A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1979 (Debrecen, 1981)
Történelem - Kahler Frigyes: Beiträge zur Geschichte der rumänischen Besetzung der Stadt Debrecen (1919–1920)
Frigyes Kahler ANGABEN ZUR GESCHICHTE DER RUMÄNISCHEN BESETZUNG VON DEBRECEN (1919—1920) In seinen Untersuchungen hat László Fogarassy die militärischen Vorereignisse der Besetzung Debrecens durch Rumänien vom 23. April 1919 bis zum 11. März 1920 eingehend aufgedeckt. Zur Zeit des Waffenfriedens von Padua (3. November 1919) galt Rumänien als neutraler Staat, und erst am 9. November 1919 vor dem Waffenstillstand von Compiégne erklärte es Deutschland den Krieg. Auf einer Massenkundgebung, die am 1. Dezember 1918 in Gyulafehérvár veranstaltet wurde, gab der Rumänische Nationalrat eine einseitige Deklaration über den Anschluß Transsyslvaniens und der Gebiete Ostungarns bis zur Theiß an Rumänien ab. Den transsylvanischen Truppen gelang es, ein Vordringen der rumänischen Truppen in der Zeit vom 31. Januar bis 3. Februar 1919 erfolgreich]' zurückzuschlagen.- Nach dem Ausruf der Räterepublik entschied sich das rumänische Militärkommando für die Invasion (10. April 1919). Die Lage der transsylvanischen Division war hoffnungslos und ihr Rückzug glich eher schon einer Flucht; so legten sie am zehnten Tag des Angriffs die Waffen nieder. Am 23. April zogen die königlichen Truppen Rumäniens als Besetzer in Debrecen ein. Diese Besetzung wurde von der königlichen rumänischen Heeresleitung — und in der Erklärung von Nagykároly durch den rumänischen König — mit dem Schutz der allgemeinen Sicherheit und der Privateigentums begründet, wobei sie sich auch auf den Angriff durch die Rote Armee Ungarns beriefen. Letzteres Argument ist bekanntlich falsch. Mit dem Einzug der rumänischen Truppen setzte zwar die Restauration der bürgerlichen Ordnung ein, doch dies bei weitem nicht in Interesse der ungarische Bourgeoisie. Natürlich nutzte die rumänische Staatsführung diesen Sieg im Interesse des eignen Staates aus. So wurde in diesem Sinne auch der Rachedurst der Ultrarechten unterdrückt. In der Stadt Debrecen sowie in der gesamten besetzten Großen Ungarischen Tiefebene wurden die Leiter in den Verwaltungen ausschließlich vom Gourverneur der Besatzungstruppen benannt oder abberufen. Auch die Aufgaben der Polizei innerhalb des Verwaltungsapparates übernahm zu einem großen Teil die rumänische Militärmacht. Eine eigentümliche Aufgabe kam hingegen den ungarischen Verwaltungskräften zu; so mußten sie z. B. die Bürgschaft für ungarische Staatsbürger, die um eine Reisegenehmigung gebeten hatten, übernehmen. Das Rumänisch —Ungarische Vermittleramt, das im Juni gegründet wurde, bedeutete beiweiten nicht, daß die Ungarn als gleichberechtigte Partner gegenüber den Besatzungsmächten galten. Am 31. Mai erneuerten zwar die Bürgerräte der Gerichte ihre Funktion, die Frage der Souveränität blieb jedoch ungeklärt. Aufgrund eines Erlasses von rumänischer Seite mußten die Rechtsregelungen von vor dem 18. Oktober 1918 in Ungarn angewendet werden. Den gesellschaftlichen Widerhall auf die rumänische Besetzung läßt das Tagebuch Sándor Részeis, eines damaligen Utteilsrichters, deutlich werden. Er bringt hier nicht nur die Meinung der in ihrer Auffassung unterschiedlichen Schichten des Bürgertums zum Ausdruck, sondern er führt auch charakteristische Ausführungen in Verbindung mit dem Proletariat und dem Bauerntum an. Angeregt durch die Staatsinteressen des rumänischen Königtums wurden von den Besatzungsmächten neben den Kommunisten und anderen linksorientierten Elementen auch alle die bürgerlichen und rechtsorientierten Personen interniert, die sie nach eignem Ermessen für gefährlich hielten. Anstatt wie versprochen, „die allgemeine Sicherheit zu schützen", gelangte diese auf einen Tiefpunkt, und persönliche sowie Sicherheit des Eigentums gab es so gut wie gar nicht mehr. Die rumänische Militärbesetzung brachte in dem wirtschaftlich ohnehin schon erschöpften Debrecen und seiner Umgebung durch weitere Requisitionen und Atrozitäten eine tiefschlagende Vernichtung der Produktivkräfte, wodurch die Versorgungsschwierigkeiten merkbar erhöht wurden. Diese wirtschaftlichen Schäden betrafen auch einen bedeutenden Teil des Bürgertums. Die Finanzwirtschaft lag am Boden. Um eine Lösung der chaotischen Finanzverhältnisse und des relativen Geldmangels (hauptsächlich mangelte es an Kleingeld) sowie des absoluten Geldmangels (Budget) herbeizuführen, plante man ein Notgeld für die Stadt herauszugeben. Doch dieses Notgeld — welches entstanden in einer konkreten historischen Situation quasi den Charakter einer Notsituation trägt, und zur Überbrückung des Mangels an absoluten und relativen Zahlungsmitteln innerhalb 253