A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1978 (Debrecen, 1979)

Muzeológia - Fay Béla: István Szabó – lebensnah

Béla Fay ISTVÁN SZABÓ — LEBENSNAH Rückblick auf den Lebensweg des Historikers der ungarischen Bauernschaft Die mehr als fünfzigjährige Freundschaft des Verfassers mit István Szabó begann 1918 an der italienischen Front, wo Szabó — bereits Fähnrich — an der Piave verwundet wurde. Nach Kriegsende kehrten beide heim nach Debrecen. István Szabó entstammte einer Bauernfamilie. Mit 3 Jahren verlor er seinen Vater, und als er 14 Jahre alt war, wurde seine Mutter schwer krank. Um je früher zum Unterhalt seiner Familie beitra­gen zu können, wechselte er vom Gymnasium zur Handelsfachschule über, musste aber bald nach Abschluss zum Militär einrücken. Nach dem Zusammenbruch schlug er sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Trotzdem legt er be­reits im Dezember 1919 die Gymnasialreifeprüfung ab. Dann inskribiert er an der juristischen Fakul­tät, wird ein führendes Mitglied — später sogar Vorsitzender — eines Studentenkreises, der sich von den supernationalen Bestebungen abgrenzt. Angeregt von französischen und russischen Autoren, be­ginnt er, Dramen zu schreiben und huldigt den historischen Ereignissen des 15. März 1948 mit einem Gedicht. Ab Juni 1920 arbeitet er im Stadtarchiv von Debrecen. Schon im nächsten Jahr legt er die Fachprüfung ab, die ihn befähigt, die Stellung eines Hauptarchivars zu bekleiden. Nachdem er zum Doktor der Staatswissenschaften promoviert, beginnt er 1923 mit der Publikation einziger Episoden aus der Geschichte von Debrecen, auf Grund des Materials aus dem Stadtarchiv. Er gelangt zum Entschluss, die Archivalienforschung zum Lebensberuf zu wählen. Dazu will er sich auch die wis­senschaftliche Qualifikation in ungarischer Geschichte beschaffen. Um die Vorlesungen auf der Uni­versität besuchen zu können, gibt er seine Stellung im Archiv auf und wird Vertragsjournalist mit ungebundener Arbeitszeit. Er arbeitet fast dreieinhalb Jahre lang als Journalist, schreibt Leitartikel und Rezensionen, versieht seine Arbeit als Redakteur und setzt auch die Bearbeitung einzelner Abschnitte der Stadtgeschichte von Debrecen fort. Zwischendurch besteht er das Fachexamen für Archivreferendare, promoviert zum Dr. jur. und legt sämtliche Prüfungen für Geschichtwissenschaft an der philosophischen Fakultät ab. Als Anerkennung wird er zum Assistenten des Geschichtssemi­nars der Universität Debrecen ernannt. Nun schreibt er seine bisherigen Forschungen zusammen­fassende Arbeit „Debrecen in den Jahren 1848/49", die ihm den Titel „Dr. phil." einbringt. Das Kultus- und Unterrichtsministerium verleiht ihm ein Forschungsstipendium, und er erhält eine Er­nennung in das Staatsarchiv in Budapest. Vom Augenblick an, da er Geld verdient, sorgt István Szabó bis zu ihrer Verheiratung für den Unterhalt seiner beiden Schwestern. Im Februar 1928, gleich nach seiner Promotion zum Dr. phil., heiratet er Elisabeth Bay, mit deren Familie er seit 1915 freundschaftliche Beziehungen pflegte. Sie wohnten am Hange des Burgberges, in einem stillen Gässchen, wo Szabó, oft bis in die frühen Mor­genstunden an seinen Forschungsergebnissen arbeitete. Neben dem Staatsarchiv forschte er auch in Pressburg, in Wien, in Siebenbürgen und in sonsti­gen Archiven. Von seinen grossangelegten frühen Arbeiten sei hier die mit dem Marczibányi-Preis ausgezeichnete, 1937 erschienene „Siedlungsgeschichte des Komitats Ugocsa" erwähnt. Kennzeihnend für seine Wahrhaftigkeit ist, dass er bei mehreren Familien mit ungarischem Familiennamen nachwies, dass ihre Muttersprache nicht ungarisch war. 1940 wurde er Privatdozent, 1941 korrespondierendes Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Ab 1944 war er ordentlicher Professor für mittelalterliche ungarische Geschichte an der Universität Debrecen. Dies waren schwere, chaotische Jahre. Unter den ständig wechselnden Verhältnissen versuchte er, seinen Schülern sein reales Denken zu übermitteln und ihnen das Wegesuchen zu erleichtern. Zum Zentenarium des Freiheitskrieges redigierte er eine Druckschrift „Debrecen, die Hauptstadt des Freiheitskrieges", in der ein Kapitel von ihm, die übrigen von seinen Schülern und Freunden verfasst wurden. Dafür wurde er heftigen Angriffen ausgesetzt, als „apolitischer, kühl-sachlicher Gelehrter" 451

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