A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1969-1970 (Debrecen, 1971)

Néprajz - Varga Gyula: Das Rind in der Wirtschaft eines Dorfes in Bihar im 18–19. Jahrhundert

II. Die äussere Ansicht, die Eigenschaften und Rassenkennzeichen des Rindes. Die Bezeichnungen für das Rind, (Rind, Vieh, Kalb, Kuh, Ochse, ,,tinó" = junger Ochse, der noch nicht unterjocht ist, ,,söre" = Mastochse) sind dieselben, die auch aus der Literatur wohlbekannt sind. Daraus ist klar, dass die übliche Rindrasse auch hier die Bos Taurus primigenius Hortobágyiensis (Hankó) war, die verschiedenen rotgescheckten Rindarten wurden erst in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts verbreitet. (Die Benennungen, die sich auf die Farbe der Haare und die Form des Hornes beziehen und die Rassenkennzeichen tragen, wurden auf Grund zeitgenössischer Quellen dokumentiert.) III. Die Weide. Der Grund der Viehhaltung war auch hier die Weide. Die wichtigste Basis dafür bedeutete die Gemeindeweide von ungefähr 1200 Joch, auf der jedermann eine beliebige Anzahl Rinder grasen lassen durfte, natürlich bei Innehaltunk der Regeln. Die Gemeindeweide wurde durch Pachtweiden ergänzt. Die verschiedenen Freiwerden hatten ebenso eine grosse Rolle : von den Wiesen angefangen wurde bis Herbst die ganze Flur frei. Ein selbständiges Kapitel beschäftigt sich mit dem Problem der „freien Weiden". Hier schreibt der Verfasser darüber, dass die Arbeitstiere und ein paar Tiere der armen Leute in der dargestellten Zeit - mit der Methode des Weidens an Hand - von Frühling bis Herbst gehalten werden konnten, auch ohne die Gemeindeweide in Anspruch zu nehmen. Solche freien Weiden waren die Strassen - und Grabenränder, Reine, die Enden der Acker und nicht zuletzt die freigewordenen Felder. IV. Das Kapitel ,,Das System des Weidens" stellt fest, dass das Weiden und die Hal­tung an Hand so ein einheitliches System bildeten, das dem Zweck der Viehhaltung am meisten entsprochen hat. Die wichtigsten Formen des Weidens waren die Herden, die ent­weder draussen übernachteten, oder jeden Abend nach Hause getrieben wurden, und das Weiden an der Hand. Die letzte hatte zwei weitere Varianten, die sog. „Göbös", kleine Gruppen, die für die ruhenden Arbeitstiere den Gassen nach gestaltet und von den Bauern selbst gehütet wurden, und das Weiden am Seil, als der Bauer sein Tier, am Seil haltend, auf der freien Weide satt essen Hess. Die Einheit dieses Systems wird besonders dadurch bewiesen, dass dasselbe Tier die verschiedenen Stufen der Weidenformen mitgemacht hat. Als Kalb, wurde es jeden Abend nach Hause getrieben, später übernachtete es draussen, schliesslich als Arbeitstier lebte es nach den Regeln des Weidens an Hand. V. Das Rind aui der Weide. Die Hirten, die das Vieh gehütet haben, waren im Dorf arme Leute, manchmal haben sie die Beschäftigung durch Generationen aufbewahrt, sie bildeten aber keinen besonderen Hirtenstand. Die wichtigsten Elemente ihres Gehalts waren auch hier nach der Zahl des Viehes, eine bestimmte Geldsumme, Brot, Bundschuhe, oder Leder dazu, Steuererlass, Verpflegung, wenn sie die Herde jeden Abend nach Hause trie­ben, ein bestimmter Acker, wenn sie draussen übernachteten, ausserdem verschiedene Ge­schenke (Kuchen zu Pfingsten, Branntwein zu Ostern) usw. Der Austrieb auf die Weide und die Gewöhnung an Heimkehr gingen ebenso nach traditioneller Art. Über die hinausgetrie­benen Rinder haben die Vertreter des Rates (die Hirteninspektoren) Aufzeichnungen gefer­tigt, der Hirt hat sein Handzeichen beigefügt, er hatte also mit den hier eingetragenen Rin­dern zu rechnen. Das Rind, das auf die Weide ausgetrieben wurde, wurde gestempelt oder gebrandmarkt, damit es bei der Gewöhnung an Heimkehr zu erkennen wäre. Für die Her­den, die draussen übernachteten, wurden keine Sammelbauten (Pferche, Flügeldächer) an­gerichtet; wenn das Wetter schlecht war, haben sie Wälder, Absätze aufgesucht. Die Werk­zeuge der Hirten, die Technik der Hütung waren mit den wohlbekannten Formen identisch. Am Verhältnis der Bauern und der Hirten - da sie gegenseitig aufeinander angewiesen wurden - kann man eine Art Zurückhaltung bemerken. Einigen Hirten wurde auch ma­gische Macht zugemutet. Es wurde angenommen, dass sie sich auf das Senden von Wölfen, auf die Verhexung und auf des Heilen verstünden. V/. Das Rind zu Hause. Ab Eintrieb im Herbst bis zum Austrieb im Frühling war das Vieh zu Hause. Seine Verpflegung und Aufsicht wurde von der Bauernfamilie durch innere Arbeitsteilung geleistet. Die Form der Ställe erinnert an die Einteilung des Wohnhauses, man kann an ihnen, die Grösse abgerechnet, im wesentlichen dieselben Stilzüge bemerken. Die tägliche Periode der Viehverpflegung hat den ganzen Arbeitsplan der Familie im Win­ter bestimmt. Die täglich zweimalige Fütterung, die Vorbereitung des Futters, die Pflege, die Auf- und Abführung und das Heilen des Viehes hat den Alltag fast ganz ausgefüllt, nur vormittags und abends gab es ein paar freie Stunden. Die Ausrüstung der Ställe war im grossen und ganzen mit dem Durchschnitt im ganzen Land identisch. Der Stall war auch ein wichtiger Platz des gesellschaftlichen Lebens, da die jungen Burschen, die im allgemeinen im Stall übernachteten, sich hier in Gruppen zusammenge­zogen und die verschiedenen Bräuche und Traditionen gelernt haben. VII. Der Gewinn. Es ist für die Viehhaltung in Kismarja charakteristisch, dass das Vieh durch ständige Wertsteigung Nutzen tragen musste. Das Grossziehen des Kalbes, das 427

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