A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1979 (Debrecen, 1981)

Történelem - Székely György: Die Umwandlung des europäischen Siedlungsnetzes im 16–19. Jahrhundert und Ungarn

testantismus, um auf diese Weise rechtliche Anerkennung zu erlangen. Am 17. Mai 1575 kam es zur Einigung in der tschechischen Konfession. Das Gebäude aus der Spätrenaissance auf dem Kleinseitenplatz hat aber seine damalige Form nicht bewahrt, sondern es wurde 1617 bis 1622 neuzeitlich umgestaltet. Auch die Buchdruckerei war stolz auf ihre Sonder­stellung, in diesem Stadtteil. Die Grammatica Linguae Bohemicae Quatuor Partibus. Orthographia, Ethymologia, Syntaxi & Prosodia constans, von Wenceslaus Joannes Rosa, die die sprachliche Entwicklung gesehen, ein hochinteressantes Buch darstellt, erblickte im Jahre 1672 mit der Ortsangabe Micro-Pragae das Licht der Welt. Ihr selbständiges Wirken hielt auch die Prager Neustadt aufrecht. Ihr Bürgermeister und ihr Rat korrespondierte ebenfalls mit den Städten des Auslands; z. B. schickteer 1628 einen tschechisch verfaßten Brief nach Szakolca. Die Neustädter Bürger, u. a. Jan Holba, suchten 1628 den Richter, Bürgermeister und Rat der Neustadt in ihren Angelegenheiten auf. Als eigene Stadt galt auch die bürgerliche Umgebung des königlichen Palastes. Das Stadthaus des Viertels Hradcany wurde 1598 im Renaissance-stil erbaut, heute ist es in der Loretánská ulice 173/1 zu finden. Erst 1756 wurde das Hradcany-Viertel auch rechtlich zur vierten Prager Stadt erhoben, und als die Städte im Jahre 1784 miteinander verbunden wurden, wurde dies Viertel zum vierten Stadtteil. Als eigenständige Stadt kann das Prager Ghetto betrachtet werden, das über ein eigenes jüdisches Stadthaus verfügte. Dieses Gebäude stammt vom Ende des 16. Jahrhunderts und ist heute in der Meiselova ulice 250/18 aufzufinden. Neben den juristischen Dokumenten spiegeln auch eine Reihe von Prager Stadtbildern die ver­bissene Absonderung der einzelnen Stadtteile wider, selbst nachdem dies juristisch schon aufgehoben war. Die Stadtansicht „Praga Bohemiae Metropolis", die im Jahre 1562 von A. J. Kozel und M. Peterle z Annaberku geschaffen wurde, zeigt neben dem vereinigten Habsburger Wappen zwei weitere Stadtwappen, und trägt außerdem noch mehrere Stadt­und Ortsnamen: Vetus vrbs (darin curia vetus), Noua vrbs (darin curia noua), Wyssegra­dum und am gegenüberliegenden Ufer Augezda, Minor vrbs, Arx Pragensis und Hradzana. Ein Stich aus dem Jahre 1649 von Vaclav Hollar über das Panorama von Prag bringt die Geteiltheit durch den tschechischen, lateinischen und deutschen Text bei den Ortsnamen, Wappen und Gebäuden noch deutlicher zum Ausdruck : Hier wird unterschieden zwischen dem Hradschin, der Burg, der Kleinseite, der Altstadt, der Neustadt, zwischen Wyssehrad und der Judenstadt. Das Wappen des Hradschin mit den offenen Turmtoren, das Wappen der Kleinseite mit dem Tor im Wall, den fünf Türmen und den zwei Trompetern, das Wappen der Alstadt mit dem offenen Tor im Wall und den drei Türmen, das Wappen der Neustadt mit der Figur, die zwischen den beiden Türmen des geöffneten Tores steht, sowie schließlich die Stadthäuser der Kleinseite, der Neustadt und der Altstadt zeigen, wie lebendig die Selbständigkeit der einzelnen Städte war. Selbst nach Verstreichen eines ganzen Jahrhun­derts gingen diese Elemente nicht verloren. Noch im Jahre 1769 macht Josef Daniel Huber auf seiner Prager Stadtansicht aus der Vogelperspektive Unterscheidungen zwischen der Kleinseite, dem Hradschin (er hob hier den Hradschin-Platz hervor, die Häusergruppe auf dem Terrain außerhalb des Palastes), dem oberen Teil der Stadt, der Alstadt (indem er hier den Hauptplatz und das Stadthaus der Altstadt hervorhob), der Neustadt (hier zeigte er den Rindermarkt vor dem Neustädter Stadthaus), der Wischohrad und schließlich der Rabbinus Straße (hier zeigte er ihr Stadthaus). 17 In Mähren wurden die Orte, die nach der Ammann-Skala als kleinere und mittlere Städte gelten, zu den großen Ortschaften gezählt. Die Einwohner des größten Ortes in Mähren, nämlich Brnos (Brunn) wanderten teils in die Landwirtschaft ab, und so zählte Brunn im 16. Jahrhundert nurmehr 5 500 Menschen. Die Einwohnerschaft des in der Ge­gend als Großgemeinde zählenden Znojmo (Znaim) belief sich zu Beginn des 16. Jahrhun­derts nach dem Abfall auf rund 2 500 Personen. Die Bevölkerungszahl von Olomouc(dt. Olmütz und mit dem alten ungarischen Namen Alamöc) nahm dagegen einen Aufschwung: 17 Aufgrund des Materials aus dem Múzeum Hlavního Mesta Prahy; Josef Macurek: Ceské Zeme a Slovensko 1620—1750. Studia z dejin politickych, hospodáfskych a interetnickych vztahú (Brno, 1969) S. 112—116.; Jana Hofmeisterová usw.: Praha. Fremdenführer. (Praha, 1958) S. 24, 48—49, 59—61, 69., Amedeo Molnár: Praha reformacní (Lipník nad Becvou, 1971) S. 9.; Aufgrund von Material aus Národní Múzeum v Praze. 90

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