A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1978 (Debrecen, 1979)
Történelem - Molnár Ambrus: Die Wirtschaft der leibeigenen und die Zehntenerhebung in dem Stuhlbezirk Nádudvar in den Jahren 1550–1650
Ambrus Molnár DIE WIRTSCHAFT DER LEIBEIGENEN UND DIE ZEHNTENERHEBUNG IN DEM STUHLBEZIRK NÁDUDVAR IN DEN JAHREN 1550—1650. I. Die sich von Debrecen westlich und nordwestlich erstreckten 30 bewohnten Ortschaften, auf dem Gebiet Hortobágy und Nagysárrét, bildeten in 16—17. Jahrhunderten unter dem Namen Stuhlbezirk Nádudvar einen einheitlichen Zehntbezirk. Dieses Gebiet gilt heute im Ganzen dem Komitat Hajdú-Bihar, es stand aber in 16—17. Jahrhunderten unter der Oberhoheit teils des Komitates Bihar, teils der von Szabolcs. Da die Grenzen der Diözesen mit denen der Verwaltung nicht zusammenfielen, wurde es möglich, daß Ortschaften verschiedener Komitate aus dem Gesichtspunkt des Zehnten zu einem Stuhlbezirk angehörten. Der Komitat Szabolcs war Teil der Diözese Eger und weil dieses Gebiet im Mittelalter auch die Gegend Sárrét in sich gefaßt hatte, blieb auch nach den Änderungen der politischen Grenzen der inzwischen zum Komitat Bihar angeschlossene Teil von Sárrét — Glied des Erzdechanats von Szabolcs des Egerschen Sprengeis. So ergab sich in 16—17. Jahrhunderten jene sonderbare Lage, daß Stuhlbezirk Nádudvar von dem Standpunkt des Zehnten aus, zum Komitat Szabolcs bzw. zu dem Sprengel Eger angehörte, während ein Teil dieser Ortschaften verwaltungsgemässig Glied des Komitats Bihar war. Bei der Feststellung der Bevölkerungszahl unseres Stuhlbezirkes können wir uns nur auf die Zehntenablieferungsunterlagen stützen. Wir haben uns also die Vortstellung nicht der ganzen Bevölkerungszahl, sondern nur die der besteuerten Leibeigenen zum Ziel unserer Arbeit gesetzt. Im Jahre 1556, am Anfang der behandelnden Epoche, die noch als kriegslose, von der türkischen Zerstörung freie Periode betrachtet werden kann, weisen die Zehntenablieferungsunterlagen 1352 besteuerte Familienoberhäupter auf dem Gebiet unseres Stuhlbezirks aus. Benutzt man die gebräuchliche Multiplikationszahl 5, so ergibt sich als wahrscheinliche, damalige Bevölkerungszahl auf dem Gebiet des Stuhlbezirkes 6760. Diese Zahl zeigt natürlich nur die steuerzahlungsfähige Familien. Aus der Ablieferungsunterlage waren nähmlich auch die sehr armen und die Adligen ausgefallen. Die Bevölkerungszahl unseres Stuhlbezirks hatte in dem behandelnden Jahrhundert nicht nur nicht angewachsen, sondern wesentlich abgenommen. Diese Verminderung war zunächst Folge, der sich immer wiederholenden türkischen Zerstörungen. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts wurde beinahe das ganze Gebiet unbewohnt. Am Anfang des 17. Jahrhunderts sind nur in den durch Röhrichte und Sümpfe verteidigten Sárréter Dörfern solche Leibeigenen aufzufinden, die Saaten hatten und steuern konnten. Im Laufe der in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts beginnenden Neubevölkerungen kehrten größtenteils die vorigen Bewohner auf ihren verlassenen Wohnort zurück. Die Kontinuität der Bevölkerung zunächst in den Sárréter Dörfern läßt sich bis heute mit aller Bestimmtheit feststellen. Die Bevölkerung baute von den Getreidearten in erster Linie Waizen (Fruges) als Brotgetreide. Man baute außerdem in bedeutendem Maße Frühlingfuttergetreide und Gerste (Vernalis, Hordeum). In sehr niedrigem Maße kam es vor Roggen (Siligo), oder Hafer (Avena) zu bauen. Die Aussäung des Getreides in den einmaligen Sturz erfolgte mit der Hand. Bei der Ernte gebrauchte man Sichel und Sense. Ging der Weizen dicht auf und entwickelte sich schön, dann wurde er mit der Sichel geerntet. Das geerntete Korn wurde in Garben (manipulos) gebunden und auf dem Stürzel in Puppen (crux) aufgestellt. Ging das Korn, infolge des ungüngstigen Wetters, dünn auf und wurde es nur klein aufgewachsen, bedeckte man es meistens mit Sense, oder wurde es mit ihr abgemäht und auf dem Feld ungebunden aufgeschobert (cumulus). Die Zehnter wollten die Bauern dazu bewegen, mit Sichel zu ernten, weil so die Zehntenerhebung leichter war. Das auf dem Feld in Puppen aufgestellte Korn wurde nähmlich gezählt, zwei Puppen gaben eine Einheit, genannt Kalangya (gelima) aus, sie wurde in Unterlage genommen und jede zehnte Kalangya als Zehnte weggeführt. Auf dem Gebiet unseres Stuhlbezirks waren beide Formen der Getreidernte üblich. Es kam vor, daß man in derselben Wirtschaft, in dem selben Jahr den einen Teil des Waizens mit Sichel geerntete, den anderen Teil mit Sense gemähte. Das Frühlingskorn wurde gewöhnlich mit Sense geschnitten und aufgeschobert. 155