfalten. Sowohl ihre Kartierung (der Palastplatz, die Architekt Rossi Straße, der Sommergarten) als auch ihre Architektur (der Sommerpalast Peters I., der Winterpalast, der Triumphbogen, die Admiralität, das Ingenieurschloß) zeugen von ihrer bewusten Gestaltung zur großen Residenzstadt. Die neue russische Hauptstadt hatte 1801 schon 400 000 Einwohner, während die ehemalige Hauptstadt Moskau nur 250 000 bis 300 000 Einwohner zählte. Neben diesen beiden Städten entwickelten sich noch einige bedeutende Städte an der Nordküste des Schwarzen Meers. 25 Zur prächtigsten Stadt im Europa der Neuzeit entwickelte sich Paris, das — von näher betrachtet Versailles —Zentrum des franzsiöschen Absolutismus im 17. und 18. Jahrhundert war. Diese Großstadt stand aber nicht allein da, sie trat nur unter den anderen bedeutenden Städten hervor. Um 1700 überstieg die Bevölkerung von 55 französischen Städten die 10 000-Grenze, darunter die der Städte Lyon, Rouen, Toulouse und Montpellier sogar die 70 000-Grenze. Dennoch lebten nur insgesamt 16% der französichen Bevölkerung in den Städten, so weit entwickelt war die Landwirtschaft. Paris blieb aber nicht nur das Zentrum des Absolutismus, sondern wurde auch zum Mittelpunkt der Aufklärung und später der Revolution. Für die Zeit zwischen 1789 — 1800 wird seine Bevölkerungszahl auf 500 000 bis 600 000 geschätzt. Doch die so stark angewachsene Stadt wurde in der Entwicklung von den schon über 100 000 Einwohner zählenden Städten Lyon und Marseille, sowie von fünf Städten, deren Einwohnerzahl zwischen 50 000 bis 100 000 schwankte, und 27 Städten mit 20 000 bis 50 000 Einwohnern gefolgt. Die Grundlage hierfür bot der immer mehr anwachsende Anteil der Stadtbevölkerung, der zum Ende des 18. Jahrhunderts schon 20% erreicht hatte. Um 1846 überschritt Paris die 1 000 000-Grenze. Die Führungsrolle der großbürgerlichen Stadt ist auch die Erklärung dafür, daß es hier am 18. März 1871 zur Revolution neuen Typs kam, als nämlich die insgesamt eine halbe Million zählende Arbeiterschaft des damals schon zwei Millionen Einwohner zählenden Paris die Pariser Kommune erfocht. Diese Stadt war das Herz und der Geist Frankreichs, die am stärksten bevölkerte Stadt des Kontinents und gleichzeitig auch sein größtes Arbeiterzentrum. Mitte der 1860-er Jahre kam es hier zu großer Arbeitslosigkeit; allein 1866 blieben 120 000 Arbeiter ohne Verdienst, was durch den Krieg und die Blockade von Paris nur noch gesteigert wurde. 26 Ein typisches Land der Mittel- und Kleinstädte blieb zu Beginn der Neuzeit die Tschechei und Mähren. Die tschechische Hauptstadt stellte zu Beginn des 17. Jahrhunderts eines der geistigen Zentren in Europa dar. Sie war Schauplatz der Sammelleidenschaft des Kaisers Rudolf sowohl auf künstlerischem Gebiet (artificialia) als auch auf dem Gebiet der Natur (naturalia), und seiner Bemühungen im Bauwesen. Sie war die Wirkungsstätte der Vertreter der wissenschaftlichen Astronomie (Tycho de Brahe und Johannes Kepler) und der Astrologen und Alchimisten. Im Verlaufe des Dreißigjährigen Krieges mußte die Stadt einen Großteil ihrer mittelalterlichen Bedeutung einbüßen, und im 18. Jahrhundert war sie nur 24 Lothar Berthold u.a. (Red.): Atlas zur Geschichte. Band 1 (Gotha—Leipzig, 1973) S. 73.; Rudolf Walter Leonhardt (hrsg. von...): Heinrich Heine 1797—1856 (Hamburg —Würzburg, 1972) S. 5—6. 25 Lothar Berthold u.a. (Red.): Atlas zur Geschichte. Band 1 (Gotha—Leipzig, 1973) S. 73.; Nagy, Lajos: Budapest története a török kiűzésétől a márciusi forradalomig (Budapest története III. Főszerkesztő Gerevich, László. Bp., 1975) S. 375; Kosáry, Domokos: Bevezetés (s. oben) S. 10., /. B. Goland— V. I. Nyikolajev: Leningrad Fotoaljbom. (Leningrad, 1964) passim. 26 Lothar Bertholdt u.a. (Red.): Atlas zur Geschichte. Band 1 (Gotha— Leipzig, 1973) S. 73; Nagy, Lajos: Budapest története a török kiűzésétől a márciusi forradalomig (Budapest története III. Főszerkesztő Gerevich, László, Budapest, 1975) S. 128, 375, 457.; Kosáry, Domokos: Bevezetés, (s.o.) S. 9.; Erényi, Tibor: A Párizsi Kommün 100. évfordulójára (A Párizsi Kommün. Red.: Erényi, Tibor und Vészi, Béla, Budapest, 1973) S. 7, 13. 96