A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1974 (Debrecen, 1975)
Néprajz - Varga Gyula: Weinbau am Érmellék
die Erde von den Stöcken in die Mitte gezogen wurde. Das zweite war das „bevágás" (Ausheben), als die so entstandenen Hügelchen (ormó) fast waagerecht auseinandergezogen wurden. Im Hochsommer hackte man mehrmals gegen das Unkraut („gazolás"). Ende August wurde dann an „lágyszem" (weiche Augen) gehackt, da wurden die Hügelchen wieder errichtet; endlich kam das „fedés" (Häufeln), als die Erde auf die Stöcke gezogen wurde, damit sie nicht auswinterten. Manche bedekten auch die Triebe. Im allgemeinen wurde vom 20. Juli bis zum 20. August keine Arbeiten in den Weingärten geleistet; man nahm an, man dörfte an den „kánikula" (Hundstagen) im Weingarten gar nicht tätig sein, sonst ginge die Frucht verloren. Man hielt während der letzten 40 Jahren immer weniger an diese Tradition. Die Arbeitsphasen des Laubformens sind die Aufbinden und das Entzgeizen. Vor dem ersten Weltkrieg wurden die Triebe mit dem elastischen Halm einer schilfartigen Pflanze (Cyperaceae) oder mit hausgemachtem Hanfstrick an den Pfahl gebunden, neulich wurde dazu Raffiabast gebraucht. Die Ranken wurden mit einem gekrümten, manchmal aus Sensenklinge geschmiedeten Rankenmesser abgeschnitten. Das Bespritzen ist in unserer Gegend erst seit etwa 80 Jahren bekannt. Die Herstellung der Bordelaiser Brühe wurde wahrscheinlich in der Diószeger Winzlerschule beigebracht. Im 20. Jahrhundert verbreiteten sich die Rückenspritzer mit verschiedenen Sprengkörpern. Die Weingärten wurden immer jährlich 4-5-mal mit gut gefaultem Stalldünger bestreut. Das Düngen erfolgte im Winter. Der Dünger wurde zuerst aus dem Hof an den Weingartenrand, und von hier mit Schubkarren oder noch häufiger mit einer „rakonca" (tragbaren, an beiden Enden mit Handgriffen versehenen Holztafel) zwischen die Reihen getragen, hier gleich massig verstreut, und im Frühling beim Räumen mit Erde bedeckt. Die Weinlese ist die wichtigste Arbeit im Weingarten. Die Vorbereitungen, das Reinigen und Durchbrüchen der Fässer forderten manche Tage der Männer. Beim Durchbrühen wurden zum Odorieren Nussbaumblätter im Wasser gekocht. Nach dem Reinigen wurde das Fass geschwefelt. Die Weinlese ist ein Arbeitsfest, und wird bis in die jüngste Zeit hinein unentgeltlich, mit Helfern geleistet. Ausser den Familienmitgliedern nahmen daran Verwandte, Bekannte, die mit dem Hauswirt befreundeten verschiedenen Tagelöhner, deren Familienmitglieder teil. Der Hauswirt gab Verpflegung am ganzen Tag. Zu Mittag wurde draussen auf dem Weinberg meist Schafperkelt zubereitet, zu Abend Geflügel geschlachtet. Die Weinlese lief nach einer traditionellen Arbeitsteilung ab. Der Hauswirt leitete den ganzen Arbeitsprozess, die Frauen kochten, einige Männer waren beim Keltern (Mahlen), Pressen und Mostherstellen tätig, ein bis zwei Jungen waren die Butterträger, den Rest bildeten die Sammler. Bis in die 1950er Jahre war bei der Weinlese das Singen üblich, machmal auch kurze Tänze, die nach der Musik der in den Garten zur Begrüssung der Weinleser kommenden Musiker getanzt wurden. Traditionelle Speisen Waren zu Mittag das „juhhúsos kása" (Schaffleisch mit Hirsbrei) zu Abend der „rucáskása" (Entenbraten mit Hirs- oder Maisbrei). Die Ausrüstung des Weinbaus und der Weinlese werden auch an Abbildungen vorgestellt. Der Weinlese folgte der Weinlesenball, der wahrscheinlich aus den gutsherrlichen Traditionen unter das Volk gekommen war. Früher hatten die Gutsherren nach dem erfolgreichen Zehnten dem Bauernvolk einen Ball gegeben. Im Ball blieben noch die Bräuche des Weinstehlens und des Weinleseraufzuges. Die Ordnung der Arbeiten im Weingarten passte sich an die Regeln des Ackerbaus und der Viehzucht, also der ganzen Wirtschaft. Darum wurden die meisten Arbeiten von den älteren Männern geleistet, die in den Feldarbeiten weniger tätig waren. Die im Ackerbau tätigen Männer konnten nur in den Arbeitspausen in den Weingarten gehen, aber auch so leisteten sie die anstrengendsten Arbeiten. Tagelöhner und andere Hilfsarbeiter wurden nur zum Räumen, Häufeln, Hacken und Aufbinden herangerufen. Die Weinlese hat man ausnahmsweise unentgeltlich, als Beihilfe geleistet. Die Technik der Bereitung des Weines ist im allgemeinen mit den Verfahren in der Tiefebene, besser in Transsylvanien (Siebenbürgen) identisch. Der Wein wurde meist in Kellern, seltener in Kammern gelagert. Beim Bereiten des Weines folgte man besonders der Gärung des Mostes aufmerksem, und Ende Dezember kamen das „lehúzás" (Umfüllen), das Ablassen der Flüssigkeit vom Bodensatz, eventuell noch das Filtern und Schwefeln. Ein eigenartiges Verfahren war das Bereiten des „ürmösbor" (Wermutweins), des Bitterweins. An den Boden des Fasses wurden die zerdrückten Weintruben mit Stiel geschüttet, darin wurde ein Wermutlager gemacht und mit Rotwein angefüllt. Arme Leute haben auch „lőre" (Nachwein) in mit Wasser angefülltem Tresterlager hergestellt, manche auch „kanbor" (etwa: Eberwein) bereitet, der eigentlich ein aus dem ausgepressten Bodensatz gewonnener übelschmeckender Wein ist. 533