A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1974 (Debrecen, 1975)

Régészet, ókortudomány - Mesterházy Károly: Archäologische Angaben zur Siedlungsgeschichte des Komitates Hajdú-Bihar in den 9-13. Jahrhunderten. II.

Gräberfeld der spätawarischen Bevölkerung (9. Jh.) ausgegraben, dabei wurde eine Kelch­schüssel bulgarischen Charakters gefunden. Uns sind ein Friedhof des Dorfes aus den 10-11. Jahrhunderten und das Gebiet des Dorfes aus der frühen Arpadenzeit bekannt. Sein erstes urkundliches Erwähnen stammt aus 1075, als König Geisa I. das Dorf mit 120 Bauern­höfen an die Abtei von Garamszentbenedek gespendet hat. Das Dorf wurde damals, aber auch am Anfang des 13. Jahrhunderts noch Rikachi genannt. Der Name des benachbarten Dorfes (heute Einödhofs) Zomlin ist slawischen Ursprungs. Die awarische Bevölkerung des 9. Jahrhunderts muß auf dem heutigen Gebiet des Dorfes gelebt haben, südlich davon ent­stand das ungarische Dorf. Die Zomliner Slawen können das Dorf der früheren Bevölkerung Rikachi genannt haben. Ein Geschlecht der landnehmenden Ungarn hat die Umgebung zu Zentrum gewählt. Das beweisen die zwei reichen Frauengräber aus der Zeit der Landnahme. Der Friedhof wurde ab Anfang des 10. Jahrhunderts bis zur Wende vom 11. zum 12. Jahr­hundert benutzt, die Bewohnung war also ständig. Die Anordnung des Gräberfelds weist auf die Identität der Bevölkerung hin. Während der Stabilisierung der Fürstenmacht (960-970) hat der Fürst die Güter des Geschlechts enteignet, sie konnten so wahrscheinlich als könig­liche Gabe in die Hände der Kirche kommen. Bis zum Mongolenzug gab es zwei Siedlun­gen: die der Bevölkerung aus dem 9. Jahrhundert und südlich davon die der Ungarn. Die durch den Mongolenzug abgenommene Bevölkerung hat dann nur ein Dorf wiederbesiedelt, das am höchsten liegende Gebiet des Dorfes aus dem 9. Jahrhundert. Die awarische und bulgaro-slawische Periode braucht weitere Forschungen. 206 — 209 Die arschäologischen Funde aus Debrecens Umgebung zeugen ebenso über die An­wesenheit der Bevölkerung im 9. Jahrhundert. In der Flur der Stadt, in der Umgebung des Renn platzes (Fundstätte Nr. 29) wurde charakteristische bulgarische Keramik gefunden, aus dem Nagyerdő (Großen Wald) und aus Nyulas (Fundstätten Nr. 31 und 34) sind Spuren einer Siedlung aus dem 9. Jahrhundert bekannt. Eine Siedlung der landnehmenden Ungarn lag auf dem Land hinter dem früheren Rindermarkt (Fundstätte Nr. 20), außerdem kennt man zwei Gräberfelder aus den 10-11. Jahrhunderten, zu denen je eine Siedlung ge­hörte. 210 — 213 Aufgrund der spärlichen Angaben muß die spätawarische und bulgarische Be­völkerung in selbständigen Siedlungen gelebt haben. Die landnehmenden Ungarn ha­ben ebenso selbständige Siedlungen gegründet. Der Zusammenbau konnte später, im 11. Jahrhundert erfolgen. Im Zetrum der Stadt wurden noch keine Funde aus den 11-12. Jahr­hunderten gefunden, so steht ohne Zweifel fest, daß Debrecen aus mehreren Siedlungen entsanden ist, der Ablauf könnte nur mit fachmäßigen Ausgrabungen untersucht werden. Über unsere Dörfer aus dem 10. Jahrhundert mit slawischen Personennamen (Léta, Bagos) oder mit anderen slawischen Namen (Konyár, Pród) kann festgestellt werden, daß die herumlebende slawische Bevölkerung sie benannt hat. Es ist dabei wahrscheinlich, daß slawische Einwohner auch in den Siedlungen selbst lebten (Léta). Die erste Schicht des Siedlungsnetzes bilden so die Wohnstätten der nicht-ungarischen (awarischen und slawischen) Bevölkerung des 9. Jahrhunderts. Die zweite Schicht geben die Dörfer der landnehmenden ungarischen Geschlechter. Über ihre Siedlungverhältnisse be­richten die am Anfang des 10. Jahrhunderts errichteten Friedhöfe. Auf unserem Gebiet zei­gen die Gräberfelder aus dem 10. Jahrhundert zwei Volkstümer. Das eine hat sich unseren Kenntnissen nach nördlich von der Linie Tiszalök-Debrecen, das andere südlich davon niederlassen. Die älteren Gräberfelder nördlich von Debrecen können an die kabaro-chasa­rische und wolgabulgaro-böszörmenische Völkerschaften gebunden werden. Das Material des Gemeinvolkes bildet den Nachlaß den sieben landnehmenden ungarischen Stämme. Die Trennlinie ist aber nicht klar, da Funde kabaro-chasarischen Gepräges auch südlich von Debrecen zu finden sind. Das läßt voraussetzen, daß die landnehmenden Stämme ge­mischten Charakter hatten. Aus den Geschlechtsbölcke ist uns der Volksblock von Artend im Großen und Ganzen bekannt. Das einheitliche Material der Geschlechtfriedhöfe be­weist das Dasein von Geschlechtern gleichen Volkstums. Die dritte Schicht und dabei die zweite ungariche Schicht des Siedlungsnetzes wurde durch die Ansiedlungsaktionen der sich um 970 entwickelnden Fürstenmacht zustande gebracht. Die Trennlinie zwischen der zweiten und der dritten Schicht bildet das Auftauchen der jüngeren Gräberfelder. Es ist auf dem Gebiet der kabaro-chsarischen Geschlechter am auffallendsten, da das archßologische Ma­terial der neuen Siedler viel einfacher und ärmlicher ist, als dasselbe der ersten Land­nehmer. Das Volkstum der Dörfer von der dritten Schicht ist manchmal noch gemischt un­garisch-slawisch (das awarische Element ist schon linguistisch nicht mehr nachzuweisen), später hat sih aber völlig madjarisiert (Léta, Konyár, usw.). Die dritte Siedlungsschicht be­zeichnet das Auflösen der Geschlechtsstruktur, darauf folgte überall das Aausbauen des fürstlichen (königlichen) Privateigentums und Burgnetzes. Es ist eigenartig, daß, wo die späteren Quellen die Dörfer des königlichen Gutes erwähnen, die Friedhöfe des Gemein­volkes überall aufzufinden sind. Die vierte Schichte des Siedlungsnetzes bilden die frühe­265

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