A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1978 (Debrecen, 1979)
Irodalomtörténet - Juhász Izabella: Pál Gulyás (1899–1944)
Izabella Juhász PÁL GULYÁS (1899—1944) Debrecens großer Dichter im 20. Jahrhundert Pál Gulyás (27. Október 1899—13. Mai 1944 Debrecen) war an väterlicher Linie Nachkomme von Bauern an der Theiß, gehörte durch seine Mutter zu einer ansehnlichen Mittelgrundbesitzerfamilie von Sárospatak, die — ohne Nachfolger — zwei Kinder einer Bauernfamilie ebenso an der Theiß — so auch den Urgroßvater des Dichters — adoptiert hatte. Der Vater des Dichters Dr. István Gulyás (29. März 1867 Tiszadob—13. August 1941 Debrecen) war Professor des Debrecener Kalvinistischen Kollegiums und hat sich aus schweren Verhältnissen emporgearbeitet. Trotz der Mißbilligung seines Vaters begann er mit 16 Jahren im Gymnasium zu lernen. Während seiner Studienjahre in Sárospatak hat er als Erzieher eine Bekanntschaft mit der Familie seiner zukünftigen Frau Zsuzsanna Both (1. November 1874 Sárospatak—7. April 1948 Debrecen) geschlossen. Nach einem Jahr Theologiestudium wurde er Philosophiestudent, beliebter Anhänger von Pál Gyulai und Zsolt Beöthy, Hilfsredakteur der „Egyetemi Lapok" (Universitätsblätter), Mitarbeiter des Pallas —Lexikons. Ein Jahr verbrachte er in Nagykőrös als stellvertretender Lehrer, übersiedelte 1893 endgültig nach Debrecen und war beinahe zwei Jahrzehnte lang im Kollegium tätig. Als Latein — und Ungarischlehrer, Literat und Linguist schrieb er zahlreiche Bücher und Aufsätze. Aus seinen neun Kindern ließ er mehrere, unter ihnen auch den Sohn Pál studieren. István Gulyás wurde am volkstümlichen Klassizismus, vorwiegend an János Aranys Ideen aufgezogen, für seinen Sohn bedeuteten aber Endre Ady und manche Riesen der Weltliteratur (Dante, Shakespeare, Aischylos) die dauernhaftesten Erlebnisse der Jugend. Das Elternhaus und die Schule vermittelten dieselbe Wirkung an den jungen Dichter, die seine Laufbahn für das ganze Leben bestimmte: die der Literatur. Pál Gulyás hat sich auch in Csokonais Dichtung und menschliches Beispiel während der Jahre im Kollegium tief eingefühlt. Später nahm er auch bewußt die Csokonai'sche Erbe an sich: die Schöpfung einer Dichtkunst mit völkischen Wurzeln und europäischer Perspektive. Zuerst studierte er die Rechte, dann wurde er Ungarisch— und Germanistikstudent. An der Universität begegnete er sich denen, mit deren Hilfe er später die Debrecener Ady-Gesellschaft, die fortschrittlichste literarisch-künstlerische Gestaltung in Ungarn zwischen den zwei Weltkriegen gegründet hat. Hier schloß er mit seinem zukünftigen Schwager, dem Dichter und Literaturhistoriker Géza Juhász Bekanntschaft, mit dem er einen gemeinsamen Gedichtband verlegen ließ {Testvér gályák—Geschwistergaleeren 1923). Er war 1921—22 in Evaklapuszta Erzieher. Nach den Studienjahren wurde er in Hajdúböszörmény, Nyíregyháza, dann in der Debrecener Gewerbeschule Aushilfslehrer. An der Spitze der letzten stand seit 1925 der Vater des Dichters, der nach der Ungarischen Räterepublik von 1919 wegen seiner Tätigkeit während der Revolution mit Zwangspensionierung aus dem Kollegium entfernt worden war und erst nach Jahren wieder als Lehrer hatte arbeiten können. Pál Gulyás schloß 1924 Ehe mit Rozália Farkas, der Muse und Liebe seiner Jugend, in der er zu seinen menschlich-künstlerischen Aufgaben eine Hilfe und Genossin fürs ganze Leben gefunden hat. Da schrieb er seine Doktorarbeit über Imre Madách. Das Schuljahr 1925/26 verbrachte er in Halas als stellvertretender Realgymnasiumslehrer. 1926 kehrte er nach Debrecen ins Familienhaus in der Hajó utca zurück, nachdem er in der Jungengewerbeschule zum Lehrer gewählt worden war. Bis zu seinem Tod war er in dieser Schule als Erzieher der Proletárjugend tätig. Im ersten Band vermittelt er die großen Visionen der Menschheit und der Natur. Das Leitmotiv ist der Ozean, das Meer, das einst auch seine Heimat bedeckt hatte. In den Visionsgedichten ist er subjektiv, romantisch, formsprengend, — seine Hauptkraft ist die Phantasie, vom Anfang an spricht er aber auch in der vereinfachten Form des Liedes an. Ihn charakterisiert ein überirdischer, abstrakter Mystizismus, sogar Asketismus. Sein Wesen ist intim, einfach. Er ist der Dichter des unveränderten Seins, Volksdichter und Poeta doctus in einer Person. 1923 veröffentlichte er neben seinen eigenen Gedichten auch die Übersetzung von Lenaus Sonetten. 438