A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1979 (Debrecen, 1981)

Történelem - Székely György: Die Umwandlung des europäischen Siedlungsnetzes im 16–19. Jahrhundert und Ungarn

eine größere Rolle zukommt, als den natürlich wirkenden wirtschaftlichen Faktoren, das zeigt der Ausbau des starken Festungssystems in den Jahren zwischen 1656 und 1683, in das Berlin und Colin gleichermaßen hineingepreßt wurden. Innerhalb dieses Festungssys­tems bildete sich um 1680 sogar eine dritte Stadt Friedrichswerder , als neue Residenzstadt, heraus. Aber auch die Festung vermochte nicht, die Entwicklung der Stadt aufzuhalten. Außerhalb ihrer Mauern entstand um 1674 zwischen der Spree und der Behrenstraße in barocker Stadtplanung die Dorotheenstadt und südlich hiervon um 1688 die Friedrichstadt. Auch unter den selbständigen Städten tat sich Colin noch hervor, als nämlich Friedrich Wilhelm im Jahre 1661 im Apothekenflügel des Berliner Schloßes die kurfürstliche Haus­bibliothek unter dem Namen „Kurfürstliche Bibliothek zu Colin an der Spree" einrichten ließ. Die Berliner Städte hatten noch um 1700 jede ihren eigenen Stempel: der Berliner Rat; der Cöllner Magistrat; Friedrichswerder; Dorotheenstadt; Berlin —Königsstadt. Im Jahre 1710 wurden diese fünf Städte zur Stadt Berlin vereinigt. Die königliche Vorherrschaft zeigt sich darin, daß im Jahre 1727 die königlich-preußische Feuerlöschordnung für die Berliner Königlichen Residenzen und für die Vorstädte herausgegeben wurde. Nachdem um 1730 herum der Festunggürtel sinnlos geworden war, begann man mit der Niederreißurg. Doch vom Gesichtspunkt dieses Themas her darf nicht vergessen werden, daß die Stadtmauer nicht nur militärischen Zwecken diente, sondern auch städtevereinigenden Charakter hatte. Daß aber auch die Rolle des Absolutismus nicht einseitig betrachtet werden darf, zeigt der — in Ermangelung einer kraftvollen Politik •— weitaus dornenvollere Weg der Stadtvereinigung, wie ihn Hildesheim nehmen mußte. Neben Alt-Hildesheim lebte die Neustadt Lamberti noch mit Dämmerndes Mittelalters dem altstädtischen Rat vollkommen untergeordnet, erst 1583 erhielten die Neustädter einen untergeordneten Teil im Rat der gesamten Stadt, und erst 18C6 wurden sie gleichberechtigt in die Stadt einbezogen. 14 Die Zentren der ganz winzigen Herzogtümer waren weiter nicht von besonderer Be­deutung. Schleiz unterstand im Jahre 1595 dem mittleren Zweig der Herren Reuß von Plauen. Im Jahre 1616 ging dann die Herrschaft an den jüngeren Zweig des Hauses Reuß von Plauen über. Neben der evangelischen Stadtkirche gab es seit 1656 in Schleiz ein huma­nistisches Gymnasium. Auf dem Neuen Markt war in den Jahren 1678—81 die alte Münze in Betrieb, die letzte Reußsche Prägestelle. Zur Residenzstadt wurde Lobenstein, das ur­sprünglich (im 17. Jahrhundert) den Grafen von Lobenstein und später den Herzogen von Reuß angehörte. Bei letzterem handelt es sich um einen Zwergstaat, zu dem um 1780 eine Stadt, 18 ganze und vier halbe Dörfer gehörten. Ein Kleinstaat "also, der seinen Hof nur unter großen Belastungen aufrecht erhalten konnte. Vom Lobensteiner Marktplatz malte der Geraer Johann Friedrich Leberecht Reinhold im Winter 1782 dennoch eine recht städtische Szene: zwei Gebäude mit Türmen, eine Marktszene, vier transportable Löschwas­serbehälter. 15 Der Dreißigjährige Krieg hatte eine riesenhafte Erschütterung zur Folge und seine Vernichtungen im Netz der deutschen Dörfer und Städte war stellenweise verheerend. Diese Auswirkungen wurden durch den hohen Getreidepreis und die Hungersnöte, die mit den Kämpfen einhergingen und ihnen folgten, nur noch vertieft. Einerseits zeigt sich der Rückfall dieser Städte darin, daß ihre Einwohnerzahl absank. Gelnhausen war in den Jahren zwischen 1621 und 1635 des öfteren besetzt, es hatte Blutbäder und Brandschatzungen zu erleiden, die sowohl von den Schweden als auch von den Kroaten verursacht wurde, und an denen rund neun Zehntel der Einwohnerschaft zugrunde gingen oder aber die Flucht ergriffen. Für das Jahr 1611 konnten in dieser Stadt 498 Steuerzahler, 36 Adlige und andere Gäste nachgewiesen werden, während es später im Jahre 1642 nur noch 40 Personen waren. Trotz alldem werden die Folgen des Dreißigjährigen Krieges von der heutigen Geschichts­14 Lucas Cranach der Ältere: Zeichnungen (hrsg. von Werner Schade. Leipzig, 1972) S. 41.; aufgrund von Material des Märkischen Museums zu Berlin; Winfried Löschburg , Heinz Wegehaupt ,Leonhard Penzold: Die Deutsche Staatsbibliothek und ihre Kostbarkeiten (Weimar, 1966) S. 9.; Heinz Stoob: Westfälische Beiträge zum Verhältnis von Landesherrschaft und Städtewesen. (Sonder­druck: Westfälische Forschungen 21. Band, 1968, Münster in Westfalen) S. 78. 15 Geschichtsangaben in der Schleizer Bergkirche; Inschriften auf Kunstdenkstätten in Schleiz; Geschichtsangaben und Kunstgegenstände aus dem Material der Heimatstube zu Lobenstein. 88

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