A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1979 (Debrecen, 1981)
Történelem - Székely György: Die Umwandlung des europäischen Siedlungsnetzes im 16–19. Jahrhundert und Ungarn
forschung nicht mehr als das tragische Absinken in der Demographie betrachtet wie einst, sondern man spricht jetzt mehr vom Stagnieren der deutschen Städte. Für diesen Standpunktwechsel gibt es einfache Gründe, wonach nämlich die Bevölkerungszahl des Reiches nicht so gefährlich abfiel bzw. sich schnell wieder erholte, wie dies neuere Forschungen besagen. 1600 wird eine Bevölkerungsziffer von 15 bis 17 Millionen angegeben und für 1650 spricht man schon von 16 bis 18 Millionen. Daher hat die Geschichtsschreibung von heute auch gerade innerhalb dieser Schranken eine Erklärung dafür abzugeben, daß man früher bei zahlreichen Städten einen konstanten Abfall der Bevölkerungszahl tatsachenmäßig nachgewiesen hatte, wonach diese Städte den Stand vom Ende des 16. Jahrhunderts nämlich erst wieder im 19., ja sogar erst im 20. Jahrhundert erreichten. Aus diesem Grunde nimmt man an, daß die Regenerierungsfähigkeit der Bevölkerung zurückgegangen war. An dieser Stelle muß dann aber noch hinzugefügt werden, daß in einem solchen Falle auch die Gesamtbevölkerung hatte zurückgehen müssen, falls sich andere Siedlungen nicht vermehrt haben. Zweifelsohne betrifft der Verfall die Siedlungen, wo gesellschaftlich-wirtschaftliche Gründe die Erklärung dafür liefern, daß die ausgemergelte Bevölkerung nicht wieder neu anwuchs. So ist unter den Hansestädten beispielsweise die lange Zeit unveränderte Einwohnerzahl der Stadt Rostock, die während des Dreißigjährigen Krieges zu einem Großteil niedergebrannt war, als Folge eines allgemeinen Verfalls der Hanse zu verstehen, denn noch im Jahre 1677 belief sich diese Zahl erst auf 5 000 Personen, was ein Drittel der früheren Einwohnerzahl war. Ein allmähliches, aber stetes Wiederaufleben kann hingegen im Falle von Eberswalde, das in der Nähe von Frankfurt an der Oder gelegen ist, beobachtet werden. Dieser Ort besaß über Jahrhunderte hinweg ein relativ bedeutungsvolles Handwerk. In dem genannten Zeitraum verlor Eberswalde nahezu alle Einwohner (1564: 1080, 1600: 1045, 1635: 110, 1650: 300, 1662: 350, 1700: 670 und 1722: 1205 Einwohner). Obwohl Isny in den Jahren 1621, 1628 bis 1630 und 1631 das Opfer von Truppendurchmarschen und schweren Besteuerungen war, 1632 von Besatzungen geplagt wurde, 1635 an der Pest zu leiden hatte und im Jahre 1646 erneut von den Schweden geplündert wurde, machten sich die zurückgebliebenen 250 Bürger dennoch daran, die ausgeraubte und gebrandschatzte Stadt wieder neu aufzubauen. 16 Die Prager Städte behielten ihre Sonderstellung auch auf dem Wege in die Neuzeit bei. Das geheime Petschaft der Prager Altstadt (1570) und ihr Großpetschaft (zweite Hälfte des 16. Jh.) sind Erinnerungsstücke an die eigenständige Verwaltung. Daß in diesem Stadtteil von Prag das eigene Zunftleben noch immer vorhanden war, zeigt z. B. das Privilegium der Kürschnerzunft aus dem Jahre 1571. Die Stadt führte eine selbständige Korrespondenz mit anderen Städten auch über die Landesgrenzen hinaus: So richtete beispielsweise der Richter, Bürgermeister und Rat der Prager Altstadt im Jahre 1628 ein Schreiben in Tschechisch den Bürgermeister und Rat von Szakolca. Ein Kunstdenkmal aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist die Holzstatue mit der Darstellung eines Bürgers der Altstadt auf der Turmuhr Orloj. Auf der Kleinseite gab es im 16. Jahrhundert eine italienische Kolonie, an welche noch der Name der Vlasská ulice ei innert. Hier wohnten vor allem Künstler; unter ihnen auch der Baumeister A. Aostalis, nach dessen Plänen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Umgebung bebaut wurde. Das Stadthaus auf der Kleinseite war nicht nur Schauplatz für die Amtsangelegenheiten dieses Stadtteils, sondern hier wurden auch bedeutungsvolle Landesereignisse zur Verhandlung gebracht. So verhandelte die allgemeine Landesversammlung des tschechischen Königtums im Gebäude des Stadthauses über ein gemeinsames Glaubensbekenntnis für die verschiedenen Richtungen im tschechischen Pro16 Alan Mayhew: Rural Settlement and Farming in Germany (London, 1973) S. 149—150.; Gyimesi, Sándor: Az európai városok a kapitalizmus küszöbén (Századok, 1972) S. 287; S. H. Steinberg: Der Dreißigjährige Krieg und der Kampf um die Vorherrschaft in Europa 1600—1660 (Göttingen, 1967) S. 132.; Fenyő, István: A Keleti-tenger hetének városa: Rostock (Élet és Tudomány, 1970. VII. 3.) S. 1269.; Brigitta Zuckermann: Die ökonomisch-geographische Entwicklung der Stadt Eberswalde (Wissenschaftliche Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Potsdam, Jahrgang 3, 1956/1957. Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe. Heft) LS. 77, 89.; Heinz Stoob: Gelnhausen (Deutscher Städteatlas, Lieferung I Nr. 4., 1973, Münster [Westf.] — Dortmund) S. 3; Heinz Stoob: Isny (s. dort Nr. 5) S. 3. 89