A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1974 (Debrecen, 1975)
Néprajz - Varga Gyula: Weinbau am Érmellék
ergänzt wurde, man - besonders in den Bergdörfern - tanya (Gehöft) nannte. Die einzelnen Grundstücke wurden voneinander durch Fusswege, (barázda = „Furche") getrennt. Jedes Grundstück wurde in Querrichtung in drei Teile {járás = Gang) gespalten. Die Bauten der Weingärten wurden nach den Dorfhäusern errichtet, stellen aber deren frühere, vor Jahrhunderten gültige Entwicklungsetappe dar. So sind die verschiedenen Hütten, die mit Rohr oder Schinden bedeckten ein-, zwei- oder dreiräumige Stroh- oder Stampflehmschuppen zu finden. Die Dachstruktur kann ein an beiden Enden abfallendes Satteldach sein, es gibt aber auch Schuppen mit Brandmauer, die selten auch auf andere Gegenden charakteristisch geziert werden konnte. Auf den Diószeger, Székelyhíder Bergen kann man besonders in den früheren Meier- und Bürgerweingärten auch herrenhausartig gestaltete, stilisierte Bauformen finden. Die einfachen Bauernschuppen konnten ebenfalls mit kleineren Kellern, Kelterhäusern ergänzt werden. Manchmal erscheinen auch Ställe und andere Wirtschaftsgebäude im Weingarten, das ist aber nicht üblich. So widerspiegeln die Gebäude der Weingärten trotz der Ähnlichkeit nicht, die frühere Aussicht der Dörfer, wo auch vor Jahrhnderten kleine, aber komplette Meierhöfe zu finden waren. Charakteristische, unentbehrliche Gebäude der Weinberge waren die Keller, die am Érmeilék gewöhnlich nicht in den Weingärten, auch nicht im Dorf, sondern in einem anderen Sektor lagen. Obwohl man neuerdings sowohl auf den Weinbergen, als auch im Dorf Keller findet, kommt das aus der Treffzone zweier Gegenden. In den dem Érmellék benachbarten Dörfern des Tieflandes wurden ja die Keller im Dorf, am Bauernhof, unter dem Wohnhaus errichtet. Sehr eigenartige, verhältnismässig primitive Formen der Keller wurden auf dem Berg bei Szentimre beobachtet, von denen hier auch Bilder zu sehen sind. Das andere typische Zubehör der Weingärten war der Brunnen. Auf der Ebene sind Ziehbrunnen, auf den Bergen Radbrunnen zu finden, hie und da kommen auch Quellbrunnen vor. Die Brunnen werden in Brunnengemeinschaften benutzt. Acht bis zehn Weinbauern liessen einen Brunnen errichten, um dessen Pflege, Unterhaltung und Betrieb sorgten sie gemeinsam. Die Brunnengemeinschaft war eine der primitivsten Dorfvereinigungen. In ihrer Tätigkeit können schon im 19. Jahrhundert bestimmte wormale Merkmale beobachtet werden, die auf eine höhere Organisiertheit hinweisen. Die Verwaltung der Weingärten ist in allen Érmelléker Dörfern das Recht und die Pflicht der Vereinigung von den Gartenbesitzern. Die Besitzer haben sich - aller Wahrscheinlichkeit nach schon im Mittelalter - aus ihrer Reihe Vorgesetzte gewählt, die auf die Einhaltung der ungeschriebenen, dann schriftlichen Gesetze der Gemeinschaft achteten. Die Wahl war meist demokratisch, manchmal mischten sich aber auch der Gutsherr und die Dorfobrigkeit hinein. An der Spitze der gewählten Obrigkeit stand der Bergschulze, der aller Wahrscheinlichkeit nach auch Mitglied der dörflichen Selbstverwaltung war. Oft wurden auch Gartenherr, oder Bergvorsitzender , Kassier, später Schriftführer gewählt. Ein sehr wichtiger Angestellter war der csősz oder kerülő (Heger). In grösseren Gärten gab es auch mehrere, da entwickelte sich aber eine hierarchische Ordnung unter ihnen; es gab einen ersten Heger und die anderen waren ihm untergeordnet. Man versuchte ab zweiter Hälfte des 19. Jahrhunderts die Tätigkeit der Berggemeinschaften waren besonders die Gesetze von 1929 und 1938 von grosser Bedeutung, obwohl sie die ausser den Grenzen liegenden Érmelléker Dörfer gar nicht berührten. (Diese Gegend gehörte seit 1918 Rumänien.) Sie versuchten, die Berggemeinschaften den Genossenschaften nähern, haben aber statt der früheren demokratischen Gründe die Vermögens- und Klassenunterschiede geschärft. Die Érmelléker Grossgemeinden haben den Gesetzen gar nicht gefolgt - z. B. dass jedermann in der Gartenwirtschaft seinem Grundstück nach Stimmungsrecht hatte -, die Verwaltung ging auch weiter einfach, mit wenig Formalitäten, patriarchal. Die Entwicklung des Érmelléker Weinbaus wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch die Reblans zum Stillstand gebracht, dann, als die Weingärten neubeplanzt wurden, durch den ersten Weltkrieg und durch die danach veränderten politischen Verhältnisse beeinflusst. Die Weingärten sind aber geblieben, der Weinbau ging sowohl in Ungarn, als auch in den rumänischen Dörfern unter sehr bescheidenen, aber traditionellen Umständen weiter. Die Einführung der Grosswirtschaft hat die Weingärten auf beiden Seiten grösstenteils aufgelöst, es entwickelte sich aber bisher keine moderne Grossbetriebsproduktion. Manche alte Weingärten halten sich zäh, hier führt hauptsächlich die ältere Generation seine traditionelle Lebensweise. 34* 531